Ideologie aus Schnellroda, Aktionen mit „Knockout 51“-Kader: Die Jenaer Burgkeller-Burschen Luis Rupprecht und Ron Schade beim IfS und „Kontrakultur Erfurt“

Kevin Noeske (mittig), Luis Rupprecht (vorne) und Robert Brandt (mittig verdeckt) am 29.04.2023 bei einer „Identitären“-Kundgebung in Wien (Bild: Presseservice Wien)

Kevin Noeske (mittig), Luis Rupprecht (vorne) und Robert Brandt (mittig verdeckt) am 29.04.2023 bei einer „Identitären“-Kundgebung in Wien (Bild: Presseservice Wien)

Mit Luis Rupprecht und Ron Schade studieren aktuell zwei Mitglieder der extrem rechten Burschenschaft „Alte Burschenschaft auf dem Burgkeller Jena in der DB“ (mehr dazu in unserem ausführlichen Artikel zur Burgkeller-Burschenschaft) an der FSU Jena, die eng mit der militanten Neonaziszene vernetzt sind. Ihre Burschenschaft ist schon mehrmals durch Kontakte in die militante Rechte Westthüringens aufgefallen, u.a. zu „Knockout 51“ und zum bundesweiten Kader Thorsten Heise. Luis Rupprecht ist über die Burgkeller-Burschenschaft hinaus Mitglied von „Kontrakultur Erfurt“ und darüber in die Reste der „Identitären Bewegung“ eingebunden. Bei der Erfurter Gruppe ist er gemeinsam mit einer Führungsfigur von „Knockout 51“ aktiv. Ron Schade ist neben seinen bundesweiten Aktivitäten innerhalb der extrem rechten „Deutschen Burschenschaft“ auch bei Veranstaltungen des „Institut für Staatspolitik“ in Schnellroda präsent. Beide sind regelmäßig auf dem Campus, in der Unibibliothek (ThULB) und der Mensa präsent und verbreiten dort ihre Ideologie z.B. durch das Tragen von Beuteln des extrem rechten Verlages „Antaios“.

Vom „Schülerfux“ zum rechten Vollzeitaktivisten

Ron Schade (r.) bei der „Frühjahrsakademie des IfS Schnellroda am 10.04.2022

Ron Schade (r.) bei der „Frühjahrsakademie“ des IfS Schnellroda am 10.04.2022

Ron Schade ist seit zwei Jahren beim Burgkeller aktiv und kommt ursprünglich aus dem Raum Schkeuditz. Luis Rupprecht zog im letzten Jahr zum Wintersemester nach Jena. Bereits während seiner Schulzeit in Sachsen war er als „Schülerfux“ an die Burschenschaft angebunden. Schade und Rupprecht nahmen an gemeinsamen Veranstaltungen wie dem DB-Burschentag in Eisenach oder der „Herbstakademie“ 2022 des „Instituts für Staatspolitik“ in Schnellroda teil. Rupprecht führte zudem einen Aufmarsch der „Identitären Bewegung“ (IB) in Stuttgart im Herbst 2022 an.

Luis Rupprecht (r.) in Suttgart im Herbst 2022 (Foto: Soziale Medien)

Luis Rupprecht (r.) in Suttgart im Herbst 2022 (Foto: Soziale Medien)

Organisiert wurde der Aufmarsch von den „Wackren Schwaben“, der Regionalgruppe der IB in Baden-Württemberg. Diese Gruppe ist eine der wenigen verbliebenen IB-Gliederungen in Deutschland. Fast die gesamte Führungsriege der ersten Jahre hat die IB schon lange verlassen und für tot erklärt. Mit den Worten eines der österreichischen Mitgründers, Alexander Markovics von der extrem rechten Burschenschaft „Olympia Wien“: „[Die IB ist] zu einer Sekte verkommen, die sich nur noch auf die Vermarktung ihrer selbst beschränkt.“ (Quelle: Identitäre in Bochum) Nach diesem Prinzip funktioniert auch die aktuelle Thüringer IB-Gruppe „Kontrakultur Erfurt“. Ihre Banner- oder Flugblattaktionen in Erfurt dauern wenige Minuten. In den Aktionsgruppen, die meistens nur wenige Personen umfassen, sind mindestens zwei mit Kameraaufnahmen beschäftigt, die nachher in Form von Fotos und Filmausschnitten per Instagram und Telegram verbreitet werden. Selten hat die Gruppe das Glück, dass die Presse ihre rassistischen oder gegen LGBT+ gerichteten Aktionen thematisiert (siehe TLZ).

Am 6. Dezember 2022 beteiligten sich Schade und Rupprecht an einem peinlichen Bannerdrop am Campus, der durch die AfD-Aktivistin Carolin Lichtenheld initiiert wurde. Weitere Beteiligte waren das AfD- und Germania-Mitglied Tim Beutler und weitere Burschen der Germania Jena. Ihre Aktion richtete sich dagegen, dass Hörsaal 1 aus Protest gegen die geplante Abschaffung des Geschlechtergeschichte-Lehrstuhls für mehrere Wochen durch Aktivist*innen besetzt wurde.

„Deine lokale Nazicrew“ – militante Nazis als Thüringer „Identitäre“

Am 29. April 2023 rief der Rest der „Identitären Bewegung“ zu einer Kundgebung in Wien auf. Dem Aufruf folgte auch eine Reisegruppe aus Thüringen: Luis Rupprecht, Kevin Noeske, Robert Brandt, Björn Hildesheim und weitere Neonazis aus Erfurt. Alle sind der Erfurter Neonazigruppe „Kontrakultur Erfurt“ zuzurechnen. Robert Brandt gehörte vor der Gründung von „Kontrakultur“ lange zum „Kollektiv 56“, das sich selber „deine lokale Nazicrew“ nannte. Diese Gruppe ist für zahlreiche brutale Übergriffe auf Linke und alternative Jugendliche in Erfurt verantwortlich. Robert Brandt und Björn Hildesheim saßen selbst erst vor Kurzem wegen ihrer Beteiligung an dem Überfall auf Jugendliche vor der Erfurter Staatskanzlei auf der Anklagebank.

