In Jena treten 15 KandidatInnen der AfD für den Stadtrat an. Wenig überraschend besteht die Liste hauptsächlich aus Männern und nur vier Frauen. Zu den meisten AfD-KandidatInnen für den Stadtrat haben wir vor fünf Jahren hier schon ein paar Infos zusammengetragen, einige der KandidatInnen sind allerdings neu auf der Liste. Der Jenaer Kreisverband steht der restlichen Partei in nichts nach, wenn es um die Einheit mit Reichsbürgern und Neonazis geht. Auch die Einschüchterung von Presse und Kritiker*innen ist unter Jankowski und Muhsal Programm.
In den letzten Wochen hat der Kreisverband wieder vermehrt Infostände in der Stadt durchgeführt und AfD-„Bürgerstammtische“ im Stadtteilzentrum Lisa veranstaltet, teilweise begleitet von Gegenprotest. Bei den Jenaer Infoständen ist meist auch Tim Beutler von der Burschenschaft Germania Jena dabei. Dieser tritt allerdings, nach seinem Umzug nach Kahla, im SHK für die AfD zur Wahl an, zu ihm gibt es deshalb mehr Infos im Artikel zum SHK.
„Von der JG bis nach Auschwitz – eine U-Bahn bauen wir“
Als Alice Weidel im September 2017 für einen AfD-Aufmarsch nach Jena kam, zeigte sich erstmals, welches Personenpotenzial die Partei auch in der bürgerlichen Kleinstadt umfasst: Neben AnzugträgerInnen und WutbürgerInnen im Rentenalter trugen auch Neonazi-Skinheads die Fahne des AfD-Kreisverbands Jena-Gera-Saale-Holzland-Kreis. Diese sangen nicht nur das aus rechten Fankurven bekannte „U-Bahn-Lied“ mit einer offenen Drohung gegen die Junge Gemeinde Stadtmitte (JG). Bei der Abschlusskundgebung griff einer der Sänger auch die linke Landtagsabgeordnete Katharina König-Preuss an und versuchte, ihr das Handy zu entreißen. Die Neonazigruppe zählt zum Umfeld der Alt-Hooligans „Kameradschaft Jena-Gladbach“. Die Fahne der AfD trug dabei Sven Krause, Wirt der Neonazi-Kneipe „Sportsbar zur Insel“ aus Lobeda-Ost. Neben ihm lief der Neonazi-Hooligan Christian Schulz. Ein AfD-Ordner lief bei alldem unmittelbar vor den Neonazis und griff nicht ein. Ebensowenig wollte der Jenaer Stadtverband die Nazi-Übergriffe später kommentieren.
Denny Jankowski: Oberbürgermeister-Kandidat
Denny Jankowski (geb. 27.04.1983) kandidiert auf Listenplatz 1 für den Jenaer Stadtrat und als Oberbürgermeister für die AfD. Er wohnt in der Anna-Siemsen-Strasse 5, 07745 Jena. Er ist schon seit 2013 Mitglied der AfD und ist seit 2019 für die AfD im Landtag. Er lief u.a. 2016 in Gera am Fronttransparent vor dem Ex-Sprecher des „Thüringer Heimatschutz“ Jörg Krautheim. Jankwoski gibt sich gern zugänglich und bemängelt dauerhaft eine vermeintliche Ausgrenzung seiner Partei. Gleichzeitig sorgen AfD-Ordner*innen bei vielen Veranstaltungen für einen Ausschluss der Presse, während ParteianhängerInnen Journalist*innen und Kritiker*innen immer wieder offen angreifen.
Wiebke Muhsal: Umtriebige Rassistin und Antifeministin
Wiebke Muhsal (geb. 06.04.1986) ist auf Listenplatz 5 der Jenaer Stadtratsliste der AfD und kandidiert für den Landtag. Sie wohnt im Biblotheksweg 1b, 07743 Jena. Sie ist insbesondere auf Social Media sehr umtriebig und hat eine recht große Reichweite, läuft aber auch gerne an der Spitze rechter Aufmärsche mit.
Muhsal ist Diplomjuristin und begann ihre erste Legislaturperiode als Thüringer Landtagsabgeordnete 2013 mit gefälschten Arbeitsverträgen: Verträge ihrer MitarbeiterInnen wurden vordatiert und die dadurch überschüssig ausgezahlten Gehälter den MitarbeiterInnen vorenthalten. Muhsal wurde in zweiter Instanz wegen Betrug zu 8000€ Strafe verurteilt.
Auf ihren Kanälen teilt sie allerhand rassistische und antifeministische Posts. So ist sie beispielweise gegen das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche, spricht trans* Personen ihre Identität ab und befürwortet reaktionäre Geschlechterrollenverteilung.
Muhsal betreibt offensive Einschüchterung von Kritiker*innen. Wenn die AfD-Anhängerschaft wie bei jedem größeren Aufmarsch Journalist*innen angreift, schaut Muhsal mit klammheimlicher Freude weg und erspart sich jeglichen kritischen Kommentar. Selber ließ sie von ihrem Jenaer Parteikameraden Harry Drechsler beim Wahlkampf 2019 ein Team von Spiegel TV abschirmen, während sie mit dem als Ordner engagierten Neonazi Tino Ackermann im Gespräch war.
Muhsal zeigt außerdem Gegendemonstrierende, die ihre Partei völlig zurecht als „Faschisten“ kritisieren, wegen Beleidigung an. Durch die willfährig eingreifende Thüringer Polizei erlangt sie in der Folge die Daten von Antifaschist*innen. Diese Taktik der Einschüchterung begleitet sie durch entsprechende Beiträge in sozialen Medien.
