In Eisenberg eröffnet kommenden Samstag (10.12.2022) das Tattoostudio „Königsblut“ im Steinweg 21 im Stadtzentrum. Hinter der Neueröffnung steht der bundesweit bekannte Neonazi David Köckert, der bereits in Zeulenroda ein Tattoostudio betreibt. Köckerts politische Biographie begann im Umfeld des Thüringer Heimatschutzes zur Entstehungszeit des NSU und setzt sich bis in die Gegenwart fort. Er betrieb schon vor zwanzig Jahren einen Neonaziladen im Vogtland und führte eine Kameradschaft an, die für Brandanschläge auf Geflüchtete verantwortlich war. In den letzten zehn Jahren machte sich Köckert als Anführer der rassistischen Aufmarschserie „Thügida“ einen Namen. 2018 kam Köckert in Haft, weil er einen seiner Mitarbeiter verprügelte und Neonazis zu Angriffen und Brandanschlägen gegen einen Tattoo-Konkurrenten angestiftet haben soll. Mit der Eröffnung eines zweiten Standbeins in Eisenberg wird der Neonazi seine Geschäfte mit nationalsozialistischer Symbolik und seine militanten Netzwerke auf den Saale-Holzland-Kreis ausweiten. Weiterlesen
Archiv des Autors: Rechercheportal Jena-SHK
Rechte Netzwerker an der Uni Jena (Teil 2): Datenwissenschaftler Lars Kühne auf Mission für die Hetzer von Compact und Identitären
Lars Kühne ist Doktor-Ingenieur am Jenaer Institut für Datenwissenschaften. Im Juli 2020 durfte er dem Thüringer Wirtschaftsminister einen neuen Hochleistungsrechner vorstellen. Sechs Wochen später marschierte Kühne beim zweiten Querdenken-Großaufmarsch mit Tausenden Feind*innen der Wissenschaft und Hunderten Mitgliedern der bundesdeutschen Naziszene durch Berlin. Der Aufmarsch lockte vor allem damit, dass in rechten Netzwerken massiv zum Sturz der Regierung mobilisiert wurde. In Jena hielt sich Kühne länger bedeckt, tauchte inzwischen jedoch auch bei den rechten Montagsspaziergängen auf. Bei einem rechten Großaufmarsch in Leipzig war Kühne grölend in der ersten Reihe zu sehen und brachte damit unmissverständlich seine Sympathien für die Ziele der extremen Rechten öffentlich zum Ausdruck. Weiterlesen
Rechte Netzwerker an der Uni Jena (Teil 1): Der reaktionäre Korporierte Stefan Gerber im Universitätsarchiv
Am 31.10.2022 wird in der Rathausdiele über die Zukunft des Burschenschaftsdenkmals am Uni-Hauptgebäude diskutiert. Auf einem Podium dazu soll neben dem Arminia-Burschenschafter Heiko Ziemer (CDU) auch der Jenaer Historiker und Dozent Stefan Gerber vom Universitätsarchiv sitzen. Was in der Ankündigung verschwiegen wird: Gerber ist selber Alter Herr der katholischen Studentenverbindung Salana Jenensis. Gerber ist bundesweit in korporierten Netzwerken aktiv, publizierte zusammen mit rechtsradikalen Militärs und referierte bei der Bayreuther Burschenschaft Thessalia, deren Geschichte neonazistischer Mitglieder zurück ins nächste NSU-Umfeld reicht. Geber ist zudem Mitglied des rechtskonservativen Netzwerkes Wissenschaftsfreiheit, das gegen eine vermeintliche „Cancel Culture“ und „Political Correctness“ eintritt. Interne Dokumente, die dieser Plattform zugespielt wurden, belegen außerdem Gerbers zutiefst rechte Gesinnung. Trotz all dem gibt Gerber Geschichtsseminare an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und wird von JenaKultur für ein Podium eingeladen.
Völkische Allianzen – Alte Burschenschaft auf dem Burgkeller Jena
Die „Alte Burschenschaft auf dem Burgkeller Jena in der DB“ (hier kurz „Burgkeller“) ist ein Sammelbecken zahlreicher extrem rechter Akteure aus verschiedenen Spektren von rechtsaußen CDU-Mitgliedern, AfD-Funktionären, dem Umfeld der neu-rechten Ideologieschmiede „Institut für Staatspolitik“ in Schnellroda bis zur militanten Neonaziszene mit Verbindungen zum „Thüringer Heimatschutz“. Als zusammenhaltendes Element dient der völkische, elitäre Männerbund. Neben der ideologischen Vernetzung spielen im „Burgkeller“ auch die Vermittlung von Karrieremöglichkeiten und der Aufbau gemeinsamer Unternehmen, die teilweise auch als extrem rechte Infrastruktur dienen sollen, eine wichtige Rolle.
