Szene-Models, Kameradschafterinnen und rechte Geschäftsfrauen: Loco Artista Neueröffnung in Apolda

Zukünftiges Loco Artista Studio in der Käthe-Kollwitz-Str. 3 in Apolda (Foto: Rechercheportal Jena-SHK)

Was in Jena nicht gelang, soll nun in Apolda verwirklicht werden. Unter dem Namen Loco Artista gab es bereits bis 2018 ein von Neonazis betriebenes Tattooostudio in Jena. Die Wiedereröffnung mit den neuen EigentümerInnen, Jeffrey Weißenborn und Theresa Szymocha, wurde aufgrund von Veröffentlichungen zu deren neonazistischen Kontakten und darauffolgender Proteste im Sommer 2020 verhindert (frühere Artikel dazu 1, 2, 3, OTZ). Jeffrey Weißenborn hat mittlerweile in der Stauffenbergallee 30 in Erfurt ein neues Studio. Seine Partnerin Theresa Szymocha kündigte nun an, in Kürze mit Weißenborns Schwester, Jaimie Weißenborn, in Apolda ein weiteres Loco Artista Studio zu eröffnen. Wir legen nun weitere Belege für Szymochas Einbindung in die organisierte Kameradschaftsszene in Apolda vor. Auch ihre Geschäftspartnerin Jaimie Weißenborn ist keine Unbekannte hinsichtlich ihrer Verbindungen zu Neonazis: Sie gehört nicht nur zu einem Freundeskreis weit vernetzter örtlicher Neonazis, sondern trat, genau wie Theresa Szymocha, schon als Model für den Apoldaer Neonazi-Versandhandel Nordrausch auf. Zudem eröffnet das Studio im Wohnhaus einer altbekannten Rechten. Die Neueröffnung des Tattoostudios erweitert somit das Netzwerk der extrem rechten Szene um ein weiteres Objekt in Apolda.

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12 Jahre anonyme Hetze und NS-Verherrlichung – Wer steckt hinter der Apoldaer Rechtsrockband „12 Golden Years“?

12 Golden Years 2018 auf Facebook: (v.l.n.r.) Stefan Rose, Dani Bürdek, Christoph Walther, Christoph Wolter, Florian Ritschel (Bild: Facebook)

Schon der Name ist Programm: ‘Golden’ seien die Jahre von 1933-1945 gewesen, wenn es nach den Hassmusikern aus Apolda und dem Weimarer Land geht. Um keine Zweifel aufkommen zu lassen, gaben sie sich den Beinamen ‘Hate Orchestra’. Die bis heute aktive Gruppe wurde 2008 von Mitgliedern der Kameradschaft Apolda und Nazis aus ihrem Umfeld gegründet. In ihren Liedern und Videos verherrlicht die Band den Nationalsozialismus und verbreitet antisemitische Hetze. Trotz der wenigen veröffentlichten Alben und weitgehend szeneintern beworbenen Konzerten ist die Band eine gewisse Größe in der regionalen Rechtsrockszene. Dies liegt nicht zuletzt an einer Vielzahl von Liveauftritten und ihrer engen Bindung an die bundesweit bedeutende Nazi-Kultband Radikahl, deren Frontmann Manfred Wiemer im Weimarer Land lebt. Die Apoldaer treten im In- und Ausland auf und pflegen dabei Kontakte in militante rechte Netzwerke. In ihren wenigen Videos und Fotos legt die fünfköpfige Band Wert auf Anonymisierung ihrer Mitglieder. Im Rahmen kontinuierlicher Recherchen zur Neonaziszene in Apolda konnten die Bandmitglieder identitfiziert und weitere Hintergründe aufgeklärt werden. Weiterlesen

Volkstrauertag Apolda: Bekannte Neonazis und Rechtsrocker attackieren couragierten Pfarrer

Zum Volkstrauertag zeigte Deutschland mal wieder sein altes Gesicht: Beim zentralen Gedenken auf dem Apoldaer Friedhof wurde zuerst in postfaschistischer Manier durch Ministerpräsident Ramelow und andere Offizielle den Gefallenen der Roten Armee und der deutschen Wehrmacht gleichermaßen gedacht. Umrahmt von Fernsehkameras wurden zunächst am kleinen sozialistischen Denkmal Gedenkreden gehalten. Danach versammelte sich die Menge auf dem vielfach größeren Gedenkplatz für deutsche Weltkriegsopfer. Hier führen steinerne, flache Grabkreuze für deutsche Gefallene auf ein meterhohes Steinkreuz zu. Es wurden erneut Reden gehalten und nun auch Trauerfanfaren gespielt.

