Die „Alte Burschenschaft auf dem Burgkeller Jena in der DB“ (hier kurz „Burgkeller“) ist ein Sammelbecken zahlreicher extrem rechter Akteure aus verschiedenen Spektren von rechtsaußen CDU-Mitgliedern, AfD-Funktionären, dem Umfeld der neu-rechten Ideologieschmiede „Institut für Staatspolitik“ in Schnellroda bis zur militanten Neonaziszene mit Verbindungen zum „Thüringer Heimatschutz“. Als zusammenhaltendes Element dient der völkische, elitäre Männerbund. Neben der ideologischen Vernetzung spielen im „Burgkeller“ auch die Vermittlung von Karrieremöglichkeiten und der Aufbau gemeinsamer Unternehmen, die teilweise auch als extrem rechte Infrastruktur dienen sollen, eine wichtige Rolle.
Diese neue Recherche belegt, dass die unscheinbare Burgkeller-Burschenschaft die breiteste und aktivste extrem rechte Struktur in Jena ist. Sie legt unter anderem die Einbindung von Jenaer Versicherungskaufleuten und Lehrern in diese extrem rechte Jenaer Struktur offen. Desweiteren zeigt sie, dass zumindest ein Mitglied nachweislich an scharfen Waffen trainiert. Außerdem wird aufgezeigt, inwiefern die Burgkeller-Burschenschaft von anderen Jenaer Verbindungen akzeptiert wird und in gemeinsame Veranstaltungen eingebunden ist.
Zum Semesterbeginn wird der Burgkeller wieder, wie alle anderen Verbindungen auch, versuchen neue Mitglieder zu rekrutieren. Dafür nutzte die Burschenschaft in der Vergangenheit den untenstehenden Flyer. Der Flyer ist zugleich Ausdruck ihrer antifeministischen, männerbündischen und völkischen Ideologie (auf den dieser Artikel noch weiter eingehend wird). Nur der „wehrhafte Mann“, der im völkischen Sinne „deutsch“ ist (für den Burgkeller zählt nicht die Staatsbürger*innenschaft, sondern die „Abstammung“), wird auf dem Flyer adressiert. Mit der Umdeutung von m/w/d (was eigentlich für männlich, weiblich, divers steht) wird Geschlechtervielfalt zugleich lächerlich gemacht.
Daher: Schaut euch um, wer mit euch studiert, sprecht Mitstudis und Lehrkräfte darauf an, verbreitet die Info, achtet darauf, welche Inhalte in Lehrveranstaltungen verbreitet werden und greift ggf. ein. Wenn ihr unsicher seid, könnte das Offene Antifa Treffen (OAT) des Infoladen Jena ein guter erster Anlaufpunkt sein.
Inhaltsverzeichnis
- Entstehung der Burgkeller-Burschenschaft
- Antifeminismus und Männlichkeit
- Vernetzung in der „Neuen Rechten“
- Verhältnis zu anderen Studentenverbindungen in Jena
- Mitglieder des Burgkellers
- Veranstaltungen im Wintersemester 2022/23
- Fazit
- Weitere Mitglieder des Burgkellers
Entstehung der Burgkeller-Burschenschaft
Mitte der 2000er Jahre beschlossen die aktiven Jenaer Burschenschaften Arminia, Germania und Teutonia, aus dem völkischen Dachverband „Deutsche Burschenschaft“ (DB) auszutreten. Bei der DB handelt es sich um den größten burschenschaftlichen Dachverband, dem Burschenschaften aus Deutschland und Österreich angehören.
Die DB verfolgt eine großdeutsche Ideologie, die die Burgkeller-Burschenschaft ebenfalls explizit teilt. Größere mediale Aufmerksamkeit erhielt die DB durch die rassistische Debatte um den sogenannten „Arierparagrafen“. In der Kontroverse wurde die Frage diskutiert, wann ein Mann „deutsch“ genug ist um Mitglied einer DB-Burschenschaft zu werden.
Im Zuge des Austritts der Jenaer Burschenschaften aus der DB bildete sich eine Gruppe ehemaliger Alter Herren der Arminia um Konrad Thullen und Volkmar Groh und gründete die Arminia-Abspaltung „Alte Burschenschaft auf dem Burgkeller Jena in der DB“. In der Folge gab es einen Namensstreit zwischen Arminia und Alter Burschenschaft um das Recht, den historisch bedeutsamen Namen „Burgkellerburschenschaft“ zu tragen.
