„Guten Morgen und Sieg Heil“ – Die ‚ehrwürdige‘ Urburschenschaft Germania Jena als Bastion von AfD und Naziszene

Schwarz-Weiß Foto vom eingestürzten Haus der Germania

Verbindungen zerschlagen, die Erste: Das zerstörte Germania-Verbindungshaus am Jenaer Markt nach alliierter Bombadierung im 2. Weltkrieg

Die pflichtschlagende „Jenaische Burschenschaft Germania“ ist ein antifeministischer Männerbund, der neben der „Alten Burschenschaft auf dem Burgkeller Jena in der DB“, über die wir bereits ausführlich berichteten, als Kaderschmiede der extremen Rechten in Jena fungiert. Zahlreiche AfD- und JA-Kader sind Mitglieder in der Verbindung und prägen diese. Mit Tim Beutler und Alexander Claus kandidieren aktuell auch zwei Alte Herren der Germania für die AfD für den Thüringer Landtag. In Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg gibt es aktive und ehemalige AfD-Landtagsabgeordnete, die Germania-Mitglieder sind. Im Vergleich zur Burgkeller-Burschenschaft kann sich die Germania auf ein deutlich größeres Netz an „Alten Herren“ stützen, die in zahlreichen einflussreichen Positionen in Politik und Wirtschaft sitzen. 2022 erlebte die Germania einen internen Eklat, als deren damaliger Sprecher Henning Eggers andere Burschen beim Germania-Stiftungsfest mit „Guten Morgen und Sieg Heil“ begrüßte. Sichtbare Konsequenzen hatte dieses Verhalten für Eggers keine. Verbindungen zu den Neonazi-Burschenschaften Burgkeller und Normannia Jena pflegt die Germania ebenfalls, wie u.a. deren Teilnahme an einer „Pro Patria Suite“ zwischen den beiden Verbindungen im August 2020 in Jena-Maua zeigte. Inzwischen bewegen sich Germania-Burschen nicht nur in AfD-Netzwerken, sondern sind auch bei den „Identitären“ und weiteren Neonazi-Gruppen aktiv. Trotz der gesellschaftlichen Gefahr, die von der Germania ausgeht, wird sie aus Lokalpatriotismus und Standortmarketing bis heute von der Stadtverwaltung umgarnt und öffentlich geehrt.

Geschichte

Volkstrauertag in Jena am 13.11.2022: Welchen Kriegsbeteiligten der Identitären-Aktivist und Germania-Bursche Iven Bergler (3.v.r., weiße Mütze) wohl gedenkt? Hinten (3.v.l.) Oberbürgermeister Thomas Nitzsche (FDP) (Foto: Reservistenverband)

Die „Jenaische Burschenschaft Germania“ sieht sich neben der „Burschenschaft Arminia auf dem Burgkeller“ und der „Burschenschaft Teutonia Jena“ in der offiziellen Nachfolge der 1815 in Jena gegründeten „Urburschenschaft“ (bzw. „Jenaische Burschenschaft“). Die „Jenaische Burschenschaft“ spaltete sich 1840 in die „Burschenschaft auf dem Fürstenkeller“ und die „Burschenschaft auf dem Burgkeller“ auf. Aus ersterer ging die Germania, aus letzterer die Arminia hervor. 1880/81 unterstützte ein Großteil der Aktiven der Germania die „Antisemitenpetition“, die von Otto von Bismarck die Rücknahme wesentlicher Gleichstellungsrechte für Jüdinnen und Juden forderte. In Folge der Petition kam es in Neustettin zu antisemitischen Pogromen. In den Jahren darauf setzte die Germania im Jenenser Deputierten-Convent durch, keine Juden mehr in die Jenaer Studentenverbindungen aufzunehmen. Sie versuchte dies auch im Allgemeinen Deputierten-Convent (ADC, Vorläuferdachverband der „Deutschen Burschenschaft“) durchzusetzen, scheiterte dabei jedoch eine Mehrheit zu finden. Im Juli 1933 beschrieb der „Annalenwart“ der Germania Jena in einem internen Bericht das schnelle Aufgehen der Burschenschaft und des Dachverbands der „Deutschen Burschenschaft“ (DB) in NS-Organisationen. Bei einhelliger Begeisterung über den politischen Durchmarsch der NSDAP bestand wenige Monate nach der Machtergreifung Hitlers hinsichtlich des kollektiven Beitritts zu SA und SS, den andere Jenaer Verbindungen bereits vollzogen hatten, in der Germania noch Uneinigkeit:

„Der Sieg der nationalsozialistischen Idee und die damit zusammenhängende Neugestaltung des politischen Lebens, wie sie sich in den letzten Monaten vollzogen hat, wirkte, wie ich in meinem letzten Berichte erwähnte, auf unser Bundesleben insofern ein, als der wöchentliche Wehrsport nunmehr fest in den Plan unserer Arbeit Aufnahme fand und mehr Bundesbrüder als zuvor in den Wehrverbänden der S.A. und S.S. sowie im N.S.D.St.B. aktiv in den Kampf für den Nationalsozialismus eintraten.Noch fehlte es aber unserer Burschenschaft an einem korporativen Bekenntnis zum neuen Deutschland, und das wurde von vielen umso mehr vermißt, als andere Jenaer Korporationen geschlossen in die S.A. eintraten.“ (Quelle: Elitär und Reaktionär seit 1815. 200 Jahre Urburschenschaft in Jena, StuRa der FSU Jena 2015)

Während der NS-Zeit trat die Germania nur kurz für 11 Tage im April 1935 aus der DB aus, um danach direkt wieder einzutreten. 1937 wurde sie in eine nationalsozialistische Kameradschaft umgewandelt.

