Während am vergangenen Samstag bundesweit tausende Menschen dem sechs Monate zurückliegenden rassistischen Anschlag in Hanau und seinen neun Todesopfern (Link zur Initiative 19. Februar) gedachten, fand in Jena-Maua im Gasthaus „Goldenes Schiff“ ein überregionales Treffen extrem rechter Burschenschaften statt. Ausrichter waren die Burschenschaften Normannia zu Jena und Alte Burschenschaft auf dem Burgkeller Jena. Neben den beiden gastgebenden Jenaer Burschenschaften, deren Mitglieder zum Fechtkampf antraten, nahmen Mitglieder der Burschenschaften Saxo-Silesia Freiburg, Halle-Leobener Germania, Rugia Greifswald, Germania Leipzig, Arminia Leipzig und Dresdensia Leipzig teil. Die Burschenschaften gehören dem Zusammenschluss Waffenring Halle-Leipzig an (Broschüre des Stura Dresden). Es reisten über 40 Personen aus mehreren Bundesländern an. Mehrere der Burschenschaften sind einschlägig aus dem Neonazi-Milieu, aus den Netzwerken der Identitären Bewegung und aus bewaffneten und neofaschistischen Prepper-Netzwerken bekannt. Das Goldene Schiff in Jena-Maua wurde somit einmal mehr zum Treffpunkt der extremen Rechten, nachdem sich das Lokal bereits zum festen Stützpunkt der AfD Jena-Saale-Holzland-Kreis etabliert hatte. Pikantes Detail: Der rechte Treffpunkt ist gleichzeitig das Wahllokal für den Bezirk Jena-Maua und bei der letzten Landtagswahl erzielte die AfD dort ein Top-Ergebnis.
Christian Heilmann – Von Wohlleben über die Normannia bis zur Identitären Bewegung
Christian Heilmann ist ein weiteres Mitglied der extrem rechten „Burschenschaft Normannia zu Jena“. Der Ausgangspunkt seiner politischen Entwicklung sind die Neonazi-Netzwerke zwischen Jena und Kahla, die ihn zu JN-Veranstaltugen, zu Aufmärschen der „Identitären Bewegung“, der AfD, von „EinProzent“ und „PEGIDA“ führen. Dabei hält er stehts den Kontakt zu militanten Kameraden und altgedienten Rechtsterroristen.
Politisierung durch Ralf Wohllebens NPD und die Thüringer Kameradschaftsszene
Christian Heilmann, 29 Jahre alt, stammt aus Jena, wo er in der Nähe des Friedensberges im Jena-Süd wohnte. Heilmann war bis zur Verhaftung des NSU-Helfers Wohlleben eine von dessen Jenaer Kontaktpersonen. Als die Normannia 2009 aus dem braunen Haus in Jena-Altlobeda nach Kahla in die Burg 19 verzog, knüpfte auch Heilmann politisch und sozial an die dortigen Strukturen an. Mit Tobias Winter aus dem Landkreis Sömmerda, seinem heutigen Normannia-Kamerad Martin Schieck und Mitgliedern der Erfurter Kameradschaftsszene um Enrico Biczysko oder Martin Gärtlein nahm Christian Heilmann beispielweise an einem Zeitzeugengespräch teil. In jener Zeit war er bereits Fan des National Socialist Black Metal (NSBM), wie er mit Aufnähern und Pullovern von „Burzum“ oder „Absurd“ kundtat, die er auch heute noch verehrt. Die Sänger dieser Bands haben ihren Kultstatus in der NSBM-Szene jeweils mit Morden erlangt.
Der Fall Martin Schieck und die Lügen der AfD: Normannia-Burschenschafter und EinProzent-Aktivist als Mitarbeiter der Thüringer AfD
Am 2. Mai veröffentlichte der MDR eine Recherche zu Martin Schieck, der für die Thüringer AfD-Landtagsfraktion arbeitet. Dem Bericht zufolge hat Schieck eine Neonazi- „Vergangenheit“, vor allem durch seine Kontakte zum Blood & Honour-Musiker Tobias Winter, alias Bienenmann. In einem Dementi der AfD dazu heißt es, die Vorwürfe beruhten alleine auf Mutmaßungen und „Kontaktschuld-Konstruktionen“, Schieck sei kein Mitglied irgendeiner rechtsextremistischen Organisation und sei erst „wenige Wochen“ bei der Fraktion beschäftigt. Neue Recherchen zeigen: Die AfD lügt in allen Punkten. Schieck arbeitet seit mindestens Oktober 2019 als Fotograf und Filmer für Landtagsfraktion. Die nötige Erfahrung bringt er aus der Arbeit für die rechtsextreme Plattform “EinProzent” mit. Und er ist Mitglied der neonazistischen „Burschenschaft Normannia zu Jena“, die personell und ideologisch eng mit dem „Thüringer Heimatschutz“, der NPD und Jenaer NSU-Helfern verbunden ist.
Eine Recherche in Episoden des extrem rechten Aktivisten Martin Schieck zurück bis 2014.
Finales Update: Loco Artista komplett geräumt – Ende gut, alles gut?
Kurz nachdem wir zur Wiedereröffnung des Neonazi-Tattostudios Loco Artista am 8. Juni in Jena über dessen Hintergründe informiert hatten, hatte eine der zwei TätowiererInnen, „Resi Ink“, bereits ihren Rückzug erklärt. Ihr Partner Jeffrey Weißenborn alias „EiskaltInk“ wollte unter Berufung auf die vermeintlich große Unterstützung seiner Instagram-Follower*innen trotz antifaschistischer Proteste am Standort Jena-Süd festhalten. Unseren Recherchen nach scheint er jedoch kurz darauf, den Mietvertrag seinerseits gekündigt zu haben. Dass es für ihn in Jena nicht gut lief, zeigte sich bereits an den permanenten Rabatt-Angeboten und freien Terminen, die er auf Instagram bewarb. Ende Juni kündigte sich dann bereits ein Ende auf Raten an – nicht ohne zuvor nochmal seine politische Haltung klarzumachen.
