Als der hessische Neonazi Stephan Ernst am 1. Juni 2019 den CDU-Politiker Walter Lübcke erschoss, war die Thüringer AfD gerade im Wahlkampfmodus. Mit dem Rückenwind einer jahrelangen Eskalation rassistischer Proteste war das Hauptthema für Spitzenkandidat Höcke bereits gesetzt: Hass auf Geflüchtete und Muslim*innen. Analog zur Formierung der AfD als völkisches Sprachrohr der RassistInnen hatte auch Stephan Ernst wieder zu seiner Militanz von früher zurückgefunden. Seit 2016 pilgerte er Björn Höcke hinterher, bewaffnete sich und begann Schießtrainings. Nach mindestens drei Besuchen von Höcke-Auftritten in Eisenach und Erfurt war nach Ernsts Angaben für den Entschluss zum Mord an Walter Lübcke der Neonazi-Großaufmarsch am 1. September 2018 in Chemnitz ausschlaggebend. Angeführt wurde dieser als „Trauermarsch“ getarnte, demonstrative Schulterschluss von AfD, Pegida und militanten Neonazis von Björn Höcke. Angesichts weitreichender Zusammenarbeit mit Höckes AfD auf Kreis- und Landesebene und der Verharmlosungstaktik der Thüringer CDU-Spitze muss erneut an die blutigen Konsequenzen dieses rechten Aufschwungs erinnert werden: Björn Höcke und die AfD sind der parlamentarische Arm des rechten Terrors.
Schlagwort-Archive: Identitäre Bewegung
Ideologie aus Schnellroda, Aktionen mit „Knockout 51“-Kader: Die Jenaer Burgkeller-Burschen Luis Rupprecht und Ron Schade beim IfS und „Kontrakultur Erfurt“
Mit Luis Rupprecht und Ron Schade studieren aktuell zwei Mitglieder der extrem rechten Burschenschaft „Alte Burschenschaft auf dem Burgkeller Jena in der DB“ (mehr dazu in unserem ausführlichen Artikel zur Burgkeller-Burschenschaft) an der FSU Jena, die eng mit der militanten Neonaziszene vernetzt sind. Ihre Burschenschaft ist schon mehrmals durch Kontakte in die militante Rechte Westthüringens aufgefallen, u.a. zu „Knockout 51“ und zum bundesweiten Kader Thorsten Heise. Luis Rupprecht ist über die Burgkeller-Burschenschaft hinaus Mitglied von „Kontrakultur Erfurt“ und darüber in die Reste der „Identitären Bewegung“ eingebunden. Bei der Erfurter Gruppe ist er gemeinsam mit einer Führungsfigur von „Knockout 51“ aktiv. Ron Schade ist neben seinen bundesweiten Aktivitäten innerhalb der extrem rechten „Deutschen Burschenschaft“ auch bei Veranstaltungen des „Institut für Staatspolitik“ in Schnellroda präsent. Beide sind regelmäßig auf dem Campus, in der Unibibliothek (ThULB) und der Mensa präsent und verbreiten dort ihre Ideologie z.B. durch das Tragen von Beuteln des extrem rechten Verlages „Antaios“.
Rechte Netzwerker an der Uni Jena (Teil 2): Datenwissenschaftler Lars Kühne auf Mission für die Hetzer von Compact und Identitären
Lars Kühne ist Doktor-Ingenieur am Jenaer Institut für Datenwissenschaften. Im Juli 2020 durfte er dem Thüringer Wirtschaftsminister einen neuen Hochleistungsrechner vorstellen. Sechs Wochen später marschierte Kühne beim zweiten Querdenken-Großaufmarsch mit Tausenden Feind*innen der Wissenschaft und Hunderten Mitgliedern der bundesdeutschen Naziszene durch Berlin. Der Aufmarsch lockte vor allem damit, dass in rechten Netzwerken massiv zum Sturz der Regierung mobilisiert wurde. In Jena hielt sich Kühne länger bedeckt, tauchte inzwischen jedoch auch bei den rechten Montagsspaziergängen auf. Bei einem rechten Großaufmarsch in Leipzig war Kühne grölend in der ersten Reihe zu sehen und brachte damit unmissverständlich seine Sympathien für die Ziele der extremen Rechten öffentlich zum Ausdruck. Weiterlesen
Völkische Allianzen – Alte Burschenschaft auf dem Burgkeller Jena
Die „Alte Burschenschaft auf dem Burgkeller Jena in der DB“ (hier kurz „Burgkeller“) ist ein Sammelbecken zahlreicher extrem rechter Akteure aus verschiedenen Spektren von rechtsaußen CDU-Mitgliedern, AfD-Funktionären, dem Umfeld der neu-rechten Ideologieschmiede „Institut für Staatspolitik“ in Schnellroda bis zur militanten Neonaziszene mit Verbindungen zum „Thüringer Heimatschutz“. Als zusammenhaltendes Element dient der völkische, elitäre Männerbund. Neben der ideologischen Vernetzung spielen im „Burgkeller“ auch die Vermittlung von Karrieremöglichkeiten und der Aufbau gemeinsamer Unternehmen, die teilweise auch als extrem rechte Infrastruktur dienen sollen, eine wichtige Rolle.