Altes Foto vom Germannenhaus auf dem eine Fahne mit Harkenkreuz weht

Das Germanenhaus am Jenaer Marktplatz 1936 mit Hakenkreuzflagge

In der sowjetischen Besatzungszone und später der DDR, wurden Studentenverbindungen aufgrund ihrer nationalistischen Ausrichtung nicht zugelassen. Die „Jenaische Burschenschaft Germania“ war deshalb bis 1993 in Göttingen als „Jenaische Burschenschaft Germania zu Göttingen“ aktiv. Anfang der 1990er Jahre kaufte sie unter günstigen Bedingungen, die auf alten Seilschaften zwischen Burschen und neuer Stadtverwaltung beruhten, ein neues Verbindungshaus in der Seidelstr. 12 in Jena, in dem sie bis heute sitzt. Bis 2008 war die Germania Mitglied des extrem rechten Dachverbands „Deutsche Burschenschaft“ (DB) und trat aus diesem in einem Streit um die Frage, ob man die Hitler-Attentäter um Stauffenberg als Verräter bezeichnen solle, aus. Auf die völkische Ideologie der DB bezieht sich die Germania weiterhin, wie der folgende Auszug aus der Germania-Fuxenmappe von 2013 zeigt:

Wie wird man aktiv und wer kann es werden? (§§ 4.5 u. 6)

[…] Aktiv werden kann jeder voll immatrikulierte, ehrenhafte Student deutscher Abstammung.

„Sieg Heil“ Begrüßung beim Germania-Stiftungsfest 2022

Vom 17. bis 19. Juni 2022 veranstaltete die Jenaische Burschenschaft Germania in Jena ihr jährlich stattfindendes Stiftungsfest, eine Art Jubiläumsfeier. Eingeladen waren dazu neben den eigenen Alten Herren u.a. auch Mitglieder der Freundschaftsbünde Germania Marburg und Germania Würzburg. Die Germania Marburg ist bis heute im extrem rechten Dachverband „Deutsche Burschenschaft“ organisiert. Im bundesweiten Netzwerk der extremen Rechten nimmt die Germania Marburg eine zentrale Rolle ein und hat tatkräftig am gesellschaftlichen Rechtsruck zeitgleich zum Erstarken der AfD mitgewirkt.

Sprecher der Germania Jena, d.h. Vorsitzender der aktiven Burschen innerhalb der Burschenschaft, war im Sommersemester 2022 Henning Eggers. Eggers besuchte das Gymnasium in Gadebusch (Mecklenburg-Vorpommern) bevor er nach Jena kam, um an der FSU Geschichte und Deutsch auf Lehramt zu studieren. In Jena trat er zunächst in die Sängerschaft St. Pauli ein. Dort fiel er durch seine andauernden rassistischen und misogynen Äußerungen auf und wurde nach längerer Debatte 2020 aus der Verbindung ausgeschlossen. Auf Veranstaltungen der Sängerschaft war er dennoch weiterhin willkommen. Nach seinem Ausschluss aus der Sängerschaft wurde er von der Burschenschaft Germania Jena mit offenen Armen aufgenommen und hat es dort bis zum Sprecher der Aktivitas gebracht.

Foto von Korporierten der Sängerschaft St. Pauli in Couleur, darunter Henning Eggers.

Henning Eggers (1.v.l.) in Couleur der Sängerschaft St. Pauli zu Jena 2019

Timm Westermann und Henning Eggers und weitere Männer in Couleur und 2 Frauen beim Gedenken im Wald, eine Person spielt Trompete.

Germania und Arminia Jena beim Volkstrauertag 2022, Timm Westermann und Henning Eggers mittig (weiße Mützen)

Henning Eggers begrüßte während des Germania-Stiftungsfests 2022 Mitglieder der Germania Marburg mit den Worten „Guten Morgen und Sieg Heil“. Widerspruch gab es für diese neonazistische Aussage während des Stiftungsfest keinen. Stattdessen zeigen weitere Ereignisse des Wochenendes, dass dies keineswegs ein Einzelfall innerhalb der Germania Jena ist, sondern nationalsozialistisches Gedankengut tief verankert ist. So wurde am Abend noch ein Fackelmarsch durch Jena veranstaltet und später beim gemeinsamen Trinken ein Lied gesungen, das die Zeile „Wir finanzieren das vierte Reich, denn Menschenrechte sind uns gleich.“ enthält. Auch hierzu gab es keinerlei Widerspruch.

Brief vom 23.06.2022 der Burschenschaft Germania zu Würzburg an die Germania Jena mit dem folgenden Inhalt: "Liebe Freundschaftsbrüder, ich schreibe euch, um einige Erlebnisse des vergangenen Wochenendes zu rekapitulieren, an dem wir euch anlässlich eures Stiftungsfests besuchten und eure Meinung zu diesen Ereignissen einzuholen. Die genannten Vorfälle führten nämlich dazu, dass unsere eigentlich schöne Zeit in Jena kaum zu genießen war. Zunächst lässt sich hierfür eine Aussage eures Sprechers nennen, der für die morgendliche Begrüßung der Vertreter der B! Germania Marburg die Worte „Guten Morgen und Sieg Heil“ wählte. Weiterhin stimmte der Fux der Marburger Germanen im Rahmen des Festkommerses während des Mitternachtsschreis eine BWL-Fakultätsstrophe „Wir finanzieren das vierte Reich, denn Menschenrechte sind uns gleich“ an. Auch diese Liedstrophe zog keinerlei Reaktion oder Sanktion nach sich, diese scheint also als vertretbar angesehen worden sein. Wir betrachten dies jedoch, auch in einem humoristischen Rahmen, wie die Aussagen vielleicht gemeint gewesen sein sollten, als nicht lustig, sondern als geschmacklos und potenziell strafrechtlich relevant. In Anbetracht der historischen Retrospektive, des allgemeinen Verbots couleurstudentischen Lebens, sowie des immensen Schadens, welcher durch das sog. Dritte Reich für Deutschland entstand, ist es für uns nicht nachvollziehbar, wie Burschenschafter heute möglicherweise diesem Gedankengut anhängen können und daher dessen Worthülsen noch nutzen. Hinzu kommt, dass der an den Kommers anschließende Fackelzug zum Marktplatz außerdem entweder schlecht geplant war oder es bewusst in Kauf genommen wurde, den Fackelzug auf dem Volksfest kulminieren zu lassen. Die vorhersehbaren Komplikationen, die dort mit betrunkenen Anwesenden zu später Stunde entstehen mussten, haben unsere Bundesbrüder in Gefahr gebracht, die einer Eskalation zum Glück noch entgehen konnten. Aus den vorgenannten Gründen sieht sich unser Aktivenconvent gezwungen, bis zur Aufklärung der Sachverhalte von Besuchen des Hauses unseres Freundschaftsbundes abzusehen. Dieses Schreiben soll auch dazu dienen, euch Gelegenheit zur Schilderung der Ereignisse aus eurer Perspektive einzuräumen und darzulegen, ob es sich hier um Fehltritte Einzelner handelt, oder ob wir als Gäste mit diesen Verhaltensweisen auch künftig auf dem Haus der Jenaischen Burschenschaft Germania rechnen müssen. Ich verbleibe mit freundschaftsbrüderlichen Grüßen i.A.d.BC Wolf R. D. Ernst III Z! x"