Kaum war diese Feierlichkeit vorbei, erschienen rund 20 Neonazis aus den Strukturen der alten „Kameradschaft Apolda“, der örtlichen Rechtsrockband „12 Golden Years“ und der Sänger der bundesweit bedeutenden Nazi-Kultband „Radikahl“. Als ein anwesender Pfarrer deren Kranzniederlegung filmen wollte, griffen die Nazis ihn an und löschten gewaltsam die Aufnahmen von seinem Handy – umsonst: Denn Antifaschist*innen dokumentierten und identifizierten die Nazis beim Verschwinden vom Friedhof.

Neonazis beim Verlassen des Apoldaer Friedhofs am 15.11.2020 (Bild: Rechercheportal Jena-SHK)

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Offener Antisemitismus bei der AfD in Gera

Am vergangenen Freitag (16.10.2020) rief der AfD-Stadtverband Gera zu einer Kundgebung vor dem Kultur- und Kongresszentrum in Gera auf. Als Redner waren die Landtagsabgeordneten Dieter Laudenbach und Wolfgang Lauerwald sowie die Bundestagsabgeordneten Robby Schlund und Stephan Brandner angekündigt. Neben diesen AfD-Vertretern wurde auch der Zeulenrodaer Antisemit Frank Haußner als Redner für die Veranstaltung angekündigt. Antisemitismus ist in der AfD nichts Neues. Vor allem im Thüringer Landesverband unter der Führung von Björn Höcke ist dieser fester Bestandteil der faschistischen Ideologie der Partei. Jedoch wurden die antisemitischen Elemente in der Vergangenheit auf öffentlichen Veranstaltungen noch mehr oder weniger versteckt geäußert. Am vergangenen Freitag wurde nun einem offen auftretenden Antisemiten und Reichsbürger von der AfD Gera eine Bühne geboten und seinem Antisemitismus starker Applaus gespendet, auch von Seiten der AfD-Abgeordneten.

MdL Wolfgang Lauerwald (links), Frank Haußner (Mitte) und MdB Stephan Brandner (rechts) auf der Bühne der AfD-Kundgebung am 16.10.2020 in Gera (Bild: Rechercheportal Jena-SHK)

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Artenschutz für Rechtsaußen: Welche Burschen die CDU für besonders schützenswert hält

Die Germanen und AfD-Landes- und Lokalpolitiker Torben Braga (3.v.l.) und Tim Beutler (Hintergrund) mit weiteren Burschenschaftlern beim Soldatengedenken am Volkstrauertag 2015 auf dem Landgrafen. (Foto: Facebook)

Am 17.09.2020 debattierte der Jenaer Stadtrat auf Antrag von der CDU zum Thema “Sicherheit und Akzeptanz von Verbindungsstudenten in Jena”. Auslöser der Debatte war ein offener Brief vom 19.02.2020 verfasst von den Jenaischen Burschenschaften Armina, Germania und Teutonia. Im August legte die Burschenschaft Teutonia, Mitglied im Burschen-Verband Süddeutsches Kartell, mit einem persönlichen Brief an den Oberbürgermeister nochmal nach. Sie sorgten sich um ihre Sicherheit, im Speziellen für ihre bundesweite Zusammenkunft von Verbindungen des Süddeutschen Kartells in Jena am 03.10.2020. Im Rahmen der Stadtratssitzung kamen dann auch Vertreter von Rechtsaußen-Burschenschaften selbst zu Wort. Doch für wen fordert die CDU mit ihren Sidekicks FDP und AfD da Solidarität und warnt gar vor gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit gegen Burschenschafter?

Dass Burschenschaften wichtige Stützpunkte der AfD, der Identitären und der früheren Aktivisten von NPD und Thüringer Heimatschutz sind, wird seit Langem durch antifaschistische Recherchen immer wieder belegt. In der Recherche vom 23.8.2020 haben wir bereits über die beiden extrem rechten Jenaer Burschenschaften Normannia und Alte Burschenschaft auf dem Burgkeller Jena berichtet. Dass die anderen drei Jenaer Burschenschaften Teutonia, Arminia und Germania, auf deren Bedürfnisse die Stadtratsdebatte zurückgeht, nicht minder problematisch sind, wollen wir in dieser Recherche untermauern.