Von Beginn an pflegte der Burgkeller eine enge freundschaftliche Beziehung zur extrem rechten Burschenschaft Germania Leipzig, die ebenfalls DB-Mitglied ist. Die Germania Leipzig stand erst kürzlich wieder in der öffentlich Kritik (siehe TAZ). Bei dem Freundschaftsverhältnis zwischen dem Burgkeller und der Leipziger Germania handelt es sich um eine offizielle Freundschaftsbeziehung der beiden Bünde, die sie auch auf ihrer Website bewerben. Das Freundschaftsverhältnis wird außerdem durch Doppelmitgliedschaften von Konrad Thullen, Christoph Leonhardt und Andreas Koch (bis zu seinem Rauswurf 2022) in beiden Verbindungen, sowie den regelmäßigen Besuchen bei Veranstaltungen der jeweils anderen Burschenschaft, gefestigt. Bei der Eröffnungsfeier des Burgkellers im Oktober 2008 war zum Beispiel der Leipziger Germane Michael Volker Schuster anwesend. Schuster stand in jüngerer Zeit im Fokus, da er in das rechte Preppernetzwerk innerhalb der Germania Leipzig involviert ist (siehe LSA Rechtsaussen: „Sieg Heil, Herr Hauptmann“, Rechte Reservisten sorgen für Aufruhr).
Antifeminismus und Männlichkeit
Reaktionäre und binäre Geschlechtervorstellungen und Antifeminismus gehören wie auch bei allen anderen Studentenverbindungen zum zentralen Bestandteil der Ideologie und Struktur der Burgkeller-Burschenschaft. Wie in den meisten anderen Verbindungen können nur (cis-) Männer Mitglied werden, alle Frauen und nicht-männlichen Personen sind von einer Mitgliedschaft ausgeschlossen.
Der Burgkeller demonstriert seine Vorstellung von Männlichkeit u.a. über martialische Social Media Posts von Mensuren, welche symbolisch für „starke“ Männlichkeit stehen. Die Mensur ist ein streng reglementierter Fechtkampf, welcher ein wichtiges Ritual für sogenannte schlagende Verbindungen (Bezeichnung für Verbindungen, die fechten) wie die Burgkeller-Burschenschaft darstellt. Die Mensur dient der Erziehung zur Härte, Unterordnung unter und Aufopferungsbereitschaft für das Kollektiv. Die Konstruktion von Männlichkeit funktioniert nur in Abgrenzung zu Weiblichkeit, die all das repräsentiert, was der korporierte Mann von sich abspalten möchte. So gelten Frauen als das „schwache“ Geschlecht und kommen zwischen den unzähligen Posts, in denen kriegerische Männlichkeit im ersten und zweiten Welkrieg verherrlicht wird, nur als schmückendes Beiwerk vor (alle die nicht in das binäre Weltbild der Burschis passen, bleiben komplett unsichtbar oder werden lächerlich gemacht).
Selbst am 8. März drehen die Burgkeller-Burschis sich nur um die eigene Männlichkeit und posten unter der Überschrift: „Heute ist Weltfrauentag. Wir feiern mit“ das vom neu-rechten Antaios Verlag in der deutschen Version veröffentliche Buch „Ein ganzerer Mann“ des extrem rechten US-amerikanischen Maskulinisten Jack Donovan.
Daneben hetzt der Burgkeller unter anderem gegen die Ehe für alle, Schwangerschaftsabbrüche, geschlechtsneutrale Sprache oder Gender-Lehrstühle, nicht selten in Kombination mit Rassismus und NS-Relativierung. So wird beispielsweise geschlechtergerechte Sprache mit Konformismus im Nationalsozialismus verglichen oder es werden Menschenrechte von Geflüchteten lächerlich gemacht mit dem impliziten Verweis darauf, dass Schwangerschaftsabbrüche kein Menschenrecht seien.