Beschwerde der Germania Würzburg über die Nazivorfälle beim Stiftungsfest der Germania Jena im Juni 2022

Erst im Nachgang positionierte sich die Burschenschaft Germania Würzburg zu den Vorfällen und gab intern bekannt, dass sie zunächst das Freundschaftsverhältnis zur Germania Jena ruhen lassen und keine gegenseitigen Besuche mehr durchführen wolle. In der Begründung wird klar, dass es sich bei den Vorfällen zum Stiftungsfest 2022 um nichts Neues handelte, sondern dass diese nur eine weitere Bestätigung der seit Jahren innerhalb der Germania Jena gepflegten extrem rechten Ideologie waren.

Die Germania Jena sprach intern davon, dass es zu den Vorfällen Aufarbeitungsprozesse gegeben habe. Ein öffentliches Statement oder die Bekanntgabe, dass Henning Eggers ausgeschlossen wurde, gibt es bis heute nicht. Öffentlich hat man lediglich das Freundschaftsverhältnis zur Germania Marburg aufgehoben, wie die Lücke auf der Website der Germania Jena zeigt. Dass es sich dabei um eine tatsächliche inhaltliche Distanzierung handelt, ist schwer zu glauben, da seit Jahren durch zahlreiche antifaschistische Recherchen die extrem rechte Ideologie und Vernetzung der Germania Marburg bekannt ist und die Germania Jena dieses Freundschaftsverhältnis dennoch über Jahre aufrecht erhielt. Nicht zuletzt gab es jahrelang auch zwei Doppelmitglieder von Germania Jena und Germania Marburg: die AfD-Mitglieder Torben Braga und Wolfgang Polte. Braga ist 2023 aus der Germania Jena ausgetreten. Vor diesem Hintergrund ist vielmehr anzunehmen, dass das Verhältnis zur Germania Marburg für die Jenaer Burschen eher hinderlich ist, wenn sie sich innerhalb Jenas immer wieder als Opfer inszenieren wollen. Ebensowenig gehen die sich liberaler gebenden Jenaer Burschenschaften und Verbindungen auf Distanz zur extrem rechten Germania, geschweige denn die Stadtspitze oder der Bundeswehr-Reservistenverband. Ein halbes Jahr nach seinem NS-Gruß nahm Henning Eggers in Couleur der Germania am städtischen Gedenken zum „Volkstrauertag“ am Blinkerdenkmal teil und wurde danach noch gemeinsam mit Henning Kläfker von der Neonazi-Burschenschaft „Alte Burschenschaft auf dem Burgkeller in der DB“ von der „Urburschenschaft“ Teutonia am Steiger empfangen.

Florian Ockenfels (links) und Henning Eggers (Mitte) gemeinsam mit Henning Kläfker (r., Alte Burschenschaft auf dem Burgkeller Jena in der DB) am Volkstrauertag 2021 vor dem Haus der Burschenschaft Teutonia Jena

Infrastruktur für Neonazi-Fechtduelle in Maua – Germania trifft Ralf Wohllebens Leute

Man sieht Germania-Burschis, die Bretter in des Haus der Normannia tragen

Konstantin Golz (1.v.l.), Torben Bade (2.v.l.), Philipp Kirsten (3.v.l., Burgkeller Jena), Benedikt Kern-Wagner (4.v.l.) und Alexander Claus (5.v.l.) am 22. August 2020 in Maua (Foto: Rechercheportal Jena-SHK)

Am 22. August 2020 traten die beiden Neonazi-Burschenschaften „Alte Burschenschaft auf dem Burgkeller Jena in der DB“ und „Burschenschaft Normannia Jena“ (tatsächlich Kahla) in Fechtduellen gegeneinander an. Es handelte sich dabei um eine sogenannte „Pro Patria“-Suite („für das Vaterland“), die zwischen Verbindungen zur Wiederherstellung der „Ehre“ z.B. nach einer Beleidigung ausgetragen werden. Über dieses reaktionäre Vorgehen berichteten wir bereits in einem Artikel zu „Pro Patria“-Suiten mit Beteiligung Jenaer Verbindungen. Normannia und Burgkeller gehören anders als die anderen schlagenden Jenaer Verbindungen nicht dem „Jeneser Waffenring“, sondern dem „Waffenring Halle-Leipzig“ an. Dennoch nahmen Alexander Claus, Torben Bade, Konstantin Golz und Benedikt Kern-Wagner für die Germania Jena an der Veranstaltung teil und stellten außerdem die Bretter zur Verfügung, auf denen die Fechtkämpfe ausgetragen wurden. Die Ausrichter der Rituals waren teilweise langjährige Kameraden des NSU-Mordhelfer Ralf Wohlleben: Ralph Oertel von der Normannia war noch mit dem späteren NSU-Kerntrio und dessen Helfern in den Neunzigern im „Thüringer Heimatschutz“ aktiv und hält Wohlleben bis heute die Treue. Ebenso Rick Wedow, der mit Wohlleben den Jenaer NPD-Kreisverband gründete, später die Normannia mit aufbaute und 2010 letzter Kreisvorsitzender der NPD war, bevor sie aufgelöst wurde. Oertel und Wedow wurden von Wohllebens Verteidigung im NSU-Prozess als Zeugen beantragt, der Wohlleben seit Jahrzehnten kenne und dessen Friedfertigkeit beweisen solle.