Bloodline und Magoo Tattoo: Nazi-Tätowierer aus Erfurt
Kürzlich veröffentlichten wir einen Artikel zur Wiedereröffnung des Tattoostudios “Loco Artista” in Jena, betrieben durch Jeffrey Weißenborn und seine Partnerin “Resi Ink”. Beide sind bestens vernetzt mit Neonazis in Apolda und Erfurt, zählen Mitglieder der “Bruderschaft Thüringen/Turonen/Garde 20” zu ihrem Freundeskreis, Weißenborn besuchte Rechtsrockveranstaltungen und arbeitete für und mit Neonazi-Tattoostudios in Erfurt. Wenn Jeffrey Weißenborn nun online verkündet, man solle nicht alles glauben, was geschrieben steht, soll uns dies Anlass genug sein, die beiden Erfurter Tattoostudios näher zu beleuchten.
Update: Erster Rückzieher bei Loco Artista in Jena
Rückzug von „Resi Ink“
Nachdem wir am 07.06.2020 über die Wiedereröffnung des von Neonazis betriebenen Tattoo-Studios „Loco Artista“ im Jenaer Süd-Kiez informiert hatten, zeigt sich bereits erste Wirkung bei den BetreiberInnen: „Resi Ink“ hat im Netz angekündigt, die Pläne für Jena aufgrund des antifaschistischen Protests zu verwerfen und bis Jahresende in Erfurt weiterzuarbeiten.
Loco Artista – Wiedereröffnung eines Nazi-Tattoostudios in Jena
In der Schleidenstraße 25 im Jenaer Südviertel soll ein neues Tattoostudio unter dem Label „Loco Artista“ eröffnet werden. Jeffrey Weißenborn und seine Frau, die unter dem Namen „Resi Ink“ als Tätowiererin aktiv ist, werden die neuen InhaberInnen. Beide sind eng mit der Apoldaer und Erfurter Neonaziszene vernetzt. In den sozialen Netzwerken kündigten sie an, ab 8. Juni Termine in Jena vergeben zu wollen. Der Laden droht damit zu einem Anlaufpunkt für Neonazis und rechtsoffenes Klientel mitten im Kiez zu werden.
Nico Schneider – Wohllebens politischer Ziehsohn zwischen “Normannia” und Schnellroda
Was man hätte wissen können! – Eine Zusammenfassung
Der politische Hintergrund von Nico Schneider ist dank antifaschistischer Recherche bereits seit vielen Jahren bekannt. In diesem Beitrag sollen die einzelnen Berichte zusammengefasst und nochmal gebündelt dokumentiert werden.
Kevin Armstroff: Ein bekannter Neonazi im Dienste der städtischen Jenaer ASI GmbH
Bei einem Unternehmen der Jenaer Stadtwerke, der ASI Anlagen, Service, Instandhaltung GmbH, arbeitet der bekannte Neonazi Kevin Armstroff aus dem Weimarer Land. Armstroff ist seit mindestens 2013 regelmäßiger Besucher von Naziaufmärschen, gehörte zur “Aktionsgruppe Weimarer Land” aus dem Spektrum der “Autonomen Nationalisten” und beteiligte sich an Aktionen der faschistischen Partei “Die Rechte” in Erfurt und Jena. Noch im Dezember 2019 lief er zusammen mit verurteilten Nazischlägern im Hakenkreuz-Pullover über den Erfurter Weihnachtsmarkt. Seit vergangenem Jahr ist er für ASI im Bereich Elektrik in den Häusern von JenaWohnen oder in städtischen Kulturzentren unterwegs. Wenig überraschend, ist doch der politische Ziehsohn Ralf Wohllebens, der frühere NPDler Nico Schneider, Ausbildungsleiter bei ASI.
Thügida reloaded in Gera? Anmelder Hallop marschierte schon bei Thügida, weitere Nazis sind aktiv in den Protesten
Seit wenigen Wochen finden in vielen deutschen Städten und Ortschaften Demos gegen die Covid19-Infektionsschutzmaßnahmen statt. Bereits frühzeitig wurde auf die Vereinnahmung durch extrem Rechte und AnhängerInnen von Verschwörungsmythen öffentlich hingewiesen. In Gera bestand diese Verbindung von Beginn an. Dabei kann auf eine langjährig bestehende personelle Vernetzung rechter AkteurInnen vor Ort aufgebaut werden. Peter Schmidt, der die Demo gegen die Corona-Maßnahmen am vergangenen Samstag (09.05.) in Gera organisierte, verbindet einiges mit dem „THÜGIDA“-Aktivisten und Neonazi David Sommerfeld. Mit Marek Hallop ist nun ein neuer Organisator der Proteste eingesprungen. Hallop, Rechtsextremer und Reichsbürger, marschierte noch vor eineinhalb Jahren bei „THÜGIDA“ in Gera mit. Und beim letzten Protest in Gera zeigte sich mit Ralf-Dieter Gabel noch ein weiterer Mitorganisator der früheren „THÜGIDA“-Aktionen. Gegenwärtig gewinnen die Proteste in Gera weiterhin an Zulauf und bieten Neonazis und Bürgerlichen zunehmend Raum für ihre menschenfeindlichen und verschwörungsideologischen Inhalte.