Wenige Meter vom Jenaer Uni-Campus entfernt liegt das Muddox-Tattoostudio im Durchgang zwischen Krautgasse und Bachstraße. Ein unverdächtiger Laden, möchte man meinen. Doch der Betreiber Mario Beythien ist nicht nur schon vor der Wende als Neonazi in Lobeda bekannt gewesen. Er zählte Ende der Neunziger auch zum Kern der “Hatebrothers 88 Kahla”, bei denen sich der NSU-Mordwaffenbeschaffer Andreas Schultz und weitere militante Skinheads versammelten. Die Gruppe war eng mit dem Blood&Honour-Netzwerk verbunden, das zur maßgeblichen Unterstützungsstruktur des NSU wurde. Beythien vertrieb selber Bekleidung unter der Marke Hatebrothers. Zeitgleich eröffnete er das Muddox-Tattoostudio in Jena-West, das später an den heutigen Standort am Campus umzog. Beythien trat noch 2009 die Rechte an der Marke Hatebrothers an den Jenaer Neonazi und Mafia-Akteur Jürgen Länger ab, der die NSU-Mordwaffe aus der Schweiz besorgt hatte. Und auch heute pflegt er noch Verbindungen zu alten Hatebrothers-Kameraden aus Stadtroda, die zur Bandbesetzung und dem Umfeld der Folkrockband Limited Booze Boys zählen. Weiterlesen
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Jenaer Kontinuitäten und fehlende Konsequenzen aus dem NSU-Komplex (2): Durch ein halbes Dutzend Jenaer Hände – Wie organisierte Kriminelle und Neonaziszene die NSU-Mordwaffe beschafften
Der NSU beschaffte sich im Laufe seines Bestehens eine Vielzahl an Waffen. Beim Großteil der Waffen wurde die Herkunft bis heute nicht aufgeklärt. Eine Waffe hatte jedoch eine besondere Bedeutung im NSU-Komplex, da mit ihr alle bekannten rassistischen Morde des NSU begangen wurden: Die Česká 83. Bei der Analyse des Beschaffungswegs dieser Waffe zeigt sich die enge Verflechtung von Neonazi-Szene und organisierter Kriminalität in Jena gegen Ende der 1990er Jahre.