Sexualisierte Gewalt findet beim Burgkeller, wie in rechten Kreisen üblich, nur Aufmerksamkeit, wenn sie genutzt werden kann, um damit Geflüchtete zu delegitimieren und eigene Gewaltphantasien auf andere zu projizieren. Geflüchtete werden in zahlreichen Posts der Burgkeller-Burschenschaft mit Vergewaltigern gleichgesetzt, die eine äußere Gefahr für das „deutsche Volk“ darstellen würden. Entgegen der nachgewiesenen Tatsache, dass sexualisierte Gewalt am häufigsten im eigenen Bekannt*innenkreis auftritt, wird sexualisierte Gewalt vermittelt durch Rassismus als externes Problem konstruiert und damit die eigene Gewalt unsichtbar gemacht.
Vernetzung in der „Neuen Rechten“
Die Burgkeller-Burschenschaft unterhält intensive Kontakte in die Netzwerke der sogenannten „Neuen Rechten“. Mitglieder der Burschenschaft nehmen regelmäßig an Veranstaltungen des „Instituts für Staatspolitik“ (IfS) um Götz Kubitscheck und Ellen Schenke (Pseudonym: „Ellen Kositza“) in Schnellroda teil. Das IfS begreift sich als ideologisches Zentrum und Kaderschmiede des neu-rechten Spektrums. Die zweimal jährlich stattfindenden Akademien richten sich an jüngere rechte Akteur*innen und sollen diese ideologisch schulen und vernetzen. Als Redner*innen traten dabei in den letzten Jahren wiederholt Führungspersonen der AfD wie z.B. Björn Höcke, Alexander Gauland und Alice Weidel auf. Ein großer Teil des Publikums kommt dabei aus den Reihen der „Identitären Bewegung“ und deren Nachfolgestrukturen, teils aber auch aus den Neonazi-Kameradschaften zwischen Köthen und Eisleben.
Wie Social Media Posts und Fotos zeigen sind regelmäßige gemeinsamen Ausflügen zu Akademien des IfS elementarer Bestandteil des Verbindungsalltags der Burgkeller-Burschenschaft. Die Mitglieder des Burgkellers nehmen dabei nicht als Einzelpersonen an den Veranstaltungen teil, sondern repräsentieren ihre Verbindung, wie Social Media Posts mit Band im Veranstaltungssaal zeigen. Ron Schade trägt seine Verbundenheit mit dem IfS und dem Antaois Verlag auch in Jena öffentlich zur Schau, indem er häufig mit Antaios-Beutel durch die Stadt läuft.
Die ideologische und strukturelle Nähe zum Milieu der „Neuen Rechten“ zeigt sich auch in der Auswahl der Referenten, die der Burgkeller zu seinen Veranstaltungen einlädt.
So veranstaltete die Verbindung schon mindestens zwei Mal Vorträge mit Jonas Schick. Der Herausgeber der völkisch-ökologischen Zeitschrift „Die Kehre“ referierte am 12.12.2020 zum Thema „Ökologie von rechts“ und ein zweites Mal am 06.11.2021. Schick hat sich in den völkischen-nationalistischen, neurechten Netzwerken der „Jungen Alternative“ (Jungendorganisation der AfD) und der „Identitären Bewegung“ politisch sozialisiert und ist Autor bei dem extrem rechten Blog „Sezession“. Mit „Die Kehre“ bringt er seit dem Frühjahr 2020 eine Zeitschrift heraus, die das Thema Umwelt von rechts zu besetzen versucht (umfassende Analyse zu „Die Kehre“ bei Belltower News).
Bei ihrem letzten Stiftungsfest vom 01. – 03.07.2022 veranstaltete der Burgkeller außerdem einen Vortrag mit Erik Ahrens. Ahrens sprach über sein extrem rechtes Propagandaprojekt „GegenUni“, welches sich als rechte „Alternative“ zu den angeblich links-beherrschten Universitäten zu inszenieren versucht. Mit kostenpflichtigen rechten Video-Seminaren sollen rechte Ideologien vermittelt und Gelder für die Szene akquiriert werden. Am 18.11.2022 ist ein weitere Vortrag der „GegenUni“ geplant.
Durch personelle Überschneidungen hat die Burgkeller-Burschenschaft ebenfalls gute Kontakte in die AfD hinein, worauf weiter unten eingegangen wird. Die Kontakte zur AfD-Jugendorganisation „Junge Alternative“ (JA) verdeutlichten sich erst jüngst am Wochenende vom 14. bis 16. Oktober 2022, als Teilnehmer des JA-Bundeskongress, der in Apolda stattfand, im Haus des Burgkellers übernachteten.