Diese neue Recherche belegt, dass die unscheinbare Burgkeller-Burschenschaft die breiteste und aktivste extrem rechte Struktur in Jena ist. Sie legt unter anderem die Einbindung von Jenaer Versicherungskaufleuten und Lehrern in diese extrem rechte Jenaer Struktur offen. Desweiteren zeigt sie, dass zumindest ein Mitglied nachweislich an scharfen Waffen trainiert. Außerdem wird aufgezeigt, inwiefern die Burgkeller-Burschenschaft von anderen Jenaer Verbindungen akzeptiert wird und in gemeinsame Veranstaltungen eingebunden ist.
Carolin Lichtenheld: Führende Thüringer AfD-Nachwuchsaktivistin studiert Jura in Jena
Seit einem Jahr studiert eine Führungsaktivistin der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative (JA) Rechtswissenschaft an der Uni Jena. Carolin Lichtenheld kommt aus Zella-Mehlis, wurde schon als Schülerin bei der rechten Partei aktiv und ist inzwischen im Vorstand des Kreisverbands Südthüringen. Seit vergangenem Jahr ist sie bundesweit auf Wahlkampfveranstaltungen der AfD und auf Demonstrationen der verschwörungsideologischen Querdenker*innen-Szene unterwegs. In ihrem Kreisverband ist sie zusammen mit einem ehemaligen NPD-Anhänger aktiv, in der Jungen Alternative begleitet sie häufig den Neonazi-Burschenschafter Martin Schieck und mit dem Faschisten Björn Höcke posiert sie allerorts für Wahlkampfzwecke.
„Neue Stärke“ Saalfeld-Rudolstadt zeigt Gesicht
Am 11.6.2022 marschierten rund 50 AnhängerInnen der Neonazi-Splitterpartei „Neue Stärke“ durch Rudolstadt. Anlass war der Tod eines ihrer lokalen Aktivisten, Falk Seidl. Seidl hatte erst zu Jahresbeginn mit einer Handvoll Gleichgesinnter eine neue Abteilung der Partei im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt ausgerufen. Dass die erste richtige Aktion der Partei in Rudolstadt ausgerechnet ein Trauermarsch für einen ihrer örtlichen Vorkämpfer werden sollte, hatten sich die Neonazis sicher anders vorgestellt. Am 13.8.2022 gab es erneute Kundgebungen der Neonazipartei in Saalfeld und Rudolstadt. Obgleich die Gruppierung bislang wenig Relevanz in der Region hat, lohnt sich ein erster Blick auf ihre örtlichen AktivistInnen und deren Umfeld. In der entstehenden Abteilung Saalfeld-Rudolstadt vereinen sich verschiedene neonazistische Spektren. Es bleibt zu beobachten, ob die kleine Gruppe ihrem Anspruch gerecht wird, die überwiegend subkulturelle Naziszene im Landkreis zu bündeln. Weiterlesen
Beef im Burgenland: Recherche zu Nazi-Lokal führt zu Zerfall von „NDS“
Das „NDS“-Konzert in Naumburg am 14.05.2022 sollte ein großer Jahresauftakt werden. Eine Woche später stehen die Rechtsrapper vor einem Scherbenhaufen: Das Konzert wurde nach einer Veröffentlichung dieses Portals wenige Stunden vor Beginn abgesagt. Zwei der Rapper, Andre „Primus“ Laaf und Tino „Menx“ Datzer, verließen im Streit mit Kai „Prototyp“ Naggert das „NDS“-Trio, weil sie nicht in der Nazi-Kneipe auftreten wollten. Den teils in Naumburg gestrandeten Fans wurden in Videos die Gründe für die Absage erst vorenthalten. Die darauf folgende Ankündigung eines Erklärungsvideos zu Laafs Ausstieg wurde kurzfristig abgesagt. Politisch wollen sowohl Naggert als auch Laaf dort weitermachen, wo sie aufgehört haben – also Rechtsaußen. Von einem politischen Ausstieg kann daher bei Laaf keine Rede sein. Das gemeinsame Label „NDS“, das „Chris Ares“ bekannt gemacht und durch seinen Rückzug 2020 bereits öffentlichen Schaden genommen hatte, wird nun noch unbedeutender werden. Weiterlesen