Oertel und Duparré stehen vor der Eingangstür der Normania Jena. Letzterer trägt Couleur

Gastgeber für die Germania-Burschen: Der langjährige Neonazi-Kader Ralph Oertel (l.) mit Philipp Duparré, beide von der Neonazi-Burschenschaft Normannia Jena (Foto: Rechercheportal Jena-SHK)

Zusammen mit den Germania-Burschen kam im August 2020 ein weiterer Zögling des Mordhelfers Ralf Wohlleben im „Goldenen Schiff“ in Maua an: Philipp Kirsten aus Jena zählte in den späten 2000er Jahren zum „Freien Netz Jena“ und war mit der Neonazi-Kameradschaft u.a. an einem Angriff auf eine DGB-Kundgebung 2009 in Dortmund beteiligt.

Nur vier Wochen nach diesem neofaschistischen Stelldichein der Germania-Burschen mit alten Kadern aus „Thüringer Heimatschutz“ und „Freies Netz Jena“ berief die CDU-Fraktion im Jenaer Stadtrat für den 17.9.2020 eine aktuelle Stunde zur vermeintlichen Bedrohung für Verbindungsstudenten in Jena ein. Auf Antrag der FDP durfte der Germania-Bursche Benedikt Kern-Wagner eine Rede im Stadtrat halten und seine neofaschistischen Netzwerker als wehrlose Opfer linker Gruppen darstellen.

Foto von Benedikt Kern-Wagner vorm Mikro mit Text in der Hand. Am Bildrand unten steht "Aktuelle Stunde "Sicherheit von Verbindungsstudenten in Jena"

Benedikt Kern-Wagner am 17.9.2020 im Jenaer Stadtrat (Bild: Jena TV)

Auch die restlichen Jenaer Verbindungen pflegen einen regen Austausch mit den extrem Rechten von Germania, Arminia und Burgkeller-Burschenschaft: So nahmen am 12.03.2022 an einem Mensurtag des Jenenser Waffenrings, bei dem auf dem Haus der Germania zwischen Germania und der Landsmannschaft Rhenania gefochten wurde, auch Alexander Jünger vom Burgkeller und der Halle-Leobener Burschenschaft Germania, sowie zwei weitere Burgkeller-Burschen als Publikum der Mensur teil. Manchen Germania-Burschen scheint auch diese Form rechter Netzwerke mit einer Erlebnislandschaft zwischen blutigen Mensurtagen, AfD-Aufmärschen und Identitären-Aktionen nicht mehr zu reichen. So nahm der bereits oben erwähnte Henning Eggers 2024 am Burschentag der „Deutschen Burschenschaft“ in Eisenach teil, obwohl er keiner DB-Burschenschaft angehört. Timm Westermann wiederum wechselte 2024 direkt von der Germania zu den Neonazis vom Burgkeller, der einzigen Jenaer DB-Burschenschaft.

Vier Burschis im Couleur laufen, darunter Eggers mit Aldi-Tasche

Mal mit den echten Braunen marschieren: Henning Eggers (2.v.l.) „verbandsfremd“ beim DB-Burschentag in Eisenach 2024 (Foto: © anonyme Zusendung)

Hauptzweck der Germania: Nachwuchs für die extreme Rechte

Die Germania Jena war schon lange eine Kaderschmiede für die Thüringer AfD. Alexander Claus und Tim Beutler gehörten noch zu Studienzeiten vor rund zehn Jahren zur ersten Generation des Thüringer Jugendverbands der AfD, der „Jungen Alternative“ (JA). Neben ihren Teilnahmen an AfD-Infoständen organisierten sie auch im Haus der Burschenschaft in der Seidelstraße Veranstaltungen mit der damaligen AfD-Landtagsabgeordneten Wiebke Muhsal. Die Germania-Burschen fuhren jedoch auch gemeinsam mit dem ebenfalls in der JA aktiven Burschen der Arminia Jena, Robert Mochrie, zum rechten Großaufmarsch nach Chemnitz am 1.9.2018, der in brutalen Übergriffen auf Gegendemonstrierende, rassifizierte Menschen und ein jüdisches Restaurant mündete.

Menschenmenge mit Deutschlandfahne

Alexander Claus (mittig m. Brille), Jan Scheubel (dahinter m. langen Haaren und Brille), Robert Mochrie (2.v.r., verdeckt) und Benedikt Kern-Wagner (1.v.r.) am 1.9.2018 in Chemnitz; 1. und 3.v.l.: die Neonazi-Schläger Dominic Exel und Danny Bunge vom „Fightclub 062“ aus Eisleben (Foto: Pixelarchiv)

In den letzten Jahren verstärkte sich der Eindruck, dass die Germania in erster Linie eine extrem rechte Kaderschmiede ist. Auch Neumitglieder tauchten schnell neben älteren Burschen in AfD-Strukturen auf. Benedikt Kern-Wagner zog aus Erkrath in Nordrhein-Westfalen nach Jena. Während er in Erkrath noch für die FDP aktiv war, wurde er als Germania-Bursche in Jena alsbald ein Aktivist der JA. Timm Westermann zog vor drei Jahren von Düsseldorf nach Jena. In Düsseldorf war er noch Freiwilliger für einen multikulturellen und integrativen Verein der Jugendarbeit gewesen. Als Germania-Bursche in Jena tauchte er fortan bei der AfD auf.