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Reinhardt Etzrodt: 2015 mit militanten Nazis marschiert, 2020 Stadtratsvorsitzender für die AfD Gera

Martin, Reinhard und Bettina Etzrodt am 15.6.2015 bei der Thügida-Auftaktkundgebung in Gera. (Foto: Antifa Recherche Gera)

Der Geraer Stadtrat hat am 24.09.2020 den AfD-Politiker Reinhard Etzrodt zum Vorsitzenden gewählt. Elf von 23 Stimmen müssen von anderen Parteien als der AfD gekommen sein. Die CDU will es nicht gewesen sein. Zu Recht weisen zahlreiche Veröffentlichungen wiederholt auf die Gefährlichkeit der AfD hin, im Speziellen auf die Thüringer Höcke-Partei. Auch Reinhard Etzrodt persönlich ist schon einschlägig aufgefallen: Er marschierte im Juni 2015 bei der Thügida-Demo in Gera mit. Diese wurde von bekannten NPD-Aktivisten und Antisemiten der mittlerweile aufgelösten „Europäischen Aktion“ organisiert. Etzrodt lief an dem Tag außerdem neben früheren Weggefährten des NSU-Kerntrios und Aktivisten des Anfang 2020 verbotenen militanten Netzwerks “Combat 18”. Begleitet wurde der jetzige Stadtratsvorsitzende damals von seiner Frau Bettina, ebenfalls heute AfD-Politikerin in Gera, und Martin Etzrodt, der für die AfD im Kreistag des Saale-Holzland-Kreises sitzt. Die kommunalpolitisch erfolgreichen Etzrodts passen somit bestens in die AfD – den parlamentarischen Arm der Naziszene. Reinhard Etzrodt verlängert diesen nun bis zum Vorsitz des Geraer Stadtrates.

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NS-Ideologie und Fechtduelle: Überregionales Treffen extrem rechter Burschenschaften in Jena-Maua am 22.08.2020

Mitglieder der Burschenschaften HLB Germania Halle (schwarze Mütze, 1.v.r. Moritz Busam), Normannia Jena (2.v.r. mit Rucksack Philipp Duparré, 4.v.r. mit Tasche Alexander Vetter), Alte Burschenschaft auf dem Burgkeller Jena (3.v.r., ohne Mütze, Alexander Jünger), Rugia Greifswald (5.v.r., rote Mütze) bei der Begrüßung vor dem Goldenen Schiff am 22.08.2020 (Foto: Rechercheportal Jena-SHK)

Während am vergangenen Samstag bundesweit tausende Menschen dem sechs Monate zurückliegenden rassistischen Anschlag in Hanau und seinen neun Todesopfern (Link zur Initiative 19. Februar) gedachten, fand in Jena-Maua im Gasthaus „Goldenes Schiff“ ein überregionales Treffen extrem rechter Burschenschaften statt. Ausrichter waren die Burschenschaften Normannia zu Jena und Alte Burschenschaft auf dem Burgkeller Jena. Neben den beiden gastgebenden Jenaer Burschenschaften, deren Mitglieder zum Fechtkampf antraten, nahmen Mitglieder der Burschenschaften Saxo-Silesia Freiburg, Halle-Leobener Germania, Rugia Greifswald, Germania Leipzig, Arminia Leipzig und Dresdensia Leipzig teil. Die Burschenschaften gehören dem Zusammenschluss Waffenring Halle-Leipzig an (Broschüre des Stura Dresden). Es reisten über 40 Personen aus mehreren Bundesländern an. Mehrere der Burschenschaften sind einschlägig aus dem Neonazi-Milieu, aus den Netzwerken der Identitären Bewegung und aus bewaffneten und neofaschistischen Prepper-Netzwerken bekannt. Das Goldene Schiff in Jena-Maua wurde somit einmal mehr zum Treffpunkt der extremen Rechten, nachdem sich das Lokal bereits zum festen Stützpunkt der AfD Jena-Saale-Holzland-Kreis etabliert hatte. Pikantes Detail: Der rechte Treffpunkt ist gleichzeitig das Wahllokal für den Bezirk Jena-Maua und bei der letzten Landtagswahl erzielte die AfD dort ein Top-Ergebnis.