Lars Kühne: Rechter Wissenschaftler
Lars Kühne kandidiert dieses Jahr zum ersten mal für die AfD und steht auf Listenplatz 9. Er wohnt mit seiner Familie in Jena-Ost und arbeitet beim Institut für Datenwissenschaften in Jena-Süd. Kühne ist Anhänger der neofaschistischen Identitären Bewegung, deren T-Shirt mit entsprechender Symbolik er abseits der Arbeit gern zur Schau stellt. Kühne beteiligte sich an der Querdenken-Großdemo am 29.8.2020 in Berlin mit einem selbstgemalten, verschwörungsmythischen Plakat gegen die „neue Normalität“. Im August 2022 fuhr er zum Treffen der neonazistischen „Freien Sachsen“, der Reichsbürger und Neonazis der „Patrioten Ostthüringen“ und des „Compact“-Magazins. Anwesend waren außerdem frühere Köpfe der neonazistischen Splitterpartei „Die Rechte“ und der Neonazibewegung „Thügida“, die sich 2016 mit Fackelmärschen zu Hitlers Geburtstag, Rudolf Hess‘ Todestag und der Reichspogromnacht in Jena hervortat. Anfang September 2022 fuhr Kühne auch zu einer Kundgebung desselben neofaschistischen Bündnisses nach Leipzig, wo er in TV-Aufnahmen in seinem Identitären-Shirt beim Grölen von „Wir sind das Volk“ zu sehen war.
Ein ausführlicherer Artikel von uns über Kühne findet sich hier.
Roy Pierre Gräfe: Ekelhafter Rassist und NS-Relativierer aus dem Umfeld der „Ehrhardt-Bande“
Roy Pierre Gräfe (geb. 1970) kandidiert für die AfD auf Listenplatz 10 und für den Ortsteilrat Neulobeda. Er wohnt in der Werner-Seelenbinder-Straße 16, 07747 Jena und wurde Anfang 2022 bei der Firma „Jenaer Leiterplatten GmbH“ als neuer Kollege über Facebook begrüßt.
Gräfe bewegte sich bis mindestens Anfang der 2000er Jahre im Umfeld der „Ehrhardt-Bande“ (zu deren Verstrickungen im NSU Komplex siehe unseren früheren Artikel). Dabei wurde er später als „Aussteiger“ bezeichnet, soll aber zu einer anderen Person gesagt haben, dass dieser lieber in den Knast gehen solle, statt irgendwas zu verraten. Bis heute teilt er ekelhafte rassistische Posts:
Außerdem teilt er gerne NS-relativierende Posts:
Wenig überraschend solidarisiert er sich zudem mit dem IBler Martin Sellner:
Uwe Schroth: Tiefbauer der rechten Familien-Firma Schroth
Uwe Schroth (geb. 1967) steht auf der AfD-Stadratliste auf Platz 7. Er ist Tiefbauer und Gesellschafter bei der rechten Firma Schroth Erdbau & Dienstleitungen GmbH aus Milda, bei der auch dezidierte Neonazis wie Patrick Weiß arbeiten, der auf Facebook Fotos mit Reichsflagge und dem Schriftzug „Frei, Sozial, National“ postet. Aktuell arbeitet die Firma auch im Jenaer Südviertel auf einer Baustelle in der Okenstraße. Die Fotos für die Website wurden durch den Apoldaer Neonazi Fotografen Stefan Rose aufgenommen, der Teil der Rechtsrockband „12 Golden Years“ ist.
Angela Lehmann – fantasiert von einem weißen deutschen Reich
Angela Lehmann (geb. 02.09.1960) wohnt in der Netzstraße 71, 07749 Jena. Sie steht auf Platz 14 der Jenaer AfD-Stadtratsliste. Lehmann wirbt auf Facebook dafür, Sharepics mit der Reichsflagge zu teilen.
Ralf Schild
Ralf Schild (geb. 17.01.1962) kandidiert auf der Jenaer AfD-Stadtratsliste auf Platz 2 und für den Ortsteilrat Winzerla.
Andreas Beyer
Andreas Beyer (geb. 1963) kandidiert auf Listenplatz 15 für die Jenaer AfD-Stadtratsliste und für den Ortsteilrat Winzerla.
Grit Hoffmann
Grit Hoffmann (geb. 1962) wohnt in der Gabelsberger Str. 2, 07749 Jena. Sie kandidiert auf Listenplatz 3 der AfD-Stadtratsliste und für den Ortsteilrat Winzerla.
Jochen Müller
Jochen Müller (geb. 1952) steht auf Platz 4 und wohnt am Musäusring 6, 07747 Jena.
Volker Hanemann
Volker Hanemann ist 1959 geboren und wohnt in der Dorothea-Veit-Str. 41 07747 Jena. Er steht auf Listenplatz 6 der AfD-Stadtratliste und kandidiert für den Ortsteilrat Neulobeda.
Eugen Hermann
Eugen Hermann (geb. 1978) kandidiert auf Platz 8 der Jenaer AfD-Stadtratsliste
Anja Jelonek
Moritz Küffner (geb. 1961) ist (wahrscheinlich) Facility Manager bei der Jenaer Gewindetechnik GmbH. Er kandidiert für den Jenaer Stadtrat auf dem AfD-Listenplatz 12.
Dirk Zabel
Dirk Zabel (geb. 29.10.1970) lebt in der Gustav-Fischer-Str. 37, 07745 Jena. Er steht auf Platz 13 der AfD-Stadtratsliste.