Bei einem Unternehmen der Jenaer Stadtwerke, der ASI Anlagen, Service, Instandhaltung GmbH, arbeitet der bekannte Neonazi Kevin Armstroff aus dem Weimarer Land. Armstroff ist seit mindestens 2013 regelmäßiger Besucher von Naziaufmärschen, gehörte zur “Aktionsgruppe Weimarer Land” aus dem Spektrum der “Autonomen Nationalisten” und beteiligte sich an Aktionen der faschistischen Partei “Die Rechte” in Erfurt und Jena. Noch im Dezember 2019 lief er zusammen mit verurteilten Nazischlägern im Hakenkreuz-Pullover über den Erfurter Weihnachtsmarkt. Seit vergangenem Jahr ist er für ASI im Bereich Elektrik in den Häusern von JenaWohnen oder in städtischen Kulturzentren unterwegs. Wenig überraschend, ist doch der politische Ziehsohn Ralf Wohllebens, der frühere NPDler Nico Schneider, Ausbildungsleiter bei ASI.
Kevin Armstroff, 26 Jahre alt, kommt aus Buttelstedt im Weimarer Land. Im klassischen Skinhead-Look fiel er schon 2013 als Besucher von Naziaufmärschen in Weimar auf. Bald darauf war er regelmäßig mit Michel Fischer, Thomas Holzinger oder Christopher Seelig von der „Aktionsgruppe (AG) Weimarer Land“ auf Aufmärschen unterwegs. Zu seinen Neonazi-Aktivitäten berichteten schon Weimarer Antifaschist*innen und auch seine frühere Tätigkeit bei der Jenaer Security-Firma VIP Schild Security GmbH schaffte es bis in die ZEIT-Online.
In Jena fiel Armstroff zudem 2015 auf, als er sich zusammen mit rechten Jugendlichen aus Lobeda und Winzerla mit dem Haupttäter des rassistischen Angriffs auf indische Studierende am 15.06.2015 in Lobeda-Ost, Christopher Voigt, per Gruppenfoto solidarisierte. Armstroff besuchte auch im Februar 2016 die Gerichtsverhandlung gegen Voigt und seinen Mittätern Jan Mrasek und Dusty Keith Eckardt am Jenaer Amtsgericht, in Begleitung von Antonio Szaszko.
Armstroff und seine Kameraden der „AG Weimarer Land“ verstanden sich als „Autonome Nationalisten“, lehnten Parteistrukturen ab und organisierten sich im bundesweiten Netzwerk des „Antikapitalistischen Kollektivs“. Das Erfurter Pendant war die Gruppe „Kollektiv 56“ und in Eisenach die Gruppe „Nationaler Aufbau“. Diese Gruppen waren an den rechten 1. Mai-Krawallen in Saalfeld (2015), Plauen (2016) und Apolda (2017) maßgeblich beteiligt, wie auch die Veröffentlichungen zum Eisenacher Leon Ringl belegten. Auch Kevin Armstroff beteiligte sich an dem in Gewalt mündenden Aufmarsch in Plauen am 01.05.2016 (Foto).
Als sich der Organisator der Weimarer Aufmärsche, Michel Fischer, von der „AG Weimarer Land“ weg und zunächst in Richtung der Partei „Die Rechte“ orientierte, folgte ihm auch Kevin Armstroff. Wo diese Partei steht, machte sie u.a. deutlich, als sie in München vor dem Oberlandesgericht „Freiheit für die politischen Gefangenen in der BRD“ forderte und damit die inhaftierten NSU-Mitglieder und -Helfer meinte. 2016 demonstrierte Kevin Armstroff mit Michel Fischer und „Die Rechte“ nur einige Hundert Meter entfernt von seinem heutigen Arbeitgeber, den Jenaer Stadtwerken, in Jena-Winzerla gegen Migrant*innen.