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Christian Heilmann – Von Wohlleben über die Normannia bis zur Identitären Bewegung

Christian Heilmann ist ein weiteres Mitglied der extrem rechten „Burschenschaft Normannia zu Jena“. Der Ausgangspunkt seiner politischen Entwicklung sind die Neonazi-Netzwerke zwischen Jena und Kahla, die ihn zu JN-Veranstaltugen, zu Aufmärschen der „Identitären Bewegung“, der AfD, von „EinProzent“ und „PEGIDA“ führen. Dabei hält er stehts den Kontakt zu militanten Kameraden und altgedienten Rechtsterroristen.

Christian Heilmann mit dem Wimpel der Normannia bei einer Wanderung zur Wartburg im Sommer 2019.

Politisierung durch Ralf Wohllebens NPD und die Thüringer Kameradschaftsszene

Christian Heilmann, 29 Jahre alt, stammt aus Jena, wo er in der Nähe des Friedensberges im Jena-Süd wohnte. Heilmann war bis zur Verhaftung des NSU-Helfers Wohlleben eine von dessen Jenaer Kontaktpersonen. Als die Normannia 2009 aus dem braunen Haus in Jena-Altlobeda nach Kahla in die Burg 19 verzog, knüpfte auch Heilmann politisch und sozial an die dortigen Strukturen an. Mit Tobias Winter aus dem Landkreis Sömmerda, seinem heutigen Normannia-Kamerad Martin Schieck und Mitgliedern der Erfurter Kameradschaftsszene um Enrico Biczysko oder Martin Gärtlein nahm Christian Heilmann beispielweise an einem Zeitzeugengespräch teil. In jener Zeit war er bereits Fan des National Socialist Black Metal (NSBM), wie er mit Aufnähern und Pullovern von „Burzum“ oder „Absurd“ kundtat, die er auch heute noch verehrt. Die Sänger dieser Bands haben ihren Kultstatus in der NSBM-Szene jeweils mit Morden erlangt.

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Der Fall Martin Schieck und die Lügen der AfD: Normannia-Burschenschafter und EinProzent-Aktivist als Mitarbeiter der Thüringer AfD

links: Martin Schieck auf einem Instagram-Selfie, rechts Schieck auf dem ersten von ihm veröffentlichen Selfie in Couleur der Burschenschaft Normannia zu Jena im Jahr 2015. (Fotos: Instagram und Facebook)

Am 2. Mai veröffentlichte der MDR eine Recherche zu Martin Schieck, der für die Thüringer AfD-Landtagsfraktion arbeitet. Dem Bericht zufolge hat Schieck eine Neonazi- „Vergangenheit“, vor allem durch seine Kontakte zum Blood & Honour-Musiker Tobias Winter, alias Bienenmann. In einem Dementi der AfD dazu heißt es, die Vorwürfe beruhten alleine auf Mutmaßungen und „Kontaktschuld-Konstruktionen“, Schieck sei kein Mitglied irgendeiner rechtsextremistischen Organisation und sei erst „wenige Wochen“ bei der Fraktion beschäftigt. Neue Recherchen zeigen: Die AfD lügt in allen Punkten. Schieck arbeitet seit mindestens Oktober 2019 als Fotograf und Filmer für Landtagsfraktion. Die nötige Erfahrung bringt er aus der Arbeit für die rechtsextreme Plattform “EinProzent” mit. Und er ist Mitglied der neonazistischen „Burschenschaft Normannia zu Jena“, die personell und ideologisch eng mit dem „Thüringer Heimatschutz“, der NPD und Jenaer NSU-Helfern verbunden ist.

Eine Recherche in Episoden des extrem rechten Aktivisten Martin Schieck zurück bis 2014.

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Finales Update: Loco Artista komplett geräumt – Ende gut, alles gut?

Kurz nachdem wir zur Wiedereröffnung des Neonazi-Tattostudios Loco Artista am 8. Juni in Jena über dessen Hintergründe informiert hatten, hatte eine der zwei TätowiererInnen, „Resi Ink“, bereits ihren Rückzug erklärt. Ihr Partner Jeffrey Weißenborn alias „EiskaltInk“ wollte unter Berufung auf die vermeintlich große Unterstützung seiner Instagram-Follower*innen trotz antifaschistischer Proteste am Standort Jena-Süd festhalten. Unseren Recherchen nach scheint er jedoch kurz darauf, den Mietvertrag seinerseits gekündigt zu haben. Dass es für ihn in Jena nicht gut lief, zeigte sich bereits an den permanenten Rabatt-Angeboten und freien Terminen, die er auf Instagram bewarb. Ende Juni kündigte sich dann bereits ein Ende auf Raten an – nicht ohne zuvor nochmal seine politische Haltung klarzumachen.

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