Nicht zuletzt zeigen sich ihre Verankerung in der „Neuen Rechte“ und ihr Anspruch, nach außen hin politisch zu wirken auch an unzähligen Social Media Beiträgen, in denen sie sich positiv auf die sogenannte „Konservative Revolution“ und ihre Verteter wie Armin Mohler, Ernst Jünger oder Oswald Sprenger bezieht. Auch auf Akteur*innen aus dem neurechten Spektrum wie dem IfS, der Bibliothek des Konservatismus, der AfD/JA oder PEGIDA wird sich in Posts positiv bezogen. Zudem werden reihenweise neurechte Medien und Verlage wie die Junge Freiheit, Compact, Antaois, Blaue Narzisse, Sezession etc. geteilt.
Auch bei rechten Aufmärschen, die für den Schulterschluss verschiedener extrem rechter Spektren stehen, darf der Burgkeller natürlich nicht fehlen. So präsentieren die Burschenschafter auf Facebook stolz, wie sie 2018 beim Großaufmarsch in Chemnitz dabei waren, bei dem u.a. AfD, IB NPD, „Der III. Weg“ und neonazistische Hooligans gemeinsam marschierten. In Zuge des Aufmarschs kam es zu zahlreichen rassistischen Hetzjagden; und aus ihm heraus entstand die rechtsterroristische Gruppe „Revolution Chemnitz“
Verhältnis zu anderen Studentenverbindungen in Jena
Die Burgkeller-Burschenschaft hat in mehrerlei Hinsicht einen Sonderstatus innerhalb des Studentenverbindungsmilieus Jenas. Am offensichtlichsten ist zunächst, dass die Burschenschaft über kein eigenes Verbindungshaus, sondern nur eine Etage in der Frommannstraße 6 in Jena-West verfügt. Dies lässt sich auf die späte Abspaltung aus der Arminia Ende der 2000er Jahre und die damit verbundene vergleichsweise geringe Zahl von Alten Herren zurückführen, die dadurch nicht in der Lage sind, ihrer Verbindung ein eigenes Haus zu finanzieren. Anders als ein Großteil der Jenaer schlagenden Verbindungen ist der Burgkeller zudem nicht Teil des Jenenser Waffenrings. Stattdessen ist die Burgkellerburschenschaft Mitglied des Waffenrings Halle-Leipzig, in dem extrem rechte Burschenschaften wie die Germania Leipzig bis zu neonazistischen wie der Normannia zu Jena versammelt sind. Im Waffenring werden gemeinsame Mensuren koordiniert und durchführt. Erst jüngst traten alle nicht-burschenschaftlichen Verbindungen (dazu gehören u.a. Turnerschaften, Landsmannschaften und Sängerschaften) aus dem Waffenring aus, da Mitglieder der Germania Leipzig gegenüber anderen Verbindungsstudenten rassistisch ausfällig wurden. Mit ihrer Mitgliedschaft im Waffenring Halle-Leipzig ist der Burgkeller auch die einzige Jenaer Burschenschaft, die ein institutionalisiertes Verhältnis zur neonazistischen Normannia Jena unterhält (siehe Mensurartikel 2020), das sich auch durch zeitweilige Doppelmitgliedschaft von Marco Reese in beiden Verbindungen ausdrückte.
Trotz dieses Sonderstatus ist die Burgkellerburschenschaft keineswegs aus dem Verbindungsleben der anderen Jenaer Studentenverbindungen ausgeschlossen, sondern unterhält gute Kontakte zu diesen. So ist sie jedes Jahr beim offiziellen Volkstrauertagsgedenken am Blinkerdenkmal gemeinsam mit Vertretern der Jenaer Burschenschaften Germania, Arminia und Teutonia sowie Kommunalpolitiker*innen und dem Reservist*innenverband der Bundeswehr beteiligt. Weiterhin wird wechselseitig an Veranstaltungen anderer Burschenschaften teilgenommen, wie ein Facebook-Post des Burgkellers zu einer Vortragsveranstaltung der Germania Jena belegt. Die Aktivitas des Burgkellers unterhalten außerdem ein „Paukverhältnis“ mit der Germania Jena, d.h. es werden Fechträume und -materialien der Germania gemeinsam genutzt.