Demozug mit Fahne von "Freies Thüringen"

Benedikt Kern-Wagner (3.v.r.) und Timm Westermann (4.v.r.) in einem Aufmarsch von AfD und Reichsbürgern („Freies Thüringen“) in Erfurt am 21.9.2022 (Foto: Antonio Müller)

Zusammen mit Henning Eggers, der rechts aus der Jenaer Sängerschaft St. Pauli rausgeflogen war, traten die vier Germania-Burschen bei Alice Weidels Besuch in Erfurt am 29.4.2023 als Ordner auf:

Germania-Burschen als Ordner für die AfD am 29.4.2023 in Erfurt: (v.l.n.r.) Benedikt Kern-Wagner, Alexander Claus, Timm Westermann und Henning Eggers (Bilder: Youtube)

Auch an der „Remigration“-Demo am 29.10.2023 in Erfurt waren Kern-Wagner und Westermann beteiligt. Sie liefen dabei mit JA-Fahnen neben der damals noch in der JA aktiven Alina Jermakova, die diesen Sommer infolge eines vom MDR aufgegriffenen Outings durch unser Portal aus der JA austrat und bei der Neonazi-Jugend weitermachte. Ebenso liefen die Germania-Burschen an jenem Tag Seite an Seite mit einer Kleingruppe militanter Weimarer Neonazis um den bekannten Aktivisten Thomas Holzinger.

(v.l.n.r.) Timm Westermann, Benedikt Kern-Wagner, Alina Jermakova, Robin Meyer und Thomas Holzinger am 29.10.2023 in Erfurt (Bild: Youtube)

Demnächst könnten auch zwei Alte Herren der Germania im Thüringer Landtag vertreten sein: Tim Beutler und Alexander Claus wurden von der AfD als Direktkandidaten aufgestellt, Beutler in Jena und Claus in Erfurt. Beutler wohnt in Kahla und ist dort bereits zur Kommunalwahl 2024 für die AfD in den Stadtrat gewählt worden.

Tim Beutler beim städtischen Volkstrauertaggedenken in Jena 2021 in Germania-Couleur und als AfD-Kandidat 2024 , Alexander Claus auf einem älteren Aktivenfoto der Germania und als AfD-Kandidat 2024

Damit wären die beiden Rechten lange nicht die ersten AfD-Landtagspolitiker, welche die Germania hervorgebracht hätte: Seit 2016 sitzt der Alte Herr Stephan Reuken für die AfD im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, nachdem er während seines Geschichtstudiums in Jena der Germania beigetreten war. Reuken war 2011 Sprecher der Germania-Burschen. 2018 strebte er gemeinsam mit seinem Germania-Bundesbruder Torben Braga die formelle Gründung der „Korporierten in der AfD“ an. Infolge einer antifaschistischen Veröffentlichung des geplanten Gründungstreffen in Räumen des Thüringer Landtags sagten die Rechten das Treffens kurzfristig ab.

Stephan Reuken bei einem Ausflug der Germania (Foto: Facebook)

Auch Stefan Hein, 2009 Sprecher der Germania-Aktiven, wurde nach seinem Politikstudium in Jena AfD Landtagsabgeordneter: 2014 zog Hein, dessen Stiefvater die AfD-Größe Alexander Gauland ist, in den Brandenburger Landtag ein. Aufgrund massiver parteiinterner Intrigen wurde Hein im Herbst 2014 aus der Fraktion ausgeschlossen. Heute ist Hein zurück in Jena und arbeitet bei „FAB3“, der Firma des Altherren-Vorstands der Germania, Thomas Bergler. Hein arbeitet hier mit Berglers Sohn, Iven Begler, zusammen, der bis vor Kurzem selber Mitglied der Germania war und in der Identitären Bewegung aktiv ist.

Stephan Hein als frisch gewählter AfD-Abgeordneter und in Couleur der Germania

Aktiv bei Identitären und in Schnellroda

Henning Eggers (links am Hochbanner), Timm Westermann (mit Sonnenbrille) und Iven Bergler (rechts am Hochbanner, vermummt) im Naziaufmarsch in Gera am 3.10.2022 (Foto: Dani Luiz)

Wie auch die restliche JA, AfD und beträchtliche Teile des burschenschaftlichen Milieus sind Germania-Burschen in weiteren extrem rechten Strukturen aktiv. Schon Tino Pape, der bis ca. 2016 aktiver Germania-Bursche war, tauchte kurz nach seinem Wegzug nach Greifswald in dortigen Kreisen von Identitären und AfD auf (hellblaues Poloshirt). Am 3.10.2022 organisierten Netzwerke von Reichsbürgern um Frank Haußner von „Freies Thüringen“ und Neonazis um Christian Klar aus Gera einen Großaufmarsch. Zum Auftakt erklärte Björn Höcke, dass er angesichts von steigender Integration von LGBTIQ+ in die Mitte der Gesellschaft eher „gen Osten marschieren“, also sich Putins mörderischem Regime anschließen würde, als Teil des politisch von EU und USA geprägten Raumes bleiben würde. Auf derselben Bühne spielte außerdem noch Frank Rennicke, seit Jahrzehnten der bekannteste Neonazi-Liedermacher und NPD-Aktivist in Deutschland. Im späteren Aufmarsch liefen Hunderte bekannte Neonazis aus verschiedenen militanten Netzwerken mit. Von der Germania Jena trugen Henning Eggers und Iven Bergler ein Hochbanner der „Aktion Solidarität“, einer Kampagne der neofaschistischen „Identitäten Bewegung“. Direkt davor lief Timm Westermann mit einer BRD-Flagge.

