Kreuzzug gegen die Moderne: Paradiesfest der Evangelischen Allianz Jena

Sharepic für das Paradiesfest auf dem Essen & Trinken, Tanz, Erzählcafé, 15 Uhr Gottesdienst, Kinder-Programm und Live-Musik angekündigt werden. Zu sehen ist außerdem eine weiße Taube und ein Sonnenschirm und darunter ein Picknickkorb.

Nachdem erst am 13.05.2023 der christlich-fundamentalistische Verein Kaleb beim „Tag im Paradies“ einen Stand hatte, wird am 03.06.23 ein ganzes Fest im Paradiespark in Jena von fundamentalistischen Evangelikalen1 organisiert.

Die evangelikale „Evangelische Allianz Jena“ plant am Samstag dem 3. Juni von 11-16 Uhr auf der Rasenmühleninsel ein sogenanntes „Paradiesfest“. Plakatiert wurde dafür in der ganzen Stadt. Auf den ersten Blick wirkt die Veranstaltung wie eines der üblichen städtisch organisierten Kinderfeste – dass es sich stattdessen um eine evangelikale PR-Maßnahme handelt, sieht nur, wer genauer hinschaut. Geplant sind u.a. Kinderprogramm, Pfadfinderaktionen und ein Open-Air-Abschlussgottesdienst. Auf ihrer Website bezeichnet die Christusgemeinde Jena das Fest als „Feiern wie im Himmel – Gemeindeübergreifendes missionarisches Event“ und macht damit explizit worum es geht: Unter dem Deckmantel eines Familienfestes soll missioniert werden. Organisiert wird die Veranstaltung von einem Zusammenschluss nahezu aller evangelischen und evangelikalen Gruppen Jenas.

Erneut wird somit das Jenaer Paradies zum Ort der Hölle für diejenigen, welche als außerhalb der vermeintlichen „Ordnung Gottes“ gesehen werden. Und „Gottes Ordnung“ ist – zumindest im Verständnis evangelikaler ChristInnen – eng, sehr eng. Frauen, die ihr Leben auch außerhalb vermeintlich familiärer Verpflichtungen von Kinderkriegen, Haushaltsführung und dem Manne zur Seite stehend begreifen, passen nicht hinein. Menschen, die Schwangerschaftsabbrüche als ein Grundrecht der körperlichen Selbstbestimmung sehen – out. Menschen in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften – Zerstörer*innen der „göttlichen Ordnung“. Männer ohne Leistungsanspruch, familiären Beschützerinstinkt und rational-logisches Denken – untauglich zur Erfüllung des „göttlichen Plans“. Alle, für die die sogenannte „Gender-Ideologie“ kein Teufelswerk der verkommenen Gesellschaft ist – Frevler unter den Augen Gottes. Ironie lässt sich durch die Augen der christlichen Fundamentalisten hier sicher kaum finden.

Disclaimer: Wir behaupten nicht, dass die Personen, die in diesem Artikel genannt werden, Neonazis sind – das gilt im übrigen auch für andere Artikel, wenn wir sie nicht explizit als solche benennen – nichtsdestotrotz sind wir der Ansicht, dass die von christlichen FundamenalistInnen ausgehende Gefahr nicht unterschätzt werden und Antifa-Recherche nicht erst bei Neonazis anfangen sollte; siehe unser Selbstverständnis.

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  1. Als evangelikal werden „bibeltreue“ ChristInnen bezeichnet. Während von liberaleren evangelischen Christ*innen eine historisch-kritische Methode der Bibelauslegung befürwortet wird, gilt die Bibel für die meisten Evangelikalen als absolut wahr und irrtumsfrei. Die meisten Evangelikalen können damit auch als fundamentalistisch eingeordnet werden (Quelle: Wikipedia; Mission Gottesreich – Fundamentalistische Christen in Deutschland)

Das Schweigekartell der Korporierten: „Pro Patria“-Duelle in Jena

Alexander Jünger von der Alten Burschenschaft auf dem Burgkeller nach einer Pro Patria Suite im September 2021

Alexander Jünger von der Alten Burschenschaft auf dem Burgkeller nach einer Pro Patria Suite im September 2021