Aus Winzerla, wo Armstroff noch 2016 demonstrierte, postet er seit 2019 Fotos von der Arbeit bei den Jenaer Stadtwerken:
Hakenkreuz-Fanatiker
Kevin Armstroff macht in seinen öffentlich einsehbaren Instagram-Posts auch aktuell noch völlig klar, wo er politisch steht, wenn er z.B. Selfies in T-Shirts mit dem verbotenen Hitlerjugend-Spruch “Blut und Ehre” und einem Hakenkreuz in der Mitte postet:
Er trägt außerdem seine nazistische Ideologie in Form einer schwarzen Sonne, ein stilisiertes Hakenkreuz, auf der Brust tätowiert:
Aber auch bei kälteren Temperaturen trägt er seine Verehrung für den Nationalsozialismus offen zur Schau, wie im vergangenen Dezember, als er zusammen mit Erfurter Neonazis den dortigen Weihnachtsmarkt besuchte. Auf seinem Pullover steht “HKNKRZ”, was als wenig versteckter Code für ‘Hakenkreuz’ fungiert. Und sein Begleiter ist ein Kamerad aus den Netzwerken der “Autonomen Nationalisten”, Julian Franz vom “Kollektiv 56”, mit dem Armstroff schon 2014 in Weimar marschierte (s.o.).
Julian Franz war zusammen mit weiteren Nazis aus dem Umfeld des „Kollektiv 56“, das gleichzeitig eng mit der rechten Erfurter Fußballszene verbunden ist, an den Neonazi-Krawallen in Leipzig-Connewitz am 11.01.2016 (Quelle) und am brutalen Angriff auf das Erfurter AJZ im Mai 2017 beteiligt (Quelle). Gegen Franz liefen auch zuvor schon mehrere Strafverfahren, u.a. wegen eines rassistisch motivierten Übergriffs, bei dem er einem Betroffenen gegen den Kopf trat.
Kevin Armstroff ist auch mit anderen Thüringer „Autonomen Nationalisten“ weiterhin vernetzt, wie sein Besuch des „Schild und Schwert Festival“ im ostsächsischen Ostritz im November 2018 zusammen mit dem Eisenacher Florian Fischer zeigte (Foto). Fischer vom mittlerweile aufgelösten „Nationalen Aufbau Eisenach“ ist ebenfalls wegen Angriffen auf Nazigegner*innen vorbestraft (Quelle). Und im Juli 2019 nahm Kevin Armstroff, wie eingangs illustriert, am Nazi-Festival „Tage der nationalen Bewegung“ in Themar teil.
Aktiver Nazi bei den Jenaer Stadtwerken? „Alle Türen stehen ihm offen“, meint sicher auch der rechtsextreme ASI-Ausbildungsleiter Nico Schneider
Um herauszufinden, dass Armstroff aktiver Neonazi ist, bedarf es keiner langen Recherche. Neben den früheren Veröffentlichungen zu ihm postete er von den Nazi-Festivals in Ostritz 2018 und Themar 2019 Fotos seiner Teilnahme selbst. Diese sind, genauso wie das Foto aus Erfurt im Hakenkreuz-Pullover, im öffentlichen Bereich auf Instagram und unter seinem Klarnamen zu finden. Wenn es ASI darum ginge, keine aktiven Neonazis im Betrieb zu haben, dann hätte ein Mausklick ausgereicht. Und zu diesem Mausklick hätten neben den szenetypischen Tattoos auch Armstroffs Kleidung von „Thor Steinar“ oder „Label 23“ Anlass geboten. ASI gehört zur Stadtwerke Jena Gruppe, im Verhaltenskodex heißt es, dass niemand wegen seiner politischen Anschauungen diskriminiert oder ausgeschlossen wird. Ein Problembewusstsein für menschenverachtende politische Einstellungen beim Verfassen dieses Leitbildes scheint nicht vorhanden gewesen zu sein. Wie weit diese Toleranz nach rechts reicht, zeigt schon die ausgebliebene Reaktion des Jenaer Nahverkehrs (JeNah) auf die Kritik an ihren neonazistischen Busfahrern. Bei ASI geht die Akzeptanz von Nazis in den eigenen Reihen noch einen Schritt weiter, dies wird am Beispiel der langjährigen Beschäftigung von Nico Schneider, Ausbildungsleiter bei ASI, deutlich:
Auch bei Schneider würde eine einfache Suche ausreichen, um herauszufinden, dass er einer der politischen Ziehsöhne des NSU-Helfers Ralf Wohllebens war, eng mit ihm zusammenarbeitete (Quelle) und weiterhin aktiver Burschenschafter in der neonazistischen Normannia zu Jena ist (Quelle), die sich aus dem Thüringer Heimatschutz heraus gründete.
