KALEB e.V. – Nicht „Dein Tag im Paradies“

Update vom 31.05.2023

Am 20.12.2015 spendete Jens Scherbel 1.650 € an die AfD. Dies verdeutlicht einmal mehr die engen Verbindungen zwischen christlichen FundamentalistInnen und der extremen Rechten im Parlament.


Wenn der städtische Kultureigenbetrieb JenaKultur am heutigen Samstag (13.05.2023) wiederholt zum „Dein Tag im Paradies“ einläd, dann klingt das nur auf den ersten Eindruck paradiesisch, denn mindestens ein teilnehmender Verein kommt direkt aus der Hölle – die fundamentalistischen AbtreibungsgegnerInnen vom Verein Kaleb e.V.

Der Veranstaltungstag richtet sich explizit an Kinder- und Familien, ob Menschen willkommen sind, die bereits einen Schwangerschaftsabbruch vollzogen haben oder diesen planen vorzunehmen, bleibt anzunehmen, mindestens ein Stand hat mit ihnen allerdings ein ernsthaftes Problem. Dabei tritt der Verein Kaleb mit seinem Stand im Paradies-Park nicht offen mit seinem Namen auf, vielleicht ist ihm mittlerweile bewusst, dass dies durch kritische Berichterstattung nicht mehr so anschlussfähig ist, sondern nutzt dabei das Label „Wunderkinder“ von Anke Scherbel (s. unten).

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„Freie Initiative Schleusingen“: Wenn das rechte Bürgertum rebelliert und der mitmischende Kader vom III. Weg keinen Unterschied macht

Marcel Funke (III. Weg) bereitet am 26.4. die Abschlusskundgebung vor der leerstehenden Klinik in Schleusingen vor; Co-Organisatorin Katja Kühne ist 2.v.r. (Bild: Youtube)

Die südthüringische Kleinstadt Schleusingen im Landkreis Hildburghausen hat in den vergangenen Wochen Schlagzeilen mit rassistischem Protest gegen Geflüchtete gemacht. Hintergrund sind die Pläne des Landratsamtes, 80 bis 100 Geflüchtete in einem ehemaligen Krankenhaus unterzubringen. Die erste Demo dagegen fand am 12.4.2023 statt – organisiert vom Neonazi-Funktionär Tommy Frenck aus Kloster Veßra zusammen mit dem Neonazi-Liedermacher Axel Schlimper. Infolge von Presseberichten, die ihre Kritik vor allem auf die Person Tommy Frencks beschränkten, gründete sich die „Freie Initiative Schleusingen“. Diese wollte den Beweis erbringen, dass es vermeintlich nicht-rechte Schleusinger Bürger*innen wären, die ihren „Sorgen“ Ausdruck verleihen wollten. Beim zweiten Aufmarsch am 26.4. zeigte sich eine dreiköpfige Organisationsgruppe. Zu dieser zählte auch Marcel Funke, der Antifaschist*innen seit Langem als führender Neonazi im Raum Saalfeld bekannt ist. Seit spätestens 2015 ist Funke Kader der NS-Splitterpartei „Der Dritte Weg“ (III. Weg). In Schleusingen gab Funke den einfachen Bürger und ließ seine Parteiuniform zuhause. Inhaltlich machte seine Einbindung ohnehin keinen Unterschied: Die Proteste wären ohne Funke ebenso völkisch, rassistisch und strukturell antisemitisch. Am morgigen Mittwoch, 10.5., wird zum nächsten Aufmarsch mobilisiert. Weiterlesen

Das Schweigekartell der Korporierten: „Pro Patria“-Duelle in Jena

Alexander Jünger von der Alten Burschenschaft auf dem Burgkeller nach einer Pro Patria Suite im September 2021

Alexander Jünger von der Alten Burschenschaft auf dem Burgkeller nach einer Pro Patria Suite im September 2021