Diese neue Recherche belegt, dass die unscheinbare Burgkeller-Burschenschaft die breiteste und aktivste extrem rechte Struktur in Jena ist. Sie legt unter anderem die Einbindung von Jenaer Versicherungskaufleuten und Lehrern in diese extrem rechte Jenaer Struktur offen. Desweiteren zeigt sie, dass zumindest ein Mitglied nachweislich an scharfen Waffen trainiert. Außerdem wird aufgezeigt, inwiefern die Burgkeller-Burschenschaft von anderen Jenaer Verbindungen akzeptiert wird und in gemeinsame Veranstaltungen eingebunden ist.
14.05.2022: „Identitäre“ Rapper zu Gast bei „Blood & Honour“-Aktivist in Naumburg
Morgen Abend findet in Naumburg ein Konzert vom „Neuen Deutschen Standard“ (NDS) statt. Die rechten Rapper aus der Lausitz halten den genauen Veranstaltungsort geheim. Wie durch Recherchen nun bekannt wurde, wird das Konzert im Gewölbekeller der altbekannten Nazikneipe „Lokal 18“ stattfinden. Das „Lokal 18“ hat seinen Namen und Design nicht bloß beim rechtsterroristischen Netzwerk „Combat 18“ abgekupfert: Der Betreiber Andreas Segieth zählt seit rund zwanzig Jahren zur Thüringer Struktur von „Blood & Honour“ (B&H), die sich in früheren Jahren zur Strömung von „Combat 18“ bekannte. Segieth ist auch Teil der neueren Tarnstruktur des verbotenen Netzwerks B&H, die als „28 Crew“ auftritt. Daneben ist er bestens mit „Der Dritte Weg Burgenlandkreis“ vernetzt. Die vorgeblich „patriotischen“ Rapper von NDS belegen damit ein weiteres Mal, dass kein Blatt zwischen sie und die militante rechte Szene passt.
Patrioten Ostthüringen – Zwischen AfD, Reichsbürgern und Artgemeinschaft
Seit Beginn der Coronapandemie erlebt die extrem rechte Gruppe “Patrioten Ostthüringen” Aufwind. Ihr Sprecher Frank Haußner tritt auf zahlreichen extrem rechten, verschwörungsideologischen Veranstaltungen als Redner auf, bei denen er seine antisemitische Reichsbürgerideologie verbreitet. Seit Oktober 2020 organisiert Haußner auch selbst Aufmärsche in Zeulenroda, bei denen verschiedene Spektren der extremen Rechten von der AfD, über “Der III. Weg” bis hin zu Führungspersonen der völkischen Artgemeinschaft vertreten sind. Neben Haußners eindeutiger ideologischer Ausrichtung fällt die Einbindung von weiteren Mitgliedern der “Patrioten Ostthüringen” in bundesweite Holocaustleugner:innen- und Neonazinetzwerke auf. Die Gruppe dient als Bindeglied zwischen der AfD als parlamentarischem Arm und außerparlamentarischen Neonazistrukturen, die bis ins Unterstützer:innenumfeld des NSU reichen. Weiterlesen
Artenschutz für Rechtsaußen: Welche Burschen die CDU für besonders schützenswert hält
Am 17.09.2020 debattierte der Jenaer Stadtrat auf Antrag von der CDU zum Thema “Sicherheit und Akzeptanz von Verbindungsstudenten in Jena”. Auslöser der Debatte war ein offener Brief vom 19.02.2020 verfasst von den Jenaischen Burschenschaften Armina, Germania und Teutonia. Im August legte die Burschenschaft Teutonia, Mitglied im Burschen-Verband Süddeutsches Kartell, mit einem persönlichen Brief an den Oberbürgermeister nochmal nach. Sie sorgten sich um ihre Sicherheit, im Speziellen für ihre bundesweite Zusammenkunft von Verbindungen des Süddeutschen Kartells in Jena am 03.10.2020. Im Rahmen der Stadtratssitzung kamen dann auch Vertreter von Rechtsaußen-Burschenschaften selbst zu Wort. Doch für wen fordert die CDU mit ihren Sidekicks FDP und AfD da Solidarität und warnt gar vor gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit gegen Burschenschafter?
Dass Burschenschaften wichtige Stützpunkte der AfD, der Identitären und der früheren Aktivisten von NPD und Thüringer Heimatschutz sind, wird seit Langem durch antifaschistische Recherchen immer wieder belegt. In der Recherche vom 23.8.2020 haben wir bereits über die beiden extrem rechten Jenaer Burschenschaften Normannia und Alte Burschenschaft auf dem Burgkeller Jena berichtet. Dass die anderen drei Jenaer Burschenschaften Teutonia, Arminia und Germania, auf deren Bedürfnisse die Stadtratsdebatte zurückgeht, nicht minder problematisch sind, wollen wir in dieser Recherche untermauern.
