Als der damalige Pfarrer Matthias Schubert für eine SPIEGEL-Reportage 2018 auf den Nazi-Aktivismus seiner Diakonie-Mitarbeiterin Katja Bütow angesprochen wurde, wiegelte er ab: „Sie hat sich distanziert von der rechten Szene, sie ist nicht mehr aktiv, das war ihr alles sehr unangenehm.“ Die Distanzierung von der rechten Szene war schon damals eine Lüge. Fünf Jahre später lässt sich resümieren: Katja Bütow, die ein Hakenkreuz auf die Schulter tätowiert trägt, kann auf mindestens 15 Jahre Aktivismus in militanten rechten Strukturen zurückblicken. Sie engagierte sich für die NPD und später für den III. Weg. Außerdem betrieb sie Spendensammlungen für den NSU-Helfer Ralf Wohlleben. Was bisher nirgends Erwähnung fand: Ihr Kleingarten an der Saale dient für völkische Fackelrituale und Liederabende mit dem Blood&Honour-Musiker Tobias Winter. Im Herbst 2022 beteiligte sie sich mit ihrem jugendlichen Sohn an einem AfD-Aufmarsch in Erfurt und im Februar 2023 marschierte sie an der Seite ihres Mannes Marcel Bütow mit schwarzer Flagge im bundesweiten Großaufmarsch der Naziszene durch Dresden. Zeit für einen erneuten Blick nach Kahla.
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„Freie Initiative Schleusingen“: Wenn das rechte Bürgertum rebelliert und der mitmischende Kader vom III. Weg keinen Unterschied macht
Die südthüringische Kleinstadt Schleusingen im Landkreis Hildburghausen hat in den vergangenen Wochen Schlagzeilen mit rassistischem Protest gegen Geflüchtete gemacht. Hintergrund sind die Pläne des Landratsamtes, 80 bis 100 Geflüchtete in einem ehemaligen Krankenhaus unterzubringen. Die erste Demo dagegen fand am 12.4.2023 statt – organisiert vom Neonazi-Funktionär Tommy Frenck aus Kloster Veßra zusammen mit dem Neonazi-Liedermacher Axel Schlimper. Infolge von Presseberichten, die ihre Kritik vor allem auf die Person Tommy Frencks beschränkten, gründete sich die „Freie Initiative Schleusingen“. Diese wollte den Beweis erbringen, dass es vermeintlich nicht-rechte Schleusinger Bürger*innen wären, die ihren „Sorgen“ Ausdruck verleihen wollten. Beim zweiten Aufmarsch am 26.4. zeigte sich eine dreiköpfige Organisationsgruppe. Zu dieser zählte auch Marcel Funke, der Antifaschist*innen seit Langem als führender Neonazi im Raum Saalfeld bekannt ist. Seit spätestens 2015 ist Funke Kader der NS-Splitterpartei „Der Dritte Weg“ (III. Weg). In Schleusingen gab Funke den einfachen Bürger und ließ seine Parteiuniform zuhause. Inhaltlich machte seine Einbindung ohnehin keinen Unterschied: Die Proteste wären ohne Funke ebenso völkisch, rassistisch und strukturell antisemitisch. Am morgigen Mittwoch, 10.5., wird zum nächsten Aufmarsch mobilisiert. Weiterlesen
Offener Antisemitismus bei der AfD in Gera
Am vergangenen Freitag (16.10.2020) rief der AfD-Stadtverband Gera zu einer Kundgebung vor dem Kultur- und Kongresszentrum in Gera auf. Als Redner waren die Landtagsabgeordneten Dieter Laudenbach und Wolfgang Lauerwald sowie die Bundestagsabgeordneten Robby Schlund und Stephan Brandner angekündigt. Neben diesen AfD-Vertretern wurde auch der Zeulenrodaer Antisemit Frank Haußner als Redner für die Veranstaltung angekündigt. Antisemitismus ist in der AfD nichts Neues. Vor allem im Thüringer Landesverband unter der Führung von Björn Höcke ist dieser fester Bestandteil der faschistischen Ideologie der Partei. Jedoch wurden die antisemitischen Elemente in der Vergangenheit auf öffentlichen Veranstaltungen noch mehr oder weniger versteckt geäußert. Am vergangenen Freitag wurde nun einem offen auftretenden Antisemiten und Reichsbürger von der AfD Gera eine Bühne geboten und seinem Antisemitismus starker Applaus gespendet, auch von Seiten der AfD-Abgeordneten.
