In Jena konnten über das vergangene Jahrzehnt organisierte Nazistrukturen sehr weit zurückgedrängt werden. Als eine der letzten organisierten Gruppen, in der gewaltaffine Neonazis zusammen kommen, kann die Kameradschaft Jena-Gladbach beim FC Carl Zeiss Jena zählen. Die Kameradschaft ist eine Hooligan-Freundschaft aus Vorwendezeiten, deren Mitglieder sich bis heute gegenseitig bei Heim- und Auswärtsspielen besuchen. Noch zu DDR-Zeiten pflegten Anhänger*innen ostdeutscher Fußballvereine, westdeutsche Fans bei ihren Auswärtsspielen in der DDR zu begleiten. Zudem reisten westdeutsche Hooligans in Wendezeiten gern in den Osten, wo die Volkspolizei weniger Erfahrung und Gegenstrategien gegen Krawalle in und außerhalb der Stadien hatte. In Jena hat sich seit Ende der Achtziger eine enge Verbindung zwischen Jenaer Neonazi-Hooligans und ihrer Gladbacher Entsprechung gehalten. Im Stadion fallen die Alt-Hooligans kaum politisch auf. Jenaer Kameradschafts-Mitglieder sind gleichwohl unter den wenigen lokalen Neonazis, die überregional zu Naziaufmärschen und Rechtsrockfestivals fahren. Und auch an den jüngsten Protesten von Pandemieleugner*innen beteiligten sich Teile von ihnen. Grund genug, einen genaueren Blick auf ihre Netzwerke zu werfen. Weiterlesen
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Heimatschutz 2.0 – Der Jenaer Nazi Ralph Oertel zwischen dem früheren NSU-Umfeld und der Identitären Bewegung
Heimatschutz 2.0 – Der Jenaer Nazi Ralph Oertel zwischen dem früheren NSU-Umfeld und der Identitären Bewegung
Um die faschistische Burschenschaft Normannia zu Jena war es in den vergangenen Jahren ruhig geworden. Einer ihrer Protagonisten, Ralph Oertel aus Jena, war jedoch alles andere als untätig: Er baute Kontakte zur Identitären Bewegung auf, fuhr auf Rechtsrock-Konzerte, illustrierte Bücher für die rechten Verlage Jungeuropa und Antaios, reiste mit militanten Kahlaer Nazis zum Aufmarsch nach Chemnitz und trainiert zwischendurch Kampfsport beim Unversitätssportverein Jena. Dass er den Kontakt mit dem mutmaßlichen NSU-Helfer André Kapke hält, noch Ende 2017 Ralf Wohlleben die Treue demonstrierte und gleichzeitig die rechten Netzwerke von Kubitscheks Schnellroda und den Identitären in Halle pflegt, ist dabei weder ein Widerspruch noch ein Bruch mit der Ideologie, die ihn schon in den Neunzigern mit dem Thüringer Heimatschutz verband: Es ist einfach nur konsequent und zeitgemäß, wenn das Ziel bleibt, völkischen Rassismus und NS-Ideologie wirksam zu propagieren.
Das antifaschistische Rechercheportal Jena-Saale-Holzland-Kreis hat einen genaueren Blick auf Oertels politische Biographie und jüngere Aktivitäten geworfen. Diese erzählt viel über Strategien der Jenaer Nazis, die sich schon damals in Burschenschaften und der NPD organisierten und heute ohne inhaltliche und organisatorische Abstriche in den Netzwerken von AfD, Identitären und recher Publizistik mitmischen.
Mirko Grumpmann – Nazi aus Winzerla
Mirko Grumpmann, geboren am 25.4.1980, ist ein Alt-Hooligan und Neonazi aus Jena. Er war schon in den frühen 2000er Jahren gut vernetzt in der Region und nahm an verschiedenen Naziveranstaltungen teil. Von seiner damaligen Anschrift in der Leipziger Straße zog er in den späten 2000ern in die Boegeholdstr. 9 nach Winzerla. Gleich gegenüber dieser Adresse liegt mit dem “Joker” Grumpmanns Stammkneipe, in der er bis heute regelmäßig mit seinen Freunden aus der rechten FCC-Fangruppe “Kameradschaft Jena-Mönchengladbach” Trinkgelage abhält. Er arbeitete früher unregelmäßig auf dem Bau.
Grumpmann ist wiederholt durch seine Brutalität aufgefallen. Nachdem er mehrfach wegen Körperverletzung und Unterschlagung verurteilt worden war, Meldeauflagen missachtete und mehrere Aufforderungen zum Haftantritt ignorierte, kam er im Dezember 2012 ins Gefängnis.