Alle Jahre wieder: Neonazi-Nachwuchs in Kahla

Robin Franke (Glatze, Trainingsanzug) Benny Franke (4.v.r. m. Pony), Ian Bütow (Glatze, 3.v.r.) und Marcel Waschek (1.v.r.) beim Montagaufmarsch in Kahla am 26.9.2022 (Foto: OTZ)

Robin Franke (Glatze, Trainingsanzug) Benny Franke (4.v.r. m. Pony), Ian Bütow (Glatze, 3.v.r.) und Marcel Waschek (1.v.r.) beim Montagaufmarsch in Kahla am 26.9.2022 (Foto: OTZ)

Seit 2022 bildet sich in Kahla eine neue Clique an Neonazi-Jugendlichen heraus, die zunehmend mit Kleidung und Rechtsrock aus Szene-Versänden auffällt und mehrfach an rechten Aufmärschen teilnahm. Um Kahlas rechte Szene wurde es seit Jahren kontinuierlich ruhiger. Die letzte vergleichbare rechte Jugendstruktur stellte zwischen 2016-2018 der selbsternannte „Jungsturm Kahla“ um Antonio Szaszko dar. Die aktuell aktive Clique bildet den einzigen Nachwuchs, den die alteingesessene örtliche Naziszene zu bieten hat. Mit Ian Bütow ist das durchaus wörtlich gemeint, da dessen Eltern Katja und Marcel Bütow seit ca. 15 Jahren im Mittelpunkt Kahlaer Neonazistrukturen stehen. Die heranwachsenden Rechten haben bereits erste Kontakte zu älteren Neonazis aus anderen Städten geknüpft, die wiederholt zu Besuch in Kahla sind. Weiterlesen

Katja Bütow (Kahla): Wochentags im Dienste der Kirche, feiertags Naziversammlung im Kleingarten

Links: Katja Bütow (1.v.r.) und Evelyn Kruppe mit dem Kahlaer Pfarrer und dem Team der Diakonie Sozialstation Kahla; rechts: Katja (3.v.r.) und Marcel Bütow (4.v.r.) bei der Erntedank-Feier vom III. Weg in ihrem Kleingarten an der Saale im Oktober 2018

Links: Katja Bütow (1.v.r.) und Evelyn Kruppe mit dem Kahlaer Pfarrer und dem Team der Diakonie Sozialstation Kahla; rechts: Katja (3.v.r.) und Marcel Bütow (4.v.r.) bei der Erntedank-Feier vom III. Weg in ihrem Kleingarten an der Saale im Oktober 2018; René Schaller 1.v.l.

Als der damalige Pfarrer Matthias Schubert für eine SPIEGEL-Reportage 2018 auf den Nazi-Aktivismus seiner Diakonie-Mitarbeiterin Katja Bütow angesprochen wurde, wiegelte er ab: „Sie hat sich distanziert von der rechten Szene, sie ist nicht mehr aktiv, das war ihr alles sehr unangenehm.“ Die Distanzierung von der rechten Szene war schon damals eine Lüge. Fünf Jahre später lässt sich resümieren: Katja Bütow, die ein Hakenkreuz auf die Schulter tätowiert trägt, kann auf mindestens 15 Jahre Aktivismus in militanten rechten Strukturen zurückblicken. Sie engagierte sich für die NPD und später für den III. Weg. Außerdem betrieb sie Spendensammlungen für den NSU-Helfer Ralf Wohlleben. Was bisher nirgends Erwähnung fand: Ihr Kleingarten an der Saale dient für völkische Fackelrituale und Liederabende mit dem Blood&Honour-Musiker Tobias Winter. Im Herbst 2022 beteiligte sie sich mit ihrem jugendlichen Sohn an einem AfD-Aufmarsch in Erfurt und im Februar 2023 marschierte sie an der Seite ihres Mannes Marcel Bütow mit schwarzer Flagge im bundesweiten Großaufmarsch der Naziszene durch Dresden. Zeit für einen erneuten Blick nach Kahla.

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