Am 05.03.2023 berichtete die Autonome Antifa Freiburg von einer „Pro Patria-Suite“ zwischen der Burschenschaft Germania Erlangen (welche gemeinsam mit der Jenaer Burschenschaft Teutonia Teil des Süddeutschen Kartells ist) und der Turnerschaft Munichia Bayreuth, bei der am 10.02.2023 zwei Teilnehmer lebensgefährlich verletzt wurden und ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Dies löste bundesweit eine Debatte um „Ehrduelle“ zwischen Verbindungsstudenten aus. Denn nach heutiger Rechtsauffassung stellen Fechtkämpfe um der „Ehre“ Willen trotz ihrer Einvernehmlichkeit in den meisten Fällen die Straftat einer gefährlichen Körperverletzung dar. Wir nehmen dies zum Anlass, um die „Pro Patria-Suiten“, die in den letzten Jahren zwischen Jenaer Studentenverbindungen stattfanden, zu veröffentlichen. Weiterlesen

Rechte Netzwerker an der Uni Jena (Teil 1): Der reaktionäre Korporierte Stefan Gerber im Universitätsarchiv

Stefan Gerber (l.) 2015 bei der "Semesterantrittskneipe" der Salana Jenensis (Foto: Facebook)

Stefan Gerber (l.) 2015 bei der „Semesterantrittskneipe“ der Salana Jenensis (Foto: Facebook)

Am 31.10.2022 wird in der Rathausdiele über die Zukunft des Burschenschaftsdenkmals am Uni-Hauptgebäude diskutiert. Auf einem Podium dazu soll neben dem Arminia-Burschenschafter Heiko Ziemer (CDU) auch der Jenaer Historiker und Dozent Stefan Gerber vom Universitätsarchiv sitzen. Was in der Ankündigung verschwiegen wird: Gerber ist selber Alter Herr der katholischen Studentenverbindung Salana Jenensis. Gerber ist bundesweit in korporierten Netzwerken aktiv, publizierte zusammen mit rechtsradikalen Militärs und referierte bei der Bayreuther Burschenschaft Thessalia, deren Geschichte neonazistischer Mitglieder zurück ins nächste NSU-Umfeld reicht. Geber ist zudem Mitglied des rechtskonservativen Netzwerkes Wissenschaftsfreiheit, das gegen eine vermeintliche „Cancel Culture“ und „Political Correctness“ eintritt. Interne Dokumente, die dieser Plattform zugespielt wurden, belegen außerdem Gerbers zutiefst rechte Gesinnung. Trotz all dem gibt Gerber Geschichtsseminare an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und wird von JenaKultur für ein Podium eingeladen.

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Völkische Allianzen – Alte Burschenschaft auf dem Burgkeller Jena

Thomas Berthold, Oliver Naumann und Steen Kothe als Chargierte beim DB-Burschentag 2021 in Eisenach (Bild: Pixelarchiv)

Thomas Berthold, Oliver Naumann und Steen Kothe als Chargierte beim DB-Burschentag 2021 in Eisenach (Bild: Pixelarchiv)

Couleur der Burgkeller-Burschenschaft

Couleur (Band und Mütze), Wappen und Zirkel der Burgkeller-Burschenschaft

Die „Alte Burschenschaft auf dem Burgkeller Jena in der DB“ (hier kurz „Burgkeller“) ist ein Sammelbecken zahlreicher extrem rechter Akteure aus verschiedenen Spektren von rechtsaußen CDU-Mitgliedern, AfD-Funktionären, dem Umfeld der neu-rechten Ideologieschmiede „Institut für Staatspolitik“ in Schnellroda bis zur militanten Neonaziszene mit Verbindungen zum „Thüringer Heimatschutz“. Als zusammenhaltendes Element dient der völkische, elitäre Männerbund. Neben der ideologischen Vernetzung spielen im „Burgkeller“ auch die Vermittlung von Karrieremöglichkeiten und der Aufbau gemeinsamer Unternehmen, die teilweise auch als extrem rechte Infrastruktur dienen sollen, eine wichtige Rolle.

 

Diese neue Recherche belegt, dass die unscheinbare Burgkeller-Burschenschaft die breiteste und aktivste extrem rechte Struktur in Jena ist. Sie legt unter anderem die Einbindung von Jenaer Versicherungskaufleuten und Lehrern in diese extrem rechte Jenaer Struktur offen. Desweiteren zeigt sie, dass zumindest ein Mitglied nachweislich an scharfen Waffen trainiert. Außerdem wird aufgezeigt, inwiefern die Burgkeller-Burschenschaft von anderen Jenaer Verbindungen akzeptiert wird und in gemeinsame Veranstaltungen eingebunden ist.

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