Am 05.03.2023 berichtete die Autonome Antifa Freiburg von einer „Pro Patria-Suite“ zwischen der Burschenschaft Germania Erlangen (welche gemeinsam mit der Jenaer Burschenschaft Teutonia Teil des Süddeutschen Kartells ist) und der Turnerschaft Munichia Bayreuth, bei der am 10.02.2023 zwei Teilnehmer lebensgefährlich verletzt wurden und ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Dies löste bundesweit eine Debatte um „Ehrduelle“ zwischen Verbindungsstudenten aus. Denn nach heutiger Rechtsauffassung stellen Fechtkämpfe um der „Ehre“ Willen trotz ihrer Einvernehmlichkeit in den meisten Fällen die Straftat einer gefährlichen Körperverletzung dar. Wir nehmen dies zum Anlass, um die „Pro Patria-Suiten“, die in den letzten Jahren zwischen Jenaer Studentenverbindungen stattfanden, zu veröffentlichen. Weiterlesen

Im rechten Trott – Die Montagsdemos von Jena bis Saalfeld

Bei der Montagsdemo in Hermsdorf sind am 3.10.2022 Menschen mit Flaggen von "Freies Thüringen" und mit abgewandelten Thüringenflaggen zu sehen. Dazwischen laufen Leute mit Schildern, die vom Volkszorn sprechen.

Flaggen der Reichsbürger „Freies Thüringen“, Russlands und der BRD zwischen Parolen vom Volkszorn: Hermsdorf am 3.10.2022 (Bild: Youtube)

Vor knapp drei Jahren brach die Corona-Pandemie in Deutschland aus. Seit Mai 2020 verging kaum eine Woche, in der nicht rechte Verschwörungsideolog*innen, AnhängerInnen von AfD und anderen rechten Strukturen montags auf die Straße gingen. Vor einem Jahr überfiel Russland die Ukraine und führt dort seitdem einen grausamen Krieg. Die Montagsdemos griffen auch dieses Thema in zuverlässig autoritärer Manier auf und tragen seither allerorts Russlandfahnen mit. In unserer Region sind es vor allem Jena und Hermsdorf, wo beständig demonstriert wird. Hermsdorf ist dabei weitaus konstanter, was Beteiligung und Infrastruktur angeht. Die dahinterstehenden rechten Netzwerke sind teilweise jedoch die gleichen. In Kahla waren die Montagsdemos unbeständiger, aber wenig überraschend von einer höheren Anzahl bekannter Nazikader geprägt. Saalfeld vereint all diese Elemente bei einer relativ hohen und konstanten Teilnehmer*innenzahl. Nachdem wir gemeinsam mit der Recherche Ostthüringen vor einem Jahr bereits in einer Übersicht für Ostthüringen die Region zwischen Jena und Saalfeld beleuchteten, ist es Zeit für einen neuen Überblick. Weiterlesen

„Königsblut“-Tattoostudio: David Köckerts NS-Kommerz und militante Netzwerke im Zentrum der Kreisstadt Eisenberg

links: das neue Tattoostudio im Steinweg 21 in Eisenberg; rechts: David Köckert (Fotos: soziale Medien)

In Eisenberg eröffnet kommenden Samstag (10.12.2022) das Tattoostudio „Königsblut“ im Steinweg 21 im Stadtzentrum. Hinter der Neueröffnung steht der bundesweit bekannte Neonazi David Köckert, der bereits in Zeulenroda ein Tattoostudio betreibt. Köckerts politische Biographie begann im Umfeld des Thüringer Heimatschutzes zur Entstehungszeit des NSU und setzt sich bis in die Gegenwart fort. Er betrieb schon vor zwanzig Jahren einen Neonaziladen im Vogtland und führte eine Kameradschaft an, die für Brandanschläge auf Geflüchtete verantwortlich war. In den letzten zehn Jahren machte sich Köckert als Anführer der rassistischen Aufmarschserie „Thügida“ einen Namen. 2018 kam Köckert in Haft, weil er einen seiner Mitarbeiter verprügelte und Neonazis zu Angriffen und Brandanschlägen gegen einen Tattoo-Konkurrenten angestiftet haben soll. Mit der Eröffnung eines zweiten Standbeins in Eisenberg wird der Neonazi seine Geschäfte mit nationalsozialistischer Symbolik und seine militanten Netzwerke auf den Saale-Holzland-Kreis ausweiten. Weiterlesen

Rechte Netzwerker an der Uni Jena (Teil 2): Datenwissenschaftler Lars Kühne auf Mission für die Hetzer von Compact und Identitären