Robert Brandt (r.) im Kollektiv56-Shirt „deine lokale Nazicrew“ mit Kevin Seifert (l.) auf dem Weg zum Rechtsrockfestival in Themar am 29.7.2017 (Foto: Recherche Nord)

Robert Brandt (r.) im Kollektiv56-Shirt „deine lokale Nazicrew“ mit Kevin Seifert (l.) auf dem Weg zum Rechtsrockfestival in Themar am 29.7.2017 (Foto: Recherche Nord)

Kevin Noeske stammt aus Eisenach, wo er über Jahre Führungskader der militanten Neonazigruppen „Nationaler Aufbau Eisenach“ und „Knockout 51“ war. Er ist verantwortlich für zahlreiche brutale Übergriffe auf Antifaschist*innen und andere Menschen, die nicht in sein enges Weltbild passen. „Knockout 51“ steht seit dem 21. August 2023 in Jena vor Gericht wegen Gründung einer kriminellen Vereinigung. Die Gruppe soll u.a. geplant haben, gezielt Antifaschist*innen zu ermorden.

Luis Rupprecht (mittig mit Seitenscheitel und Sonnenbrille) am 29.04.2023 bei einer Kundgebung der „Identitären“ in Wien, Links: Björn Hildesheim (1.v.l.), Kevin Noeske (2.v.l. Nike-Cap) und Robert Brandt (3.v.l.) (Bild: Presseservice Wien)

Luis Rupprecht (mittig mit Seitenscheitel und Sonnenbrille) am 29.04.2023 bei einer Kundgebung der „Identitären“ in Wien; Links: Björn Hildesheim (1.v.l.), Kevin Noeske (2.v.l. Nike-Cap) und Robert Brandt (3.v.l.) (Bild: Presseservice Wien)

Burgkeller-Burschenschaft als wichtige Stütze neofaschistischer Netzwerke in Mitteldeutschland

Mitglieder des Burgkellers arbeiteten bereits in der Vergangenheit mit „Kontrakultur Erfurt“ zusammen. So reisten 2022 Steen Kothe, Ron Schade und Alexander Jünger gemeinsam mit der Erfurter Gruppe zur „Frühjahrsakademie“ des „Instituts für Staatspolitik“ nach Schnellroda. Weiterhin lud Rupprecht in jüngster Vergangenheit Mitglieder von „Kontrakultur Erfurt“ nach Jena ein und zog mit diesen Bier trinkend durch die Stadt.

Steen Kothe (1.v.r.) am 09.04.2022 bei der „Frühjahrsakademie“ in Schnellroda (Bild: Objektiv Ost)

Steen Kothe (1.v.r.) am 09.04.2022 bei der „Frühjahrsakademie“ in Schnellroda (Bild: Objektiv Ost)

Im Juni 2023 vertraten Rupprecht, Schade und Kothe den Burgkeller beim DB-Burschentag in Eisenach.

Luis Rupprecht am 02.06.2023 beim DB-Burschentag in Eisenach (Bild: Pixelarchiv)

Luis Rupprecht am 02.06.2023 beim DB-Burschentag in Eisenach (Bild: Pixelarchiv)

Ron Schade (1.v.l.) am 02.06.2023 beim DB-Burschentag in Eisenach (Bild: Pixelarchiv)

Ron Schade (1.v.l.) am 02.06.2023 beim DB-Burschentag in Eisenach (Bild: Pixelarchiv)

Ron Schade und Luis Rupprecht sind als Mitglieder des Burgkellers und darüber hinaus tief in extrem rechte, völkische bis neonazistische Netzwerke eingebunden. Mit ihren Aktionen markieren sie Migrant*innen, nicht-Weiße, queere Personen oder Linke als Feinde. Ihre Kameraden von „Kontrakultur Erfurt“ sind vielfach dafür bekannt und gerichtlich verurteilt worden, als Feinde markierte Personen brutal anzugreifen. Kevin Noeske von „Kontrakultur“ zählt gleichzeitig zu „Knockout 51“, die konkret versucht haben, in Erfurt Linke in einen tödlichen Hinterhalt zu locken. An der FSU Jena, wo sie für alle Menschen, die nicht in ihr Weltbild passen, eine Gefahr darstellen, sind sie bisher unbehelligt geblieben. Rupprecht trägt meist Adidas-Sneaker, Jeans und Windbreaker und konnte sich bisher mit diesem Kleidungsstil in Jena weitgehend tarnen. Wir wollen ihm mit diesem Artikel die Anonymität nehmen und ihn somit in seinen Handlungsspielräumen für extrem rechte Aktionen und Propaganda einschränken. Rupprecht lebt aktuell auf der Etage des Burgkellers in der Frommannstr. 6 in Jena-West. Ron Schade wohnt in der Platanenstr. 10 in Lobeda-Ost.

Outing Flyer zum Verteilen

Um die Sichtbarkeit dieser Informationen an der Uni und in der Stadt zu erhöhen, haben wir eine Druckvorlage für einen Flyer vorbereitet, in dem Rupprecht und Schade kurz eingeordnet werden und auf diesen Artikel verwiesen wird. Wir würden es begrüßen, wenn der unten als Kopiervorlage angehängte Flyer in der Uni und der Stadt Verbreitung findet und so auch Menschen über die Aktivitäten der Burschen informiert werden, die unseren Blog sonst nicht lesen.

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