14.05.2022: „Identitäre“ Rapper zu Gast bei „Blood & Honour“-Aktivist in Naumburg
Morgen Abend findet in Naumburg ein Konzert vom „Neuen Deutschen Standard“ (NDS) statt. Die rechten Rapper aus der Lausitz halten den genauen Veranstaltungsort geheim. Wie durch Recherchen nun bekannt wurde, wird das Konzert im Gewölbekeller der altbekannten Nazikneipe „Lokal 18“ stattfinden. Das „Lokal 18“ hat seinen Namen und Design nicht bloß beim rechtsterroristischen Netzwerk „Combat 18“ abgekupfert: Der Betreiber Andreas Segieth zählt seit rund zwanzig Jahren zur Thüringer Struktur von „Blood & Honour“ (B&H), die sich in früheren Jahren zur Strömung von „Combat 18“ bekannte. Segieth ist auch Teil der neueren Tarnstruktur des verbotenen Netzwerks B&H, die als „28 Crew“ auftritt. Daneben ist er bestens mit „Der Dritte Weg Burgenlandkreis“ vernetzt. Die vorgeblich „patriotischen“ Rapper von NDS belegen damit ein weiteres Mal, dass kein Blatt zwischen sie und die militante rechte Szene passt.
(6) Gera und der NSU: von den Baseballschlägerjahren über Blood & Honour zur AfD
Wie in allen ostdeutschen Städten bildete sich auch in Gera nach der Wende eine größere Szene von Neonazi-Skinheads heraus. Sie dominierten öffentliche Plätze, begingen rassistische Übergriffe und verbreiteten ein Klima der Angst. Durch die Gründung von Rechtsrockbands, Kameradschaft und Parteiverbänden festigten sich ihre Strukturen. Die Kameradschaft Gera war eine tragende Säule des Thüringer Heimatschutzes und hatte somit auch gute Beziehungen zum späteren NSU-Kerntrio, seinen Jenaer UnterstützerInnen und zum NSU-Terrornetzwerk. Auch in Gera wurden nach dem Untertauchen des Trios 1998 Spendengelder gesammelt. Die Baseballschlägerjahre der frühen Neunziger gipfelten 2004 in der Ermordung von Oleg Valger durch vier teils noch jugendliche Geraer Neonazis. In der Rückschau hebt sich Gera jedoch von anderen Städten in der Region, die eine ähnlich bittere Entwicklung seit der Wende durchliefen, durch mehrere Faktoren ab: Überdurchschnittlich viele Neonazis, die teils als Jugendliche nach der Wende die Szene aufbauten, sind bis heute in der Stadt aktiv. Es gab zudem eine hohe Dichte an Rechtsrockbands, die teilweise bis heute Bestand haben. Und in Gera saß die Führung der Thüringer Sektion von Blood & Honour, die den bewaffneten Kampf über Rechtsrockkonzerte propagierte und finanzierte. Zwanzig Jahre später veranstalten dieselben Personen noch Großkonzerte. Der NSU-Helfer André Eminger ist über die Rockergruppe Stahlpakt und über die Gefangenenhilfe eng mit Geraer Neonazis verbunden und taucht dort selber immer wieder auf. Mit der Gründung der AfD traten mehrere Akteure aus den Neunzigern der AfD bei, darunter ein noch heute aktiver Rechtsrocker. Und auch die Proteste der Pandemieleugner*innen werden in Gera von Neonazis aus dem früheren Umfeld von Blood & Honour Hand in Hand mit der AfD organisiert. Weiterlesen
(5) Davongekommen und dabeigeblieben: Die unbekannteren Drahtzieher des Thüringer Heimatschutzes aus Saalfeld
Saalfeld spielte eine zentrale Rolle bei der Entstehung des „Thüringer Heimatschutz“ und des NSU-Terrors. Während einige Neonazis schon seit zwei Jahrzehnten nicht mehr aktiv sind, gibt es mit Christian Dietzel und Christoph Nicolaus zwei Saalfelder, die von der Gründung der „Anti- Antifa Ostthüringen“ 1992 über den „Thüringer Heimatschutz“ bis zur Wohlleben- Solidaritätskampagne 2012 und darüber hinaus dabeigeblieben sind.
Dieser Text ist zuerst im Antifa Infoblatt 132 (3/2021) erschienen. Weiterlesen