Iven Bergler (rechts am Hochbanner) und Timm Westermann (mit Flagge und Sonnenbrille) am 3.10.2022 in Gera (Foto: Pixelarchiv)

Die „Aktion Solidarität“, deren Banner die Germania-Burschen in Gera trugen, war eine zeitweilige Tarnkampagne der Identitären. Aus dieser Zugehörigkeit machten Identitären auf den zweiten Blick bereits kein Geheimnis mehr. Ziel war trotzdem, sich ohne das öffentlich stark verbrämte Image der Identitären in die Proteste gegen Energiepreiserhöhungen und gegen die Unterstützung der von Russland überfallenen Ukraine einfügen zu können. Auf ihrem Telegram-Profil machten die Neofaschisten von Anfang an klar, dass es ihnen in erster Linie um rassistische Hetze und die als „Remigration“ verklausulierte Stichwortsetzung für Massendeportationen ging.

Wenig Solidarität, viel völkische Hetze und rassistische Deportationsfantasien: Der Telegramkanal von „Aktion Solidarität“

Dass sich die Germania-Burschen für die Identitären engagieren, vermag kaum zu überraschen. So wurde „Aktion Solidarität“ auch überregional von weiteren Jenaer Neonazi-Burschen vertreten: Luis Rupprecht von der Burgkeller-Burschenschaft führte 2022 einen unter diesen Vorzeichen stehenden Aufmarsch der Identitären in Stuttgart an. Rupprecht ist Aktivist des Erfurter Identitären-Ablegers „Kontrakultur“. Nur fünf Wochen nach dem Aufmarsch in Gera trugen die Neonazis von „Kontrakultur Erfurt“ dasselbe Banner auf einem rechten Aufmarsch durch Erfurt, wobei hinter dem Banner der als rechte Schläger verurteilte Neonazi-Aktivist Robert Brandt und der Reichsbürger und Mitverschwörer des Terrorangeklagten Heinrich Reuß, Frank Haußner liefen. Die Burschen vom Burgkeller und der Germania treffen sich auf Mensurtagen, AfD-Veranstaltungen und veranstalten regelmäßige Tringelage oder gemeinsame Wanderungen. Daher muss davon ausgegangen werden, dass sich hierbei auch die gemeinsamen Strukturen der Identitären in Thüringen herausbilden.

Nur fünf Wochen nach der Identitären-Aktion der Burschenschaft Germania auf dem Geraer Naziaufmarsch liefen dieselben Neofaschisten wie jedes Jahr an der Spitze des städtischen Gedenkens zum Volkstrauertag am Blinkerdenkmal in Jena. Oberbürgermeister Thomas Nitzsche (FDP) ließ seinen Zug vom Bundeswehr-Reservistenverband, der ebenfalls von AfD-Kadern durchsetzten „Urburschenschaft“ Arminia auf dem Burgkeller und dem Germania-Burschen Iven Bergler anführen, der in Gera noch vermummt das Identitären-Banner getragen hatte.

Links (v.l.): Timm Westermann, Henning Eggers und Iven Bergler beim Volkstrauertags-Gedenken in Jena am 13.11.2022; Rechts: Iven Bergler (l.) mit einem Arminia-Burschen und Bürgermeister Thomas Nitzsche (r.) im Hintergrund (Fotos: Reservistenverband)

Im Februar 2024 beteiligte sich der aktuelle AfD-Landtagskandidat und Alte Herr der Germania, Alexander Claus, gemeinsam mit Timm Westermann, Jurastudent und studentischer Vertreter im Fakultätsrat der juristischen Fakultät, an der „Winterakademie“ des „Institut für Staatspolitik“ von Götz Kubitschek in Schnellroda. Auf diesen Akademien kommen seit Langem mehrmals jährlich AfD-Politiker mit AktivistInnen der Identitären Bewegung und der Neonaziszene zusammen. Die erste Generation der Identitären in Thüringen setzte sich u.a. aus Neonazis von der Burschenschaft Normannia Jena zusammen, darunter Ralph Oertel, Martin Schieck, Christian Heilmann und Alexander Vetter. Ob Westermann im Februar noch Mitglied der Germania oder schon Mitglied der Burgkeller-Burschenschaft war, ist nicht bekannt. Zum „DB-Burschentag“ drei Monate später in Eisenach kam Westermann jedoch schon in Couleur der Neonazi-Burschen vom Burgkeller.

Timm Westermann (l.) und Alexander Claus in Schnellroda am 17.2.2024 (Fotos: Recherche Nord)

Alte Herren in einflussreichen Positionen

Unter den Alten Herren der Germania Jena, also jenen Burschenschaftern, die das Studium beendet haben, gibt es einige in einflussreichen Positionen (s. auch Auflistung der Alten Herren am Ende des Artikels): Von einem CDU-Bürgermeister (Erik Pauly), einem ehemaligen FDP-Bundestagsabgeordneten (Patrick Kurth) oder einem AfD-Landtagsabgeordenten (Stephan Reuken) ist alles dabei. Während Kurth mittlerweile Cheflobbyist für FlixBus und FlixTrain ist, ist Peter Schauerte einflussreicher Manager in der Filmindustrie und York Asche stellvertretender Direktor der Bethmann Bank. Als Oberarzt am UKJ ist Philipp Reuken für die Gesundheit von vielen Patient*innen und viele Angestellte zuständig. Auch wenn sie nicht die „Elite“ sind, für die sie sich selbst gerne halten, sollte die Gefahr, die von solchen Netzwerken ausgeht, nicht unterschätzt werden. Sympathisanten oder Aktivisten der AfD und anderer neofaschistischer Netzwerke können ihre Macht vielfältig zugunsten des Rechtsrucks einsetzen: Mitarbeiter*innen werden schon lange vor möglichen AfD-Regierungsbeteiligungen zu stillem Mitläufer*innentum konditioniert. Gelder werden in rechte Bewegungen umgeleitet und Förderungen für kritische Projekte stillgelegt. Große Gewerbesteuerzahler oder Investoren können klamme Kommunen unter Druck setzen, bestimmte politische Entscheidungen zu treffen oder zu unterlassen. Ein Netzwerk aus Arbeitgebern steht natürlich auch extrem rechten Aktivisten offen, die anderswo zu Recht keine Anstellung finden. Immobilien können Identitären und anderen extrem Rechten zur Verfügung gestellt werden, die dort ideologische und militante Kaderschmieden aufbauen. Beste Kontakte in FDP, CDU, Ministerien oder Landtage können langfristig bearbeitet werden, um letzte Brandmauern einzureißen und die Zusammenarbeit mit den blauen FaschistInnen vorzubereiten. Es gibt auch ganz praktische Vorteile, die das Netzwerk einer extrem rechten Burschenschaft wie der Germania für rechte Bewegungen mit sich bringt, wie an einem konkreten Beispiel verdeutlicht werden kann:

Florian Asche (links) und Sebastian Glöckner (rechts) in Germania Couleur am 30.11.2012

Florian Asche ist seit dem Wintersemester 1989/90 Mitglied der Germania. Als Rechtsanwalt in der Hamburger Kanzlei Asche Stein Glockemann legt er seinen Fokus auf das Jagdrecht. Außerdem ist er FDP-Mitglied. Als Rechtsanwalt vertrat er 2023 ein AfD-Kreistagsmitglied, dem die Waffenbesitzkarte entzogen worden war, vor dem Geraer Verwaltungsgericht. Damit trägt Asche dazu bei, dass sich AfD-Mitglieder weiter bewaffnen können. Sein politisch begründetes Engagement für die Bewaffnung Ostthüringer AfD-KommunalpolitikerInnen muss vor dem Hintergrund deren offenen Antisemitismus und deren Verstrickung mit der militanten Reichsbürgerszene gesehen werden. Nicht jedeR rechte WaffenbesitzerIn kann sich ein Klageverfahren leisten, unter „Bundesbrüdern“ dürften sich jedoch immer ideologisch überzeugte Anwälte finden lassen.

Florian Asche berichtet auf Facebook über die Vertretung eines AfD-Mitglieds wegen Entzugs der Waffenbesitzkarte vor dem Geraer Verwaltungsgericht (Quelle: Facebook)

Fazit

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass an der Germania Jena nichts Bürgerliches ist. Neben dem ohnehin reaktionären und sexistischen Ausschluss von Frauen und nicht-binären Personen, ist sie eine AfD-Kaderschmiede mit Nazimitgliedern und engen Verbindungen zu Neonazi-Burschenschaften wie dem Burgkeller. Anders als der Burgkeller stützt sich die Germania auf ein deutlich größeres Netzwerk von Alten Herren, die teilweise in einflussreichen, gut bezahlten Positionen in Wirtschaft und Politik sitzen. Hier gilt es anzusetzen und alle Germania Mitglieder und die Organisation als solche zu isolieren, um ihr durch Zerschlagung ihrer Seilschaften die Existenzgrundlage zu nehmen und den gesellschaftlichen Einfluss von extrem rechten Burschenschaftern zurückzudrängen. Wer Aufrufe gegen die AfD und Faschismus ernst meint, muss die Zusammenarbeit mit den Einzelpersonen und ihrem Geflecht aus Firmen, Kanzleien uvm. einstellen. Die Burschenschaft Germania darf keine städtischen Räume und keine parlamentarische Bühne mehr für ihre Opfermythen kriegen. Das große Netzwerk an wohlhabenden alten Herren muss in seinem Umfeld aus der Anonymität gerissen werden: Sie sind es, die Höcke den Weg bereiten und dem Nachwuchs für JA, AfD, Identitäre & Co moralisch, ideologisch und finanziell den Rücken freihalten.

Auswahl an Alten Herren (gegliedert nach Jobbranche)

Im folgenden werden wir einigen Alten Herren ihre Anonymität nehmen, die über ihre Mitgliedschaft in der Burschenschaft Germania in die extreme Rechte verstrickt sind und häufig trotzdem oder gerade deswegen einflussreiche und gut bezahlten Jobs haben.

Politik

Patrick Kurth aus Sondershausen war von 2009 bis 2013 Bundestagsabgeordneter für die FDP. Aktuell ist er Cheflobbyist für FlixBus und FlixTrain. Kurth trat im Wintersemester 1997/98 in die Germania Jena ein und ist heute Alter Herr der Verbindung. 2012 sprach Kurth als Vertreter der Germania mit der Thüringer Allgemeinen.

Erik Pauly ist CDU-Oberbürgermeister der baden-württembergischen Stadt Donaueschingen. Pauly trat im Wintersemester 1991/92 in die Germania Jena ein. Sein Bruder Eckhart Pauly ist ebenfalls seit 1989 Mitglied der Germania und Geschäftsführer des Flugplatz Donaueschingen.

Stephan Reuken (mittig mit Degen) bei einer Mensur von Tino Pape (sitzend), 1.v.r. Sebastian Glöckner, 2.v.r. Tim Beutler, 1.v.l. Nils Bevern

Stephan Reuken ist seit dem Wintersemester 2009/10 Mitglied der Germania Jena. Seit 2016 ist er AfD-Landtagsabgeordneter in Mecklenburg-Vorpommern.

Timm Luckhardt ist seit 1976 Germania Mitglied. In Schleiz sitzt er für die CDU im Stadtrat. Seit diesem Jahr ist er außerdem Ortsteilbürgermeister im Schleizer Stadtteil Burgk. In Burgk arbeitet er außerdem als Archivar und Kurator im Schloss Burgk. Die Aktivitas der Germania lud er auch schon zu Wanderungen nach Burgk ein.

Unternehmer und Manager

Peter Schauerte ist einflussreicher Manager in der Filmindustrie. Schauerte ist Mitglied des Präsidiums der deutschen Filmförderungsanstalt (FFA) und der SPIO. Zuvor hatte er einflussreiche Positionen beim internationalen Filmstudio Warner Bros. Mitglied der Germania Jena ist Schauerte seit 1989.