Reinhardt Etzrodt: 2015 mit militanten Nazis marschiert, 2020 Stadtratsvorsitzender für die AfD Gera
Der Geraer Stadtrat hat am 24.09.2020 den AfD-Politiker Reinhard Etzrodt zum Vorsitzenden gewählt. Elf von 23 Stimmen müssen von anderen Parteien als der AfD gekommen sein. Die CDU will es nicht gewesen sein. Zu Recht weisen zahlreiche Veröffentlichungen wiederholt auf die Gefährlichkeit der AfD hin, im Speziellen auf die Thüringer Höcke-Partei. Auch Reinhard Etzrodt persönlich ist schon einschlägig aufgefallen: Er marschierte im Juni 2015 bei der Thügida-Demo in Gera mit. Diese wurde von bekannten NPD-Aktivisten und Antisemiten der mittlerweile aufgelösten „Europäischen Aktion“ organisiert. Etzrodt lief an dem Tag außerdem neben früheren Weggefährten des NSU-Kerntrios und Aktivisten des Anfang 2020 verbotenen militanten Netzwerks “Combat 18”. Begleitet wurde der jetzige Stadtratsvorsitzende damals von seiner Frau Bettina, ebenfalls heute AfD-Politikerin in Gera, und Martin Etzrodt, der für die AfD im Kreistag des Saale-Holzland-Kreises sitzt. Die kommunalpolitisch erfolgreichen Etzrodts passen somit bestens in die AfD – den parlamentarischen Arm der Naziszene. Reinhard Etzrodt verlängert diesen nun bis zum Vorsitz des Geraer Stadtrates.
Nico Schneider – Wohllebens politischer Ziehsohn zwischen “Normannia” und Schnellroda
Was man hätte wissen können! – Eine Zusammenfassung
Der politische Hintergrund von Nico Schneider ist dank antifaschistischer Recherche bereits seit vielen Jahren bekannt. In diesem Beitrag sollen die einzelnen Berichte zusammengefasst und nochmal gebündelt dokumentiert werden.
„Der III. Weg“: Terror-AnhängerInnen aus Ostthüringen
Der 1. Mai war ein Totalausfall für die Pläne der Kleinstpartei „Der III. Weg“ in Erfurt. Die Räumlichkeiten der Partei in Erfurt-Herrenberg stehen unter Räumungsdruck.
Für Oktober ist jedoch schon eine nächste überregionale Demo angekündigt. Und weder im Erfurter Süden noch in anderen Städten Ostthüringens dürfte es für die Nazis schwer sein, leerstehende Flächen für ein Folgeprojekt der Erfurter „Volksgemeinschaft e.V.“ anzumieten. Nachdem wir in einem ersten Teil den Apoldaer Nachwuchs der Partei vorgestellt haben, wollen wir nun einen genaueren Blick auf die terroraffinen Ostthüringer Kader werfen. Denn trotz Einheitskleidung, Fahnen und Antritt bei Wahlen ist die Gruppierung weniger eine Partei als vielmehr ein Sammelbecken militanter Nazis und AnhängerInnen rechtsterroristischer Strukturen.
Martin Brehme aus Eisenberg – organisierter Nazi und notorischer Schläger
Übergriff am “Braunen Haus” in Jena
Martin Brehme ist 1990 geboren und stammt aus Crossen. Schon in seiner Jugend hat er sich neonazistisch politisiert, gehörte zum Umfeld der Jungen Nationaldemokraten (JN) und verbrachte Abende im “Braunen Haus” in Jena-Altlobeda. Im November 2006 griff er in der Nachbarschaft des Hauses gemeinsam mit mindestens neun weiteren Nazis, überwiegend JNler, einen Punker an. Die Nazis brachen ihm die Nase, fügten ihm eine Gehirnerschütterung und viele weitere Verletzungen zu und raubten ihr Opfer dann noch aus.