Zweigeteiltes Bild: Links sieht man Lars Kühne mit Wirtschaftsminister Tiefensee 2020 bei der Einweihung eines neuen Hochleistungsrechners; rehcts sieht man Kühne im T-Shirt der Identitären Bewegung bei einer rechten Kundgebung in Leipzig

Links: Lars Kühne (l.) mit Wirtschaftsminister Tiefensee bei der Einweihung des neuen Hochleistungsrechners am 09.07.2020; Rechts: Lars Kühne (links mit „Patriot“-Shirt der „Identitären“) beim Grölen auf einer rechtsextremen Kundgebung in Leipzig am 05.09.2022 (Bild: WDR)

Lars Kühne ist Doktor-Ingenieur am Jenaer Institut für Datenwissenschaften. Im Juli 2020 durfte er dem Thüringer Wirtschaftsminister einen neuen Hochleistungsrechner vorstellen. Sechs Wochen später marschierte Kühne beim zweiten Querdenken-Großaufmarsch mit Tausenden Feind*innen der Wissenschaft und Hunderten Mitgliedern der bundesdeutschen Naziszene durch Berlin. Der Aufmarsch lockte vor allem damit, dass in rechten Netzwerken massiv zum Sturz der Regierung mobilisiert wurde. In Jena hielt sich Kühne länger bedeckt, tauchte inzwischen jedoch auch bei den rechten Montagsspaziergängen auf. Bei einem rechten Großaufmarsch in Leipzig war Kühne grölend in der ersten Reihe zu sehen und brachte damit unmissverständlich seine Sympathien für die Ziele der extremen Rechten öffentlich zum Ausdruck. Weiterlesen

Rechte Netzwerker an der Uni Jena (Teil 1): Der reaktionäre Korporierte Stefan Gerber im Universitätsarchiv

Stefan Gerber (l.) 2015 bei der "Semesterantrittskneipe" der Salana Jenensis (Foto: Facebook)

Stefan Gerber (l.) 2015 bei der „Semesterantrittskneipe“ der Salana Jenensis (Foto: Facebook)

Am 31.10.2022 wird in der Rathausdiele über die Zukunft des Burschenschaftsdenkmals am Uni-Hauptgebäude diskutiert. Auf einem Podium dazu soll neben dem Arminia-Burschenschafter Heiko Ziemer (CDU) auch der Jenaer Historiker und Dozent Stefan Gerber vom Universitätsarchiv sitzen. Was in der Ankündigung verschwiegen wird: Gerber ist selber Alter Herr der katholischen Studentenverbindung Salana Jenensis. Gerber ist bundesweit in korporierten Netzwerken aktiv, publizierte zusammen mit rechtsradikalen Militärs und referierte bei der Bayreuther Burschenschaft Thessalia, deren Geschichte neonazistischer Mitglieder zurück ins nächste NSU-Umfeld reicht. Geber ist zudem Mitglied des rechtskonservativen Netzwerkes Wissenschaftsfreiheit, das gegen eine vermeintliche „Cancel Culture“ und „Political Correctness“ eintritt. Interne Dokumente, die dieser Plattform zugespielt wurden, belegen außerdem Gerbers zutiefst rechte Gesinnung. Trotz all dem gibt Gerber Geschichtsseminare an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und wird von JenaKultur für ein Podium eingeladen.

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Völkische Allianzen – Alte Burschenschaft auf dem Burgkeller Jena

Thomas Berthold, Oliver Naumann und Steen Kothe als Chargierte beim DB-Burschentag 2021 in Eisenach (Bild: Pixelarchiv)

Thomas Berthold, Oliver Naumann und Steen Kothe als Chargierte beim DB-Burschentag 2021 in Eisenach (Bild: Pixelarchiv)

Couleur der Burgkeller-Burschenschaft

Couleur (Band und Mütze), Wappen und Zirkel der Burgkeller-Burschenschaft

Die „Alte Burschenschaft auf dem Burgkeller Jena in der DB“ (hier kurz „Burgkeller“) ist ein Sammelbecken zahlreicher extrem rechter Akteure aus verschiedenen Spektren von rechtsaußen CDU-Mitgliedern, AfD-Funktionären, dem Umfeld der neu-rechten Ideologieschmiede „Institut für Staatspolitik“ in Schnellroda bis zur militanten Neonaziszene mit Verbindungen zum „Thüringer Heimatschutz“. Als zusammenhaltendes Element dient der völkische, elitäre Männerbund. Neben der ideologischen Vernetzung spielen im „Burgkeller“ auch die Vermittlung von Karrieremöglichkeiten und der Aufbau gemeinsamer Unternehmen, die teilweise auch als extrem rechte Infrastruktur dienen sollen, eine wichtige Rolle.