Matthias Klausing ist Senior Consultant im Jenaer Marketing Unternehmen Flymint GmbH. Mitglied der Germania Jena ist Klausing seit 2003.

York Asche, Mitglied der Germania Jena seit 1986/87, ist stellvertretender Direktor der Bethmann Bank.

Thomas Bergler, Germania Mitglied seit 1999, ist Gesellschafter und Geschäftsführer der APOLIS Immobilien GmbH in Gera, die zur FAB Unternehmensgruppe gehört. In diesem Unternehmen sind außerdem Iven Bergler und Stefan Hein beschäftigt.

Jens Braun trat 1998 der Germania bei und ist heute Regionalmanager der Zeitarbeitsfirma Randstad in Nürnberg

Albrecht Deissner (vorne links) am 12.06.2015 beim 200. Stiftungsfest der Jenaer Burschenschaft

Albrecht Deissner, Germania Mitglied seit 1981/82, ist „VC/PE Industry Expert“ bei der Marondo Capital GmbH.

Sven-Thorsten Buchweitz ist seit dem Wintersemester 1983/84 Mitglied der Germania Jena und weiterhin Mitglied in der Burschenschaft Arkadia-Mittweida Osnabrück. Er ist ehemaliger Bundeswehr Oberst und heute als Unternehmensberater in seiner eigenen Firma BCB Bilateral Consultants aktiv.

Martin Grotzsch ist seit dem Wintersemester 2006/07 Mitglied der Germania Jena. Seit 2022 arbeitet er als Rooms Division Manager im Tauern Spa in Zell am See.

Björn Lockstein, Germania Mitglied seit 1990, ist Geschäftsführer der Hamburger Marketing-Agentur IMPLIZIT GmbH.

Andreas Mollerus, Germania Mitglied seit dem Wintersemester 1994/95, ist Steuerberater bei Dr. Deneke Family Office.

Ralf Oberänder und Silvio Hermann beim 200. Stiftungsfest am 11.06.2015

Ralf Oberänder, Germania Mitglied seit 1999, ist geschäftsführender Gesellschafter bei dem Immobilienunternehmen Engel & Völkers Sachsen.

Jan Scheubel arbeitet bei der Jenaer Gewindetechnik GmbH. In die Germania Jena ist er im Wintersemester 2017 eingetreten.

Nils Botthäuser (1.v.r.) beim 200. Stiftungsfest in Jena am 11.06.2015

Nils Botthäuser ist Senior Manager bei exxeta AG in Berlin und seit 2007 Mitglied der Germania.

Verwaltung

Martin Sommermann, Germania Mitglied seit 2009, ist Mitarbeiter im Thüringer Landesamt für Umwelt in Apolda.

Sebastian Manke, Germania Mitglied seit dem Wintersemester 2008/09, ist Referent des Leiters des Vergabeteams des Thüringer Landesamts für Landwirtschaft und Ländlichen Raum.

Heiner Lehmann ist Bibliothekar beim Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie und Mitglied der Germania seit 2003 Mitglied der Germania.

Ärzte

Philipp Reuken (links) am 30.11.2012 beim Sommerfest der Germania Jena

Philipp Reuken ist wie sein Bruder Stephan Reuken Mitglied der Germania Jena, in die er 2010 eintrat. Er ist Oberarzt in der Infektiologie des Universitätsklinikum Jena.

Lutz Frankenstein (1.v.r) am 26.11.2016 beim Winterfest der Germania Jena

Lutz Frankenstein ist ärztlicher Leiter der Herzinsuffizienzambulanz am Universitätsklinikum Heidelberg. Seit 1994 ist er Mitglied der Germania Jena.

Nils Bevern ist Zahnarzt und seit 2013 Mitglied der Germania Jena.

Axel Nöding ist Hals-Nasen-Ohrenarzt in Falkensee (Brandenburg). In der Germania ist er seit dem Wintersemester 1993/94 Mitglied.

Gotthard Eickhoff ist Hausarzt in Wanfried und seit dem Wintersemester 1972/73 Mitglied der Germania.

Christoph Stemper ist Zahnarzt in Kupferzell und seit 1994 Mitglied der Germania.

Lars Bulling ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie im OrthoCentrum-Oldenburg. In der Germania ist er seit dem Wintersemester 1993/94 Mitglied.

Anwälte

Marc Fritze ist Wirtschaftsanwalt in den USA. In der Germania ist er Mitglied seit dem Wintersemester 1988/89.

Peter Gatzemeier (1.v.r.) beim 198. Stiftungsfest am 13.06.2013 in Jena

Peter Gatzemeier ist Rechtsanwalt und Notar bei der Kanzlei Heyn, Zorn & Toelle. Außerdem ist er Vorstandsmitglied in der Dr.-Marschner-Stiftung in Frankfurt am Main und Mitglied in verschiedenen Kuratorien der Frankfurter Bürgerstiftung der Schirn-Kunsthalle und der Stiftung des Museums für angewandte Kunst Frankfurt am Main. Mitglied der Germania Jena ist er seit 1985.

Rüdiger Guddas ist Rechtsanwalt und Steuerberater bei der guddas-utech Kanzlei. Er ist seit 1986 Mitglied der Germania Jena.

Marlon Wehrenberg ist Anwalt bei der Kanzlei KPMG Law in Hannover. In die Germania Jena ist er im Wintersemester 2011/12 eingetreten.

Kirche

Sebastian Glöckner ist Gemeindediakon im Ev.-Luth. Kirchenkreis Bad Salzungen-Dermbach und seit 2007 Mitglied der Germania.

Lehrer

Silvio Hermann ist Berufsschullehrer und seit 2001 Mitglied der Germania Jena.

Martin Winkler ist Geschichtslehrer an der Gemeinschaftsschule „Galileo“ in Winzerla und seit 2016 Mitglied der Germania Jena.