Unrühmlicher Höhepunkt dieser Sehschwäche auf dem rechten Auge bei der Stadtwerke Gruppe ist die Förderung einer Broschüre über Rechtsextremismus in Jena, erstellt von der JG Stadtmitte und der JAPS (Download), in der ihrem Angestellten Nico Schneider eigens ein Kapitel gewidmet ist:
Armstroff und Schneider: Angriffe auf Andersdenkende
Sollte Kevin Armstroff zufällig Auszubildender bei ASI sein, dann erübrigen sich jegliche Fragen danach, warum sein unübersehbarer Nazi-Hintergrund kein Problem darstellt. Für Gegner*innen von Nazis oder Menschen, die ins Feindbild der extremen Rechten passen, ist das hingegen ein reelles Problem: Wer ASI als Dienstleister im Haus hat, muss sich auf Nazi-Tattoos, Hakenkreuz-Kleidung und die transportierten politischen Botschaften, Beschimpfungen oder Bedrohungen einstellen und muss Angst davor haben, sich ihnen gegenüber als Nazi-Gegner*in zu offenbaren. Kevin Armstroff fiel vor Jahren schon durch Übergriffe auf Andersdenkende auf (Quelle). ASI-Ausbildungsleiter Nico Schneider war 2010 Beschuldigter in einem Strafverfahren wegen eines geplanten Brandanschlags auf Nazigegner*innen (Quelle) zusammen mit Nico Metze, David Buresch, André Kapke und Steffen Richter, allesamt enge Vertraute von Ralf Wohlleben.
Noch bedrohlicher ist es für Menschen, die allein aufgrund ihres Äußeren von Schneider und Armstroff zum Feindbild gemacht werden. Das stellte auch Schneiders Normannia-Burschenschaft unter Beweis, als sie am Rande eines Treffens am 14.04.2018 vor dem rechten Dartclub in Kahla jugendliche Geflüchtete angriff (Quelle). Dass Schneider, der aktiver Burschenschafter ist und in Geunitz bei Kahla wohnt, beteiligt war, liegt nahe. Nur vier Wochen danach nahm er an einem weiteren Treffen der Normannia teil (s.o.).
Kevin Armstroff in Jena
Um all jenen, die zum Feindbild von Schneider und Armstroff gehören, wenigstens ein paar Informationen zum Selbstschutz zur Verfügung zu stellen: Kevin Armstroff ist aktuell täglich beim ASI-Standort am Zeiss-Werk in Jena-Süd eingesetzt. Von dort aus fährt er zu Außendiensten im Firmenwagen von ASI. Er nimmt in der Regel den Zug aus Großschwabhausen bis Jena-West und fährt mit seinem schwarzen E-Mountainbike (Marke: Centurion) zur Arbeit. Zurück fährt er meist zwischen 16.30 und 18 Uhr von Jena-West mit der Erfurter Bahn, je nachdem, ob er nach Dienstschluss in der Stadt noch etwas essen geht. An Wochenenden macht er zudem gelegentlich Spaziergänge mit Freund*innen durch die Wagnergasse und die restliche Innenstadt.
Einrichtungen, die die Dienste von ASI in Anspruch nehmen, können wir abschließend nur dringend empfehlen, ihren Dienstleister zu wechseln. Armstroff und seine militanten Kameraden stellen regelmäßig unter Beweis, welche Gefahr von ihnen ausgeht.
Update 03.06.2020:
Auf der Unternehmenswebseite asi-karriere.de wird mit Nico Schneider als Ausbildungsleiter geworben. Kevin Armstroff wurde noch am 28.05.2020 am ASI-Standort am Zeiss-Werk gesichtet.
Nach zeitnaher Rückmeldung der Geschäftsführung der Stadtwerke Gruppe Jena arbeitet Nico Schneider bereits seit zwei Jahren nicht mehr im Unternehmen. Kevin Armstroff war als Leiharbeiter für ASI tätig, das Beschäftigungsverhältnis wurde beendet.