NS-Ideologie und Fechtduelle: Überregionales Treffen extrem rechter Burschenschaften in Jena-Maua am 22.08.2020
Während am vergangenen Samstag bundesweit tausende Menschen dem sechs Monate zurückliegenden rassistischen Anschlag in Hanau und seinen neun Todesopfern (Link zur Initiative 19. Februar) gedachten, fand in Jena-Maua im Gasthaus „Goldenes Schiff“ ein überregionales Treffen extrem rechter Burschenschaften statt. Ausrichter waren die Burschenschaften Normannia zu Jena und Alte Burschenschaft auf dem Burgkeller Jena. Neben den beiden gastgebenden Jenaer Burschenschaften, deren Mitglieder zum Fechtkampf antraten, nahmen Mitglieder der Burschenschaften Saxo-Silesia Freiburg, Halle-Leobener Germania, Rugia Greifswald, Germania Leipzig, Arminia Leipzig und Dresdensia Leipzig teil. Die Burschenschaften gehören dem Zusammenschluss Waffenring Halle-Leipzig an (Broschüre des Stura Dresden). Es reisten über 40 Personen aus mehreren Bundesländern an. Mehrere der Burschenschaften sind einschlägig aus dem Neonazi-Milieu, aus den Netzwerken der Identitären Bewegung und aus bewaffneten und neofaschistischen Prepper-Netzwerken bekannt. Das Goldene Schiff in Jena-Maua wurde somit einmal mehr zum Treffpunkt der extremen Rechten, nachdem sich das Lokal bereits zum festen Stützpunkt der AfD Jena-Saale-Holzland-Kreis etabliert hatte. Pikantes Detail: Der rechte Treffpunkt ist gleichzeitig das Wahllokal für den Bezirk Jena-Maua und bei der letzten Landtagswahl erzielte die AfD dort ein Top-Ergebnis.
Christian Heilmann – Von Wohlleben über die Normannia bis zur Identitären Bewegung
Christian Heilmann ist ein weiteres Mitglied der extrem rechten „Burschenschaft Normannia zu Jena“. Der Ausgangspunkt seiner politischen Entwicklung sind die Neonazi-Netzwerke zwischen Jena und Kahla, die ihn zu JN-Veranstaltugen, zu Aufmärschen der „Identitären Bewegung“, der AfD, von „EinProzent“ und „PEGIDA“ führen. Dabei hält er stehts den Kontakt zu militanten Kameraden und altgedienten Rechtsterroristen.
Politisierung durch Ralf Wohllebens NPD und die Thüringer Kameradschaftsszene
Christian Heilmann, 29 Jahre alt, stammt aus Jena, wo er in der Nähe des Friedensberges im Jena-Süd wohnte. Heilmann war bis zur Verhaftung des NSU-Helfers Wohlleben eine von dessen Jenaer Kontaktpersonen. Als die Normannia 2009 aus dem braunen Haus in Jena-Altlobeda nach Kahla in die Burg 19 verzog, knüpfte auch Heilmann politisch und sozial an die dortigen Strukturen an. Mit Tobias Winter aus dem Landkreis Sömmerda, seinem heutigen Normannia-Kamerad Martin Schieck und Mitgliedern der Erfurter Kameradschaftsszene um Enrico Biczysko oder Martin Gärtlein nahm Christian Heilmann beispielweise an einem Zeitzeugengespräch teil. In jener Zeit war er bereits Fan des National Socialist Black Metal (NSBM), wie er mit Aufnähern und Pullovern von „Burzum“ oder „Absurd“ kundtat, die er auch heute noch verehrt. Die Sänger dieser Bands haben ihren Kultstatus in der NSBM-Szene jeweils mit Morden erlangt.
Der Fall Martin Schieck und die Lügen der AfD: Normannia-Burschenschafter und EinProzent-Aktivist als Mitarbeiter der Thüringer AfD
Am 2. Mai veröffentlichte der MDR eine Recherche zu Martin Schieck, der für die Thüringer AfD-Landtagsfraktion arbeitet. Dem Bericht zufolge hat Schieck eine Neonazi- „Vergangenheit“, vor allem durch seine Kontakte zum Blood & Honour-Musiker Tobias Winter, alias Bienenmann. In einem Dementi der AfD dazu heißt es, die Vorwürfe beruhten alleine auf Mutmaßungen und „Kontaktschuld-Konstruktionen“, Schieck sei kein Mitglied irgendeiner rechtsextremistischen Organisation und sei erst „wenige Wochen“ bei der Fraktion beschäftigt. Neue Recherchen zeigen: Die AfD lügt in allen Punkten. Schieck arbeitet seit mindestens Oktober 2019 als Fotograf und Filmer für Landtagsfraktion. Die nötige Erfahrung bringt er aus der Arbeit für die rechtsextreme Plattform “EinProzent” mit. Und er ist Mitglied der neonazistischen „Burschenschaft Normannia zu Jena“, die personell und ideologisch eng mit dem „Thüringer Heimatschutz“, der NPD und Jenaer NSU-Helfern verbunden ist.
Eine Recherche in Episoden des extrem rechten Aktivisten Martin Schieck zurück bis 2014.