 

Diese neue Recherche belegt, dass die unscheinbare Burgkeller-Burschenschaft die breiteste und aktivste extrem rechte Struktur in Jena ist. Sie legt unter anderem die Einbindung von Jenaer Versicherungskaufleuten und Lehrern in diese extrem rechte Jenaer Struktur offen. Desweiteren zeigt sie, dass zumindest ein Mitglied nachweislich an scharfen Waffen trainiert. Außerdem wird aufgezeigt, inwiefern die Burgkeller-Burschenschaft von anderen Jenaer Verbindungen akzeptiert wird und in gemeinsame Veranstaltungen eingebunden ist.

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Carolin Lichtenheld: Führende Thüringer AfD-Nachwuchsaktivistin studiert Jura in Jena

Montage aus einem Bild von Carolin Lichtenheld an einem Stand der Jungen Alternative, daneben Social-Media-Sharepic der JA Thüringen mit dem Test "Deutschland ist dir zu weiß? Du bist nur eine Abschiebung von deinem Traumort entfernt!"

Carolin Lichtenheld und die rassistische Hetze der Jungen Alternative Thüringen (Montage: Rechercheportal Jena-SHK)

Seit einem Jahr studiert eine Führungsaktivistin der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative (JA) Rechtswissenschaft an der Uni Jena. Carolin Lichtenheld kommt aus Zella-Mehlis, wurde schon als Schülerin bei der rechten Partei aktiv und ist inzwischen im Vorstand des Kreisverbands Südthüringen. Seit vergangenem Jahr ist sie bundesweit auf Wahlkampfveranstaltungen der AfD und auf Demonstrationen der verschwörungsideologischen Querdenker*innen-Szene unterwegs. In ihrem Kreisverband ist sie zusammen mit einem ehemaligen NPD-Anhänger aktiv, in der Jungen Alternative begleitet sie häufig den Neonazi-Burschenschafter Martin Schieck und mit dem Faschisten Björn Höcke posiert sie allerorts für Wahlkampfzwecke.

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„Neue Stärke“ Saalfeld-Rudolstadt zeigt Gesicht

Neue Stärke SLF-RU Gründungsbild von Januar 2022 mit Zuordnung (v.l.n.r.): Tobias Krahl, Falk Seidl (verstorben), Jonas Baumbach, Sebastian Hoffmann, unbekannt, Sabrina Töpfer, Ralf Gabel

Am 11.6.2022 marschierten rund 50 AnhängerInnen der Neonazi-Splitterpartei „Neue Stärke“ durch Rudolstadt. Anlass war der Tod eines ihrer lokalen Aktivisten, Falk Seidl. Seidl hatte erst zu Jahresbeginn mit einer Handvoll Gleichgesinnter eine neue Abteilung der Partei im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt ausgerufen. Dass die erste richtige Aktion der Partei in Rudolstadt ausgerechnet ein Trauermarsch für einen ihrer örtlichen Vorkämpfer werden sollte, hatten sich die Neonazis sicher anders vorgestellt. Am 13.8.2022 gab es erneute Kundgebungen der Neonazipartei in Saalfeld und Rudolstadt. Obgleich die Gruppierung bislang wenig Relevanz in der Region hat, lohnt sich ein erster Blick auf ihre örtlichen AktivistInnen und deren Umfeld. In der entstehenden Abteilung Saalfeld-Rudolstadt vereinen sich verschiedene neonazistische Spektren. Es bleibt zu beobachten, ob die kleine Gruppe ihrem Anspruch gerecht wird, die überwiegend subkulturelle Naziszene im Landkreis zu bündeln. Weiterlesen