Mitglieder des Burgkellers
Studentenverbindungen gliedern sich intern in Füxe (Anwärter), Burschen (vollwertige Mitglieder, die ihr Studium noch nicht beendet haben) und Alte Herren (Mitglieder, die ihr Studium beendet haben und die Verbindung finanziell und ideell unterstützen). Alle studierenden Mitglieder, also Füxe und Burschen, werden im burschenschaftlichen Jargon als Aktivitas zusammengefasst. Die Aktivitas sind finanziell abhängig von den Alten Herren, die deswegen einen erheblichen Einfluss auf die Burschenschaft haben. Neben der Finanzierung der Räume, gehört die Finanzierung extrem rechter politischer Veranstaltungen und Ausflüge gemäß dem Verständnis einer Burschenschaft als politischer Struktur ebenfalls zur Aufgabe der Altherrenschaft. Nur mit expliziter Unterstützung der Alten Herren kann die Burschenschaft als rechte Kaderschmiede funktionieren.
Anhand der Mitglieder der Burgkeller-Burschenschaft zeigen sich diverse Einbindungen und Verbindungen in unterschiedliche Spektren der bürgerlichen, extremen bis neonazistischen Rechten. Dabei reicht das Spektrum von CDU-Kommunalpolitikern, über lokale AfD-Funktionäre bis hin zu Neonazis, die Ende der 1990er Jahre Kontakte ins Umfeld des Thüringer Heimatschutzes pflegten und für brutale Übergriffe auf als Feinde markierte Menschen zu mehreren Jahren Haft verurteilt wurden. Im Folgenden wollen wir diese Vernetzungen anhand einiger Burgkeller-Mitglieder aufzeigen, um anschließend die gesamte aktuelle Aktivitas zu benennen, die an der Uni Jena studiert und im Stadtbild präsent ist.
Burgkeller-Mitglieder in der Neonaziszene
Ronny Besch: Neonazi-Schläger aus Dessau
Der gebürtige Dessauer und Alte Herr der Burgkeller Burschenschaft Ronny Besch blickt auf eine lange Karriere im militanten Neonazi-Milieu zurück. Ende der 1990er Jahre sozialisierte er sich in der Neonaziszene Dessaus. Besch nahm an Aufmärschen der Szene in Dessau teil und besuchte mit anderen Dessauer Neonazis 1999 Kameraden in Saalfeld, Sonneberg und Neuhaus, was damals das Kernland des „Thüringer Heimatschutzes“ war, aus dem der NSU hervorging. Besch griff zusammen mit anderen Neonazis in der Nacht vom 28. auf den 29.10.2000 vier alternative Jugendliche in Dessau an. Während des Angriffs hetzten die Neonazis auch einen Hund auf die Betroffenen. Einer der Angegriffenen überlebte die Tat mit bleibenden körperlichen Schäden wie dem teilweisen Sehverlust und dem Verlust des Gefühls auf einer Gesichtshälfte. Zwei der Angegriffenen schwebten zeitweilig in Lebensgefahr. Für diesen Übergriff musste Besch eine mehrjährige Haftstrafe absitzen.
Um 2010 zog Besch nach Österreich, wo er Mitglied der FPÖ-Bezirksleitung Wetzeldorf wurde, um wenig später in seine Geburtsstadt Dessau zurückzukehren. Am 21.01.2012 meldete Besch eine rassistische Demonstration in Dessau an, bei der ca. 300 Neonazis und bürgerliche Rassist*innen gegen Migrant*innen hetzten und die nach einem Aufruf des damaligen Dessauer Bürgermeisters, allen Versammlungen an diesem Tag fernzubleiben, gänzlich ohne Gegenprotest blieb.
Im Sommersemester 2014 trat er dann in die Burgkeller-Burschenschaft in Jena ein, wo er mittlerweile ein Studium aufgenommen hatte. An seinen neonazistischen, gewalttätigen Aktivitäten schien sich hier niemand zu stören. Nach dem Studium betrieb er gemeinsam mit Thomas Brendel, ebenfalls Burgkeller-Mitglied, ein Versicherungsbüro der Debeka in Jena. Dieses verstanden die Burschenschafter nicht nur als wirtschaftliches, sondern auch als politisches Projekt. So nutzten sie ihre Burschenschaftskontakte, um ihre Dienstleistungen explizit der AfD anzubieten und warben damit, durch ihre politische Nähe besonders vertrauenswürdig in Versicherungsangelegenheiten zu sein. Mittlerweile ist Besch als Berater in der Allianz-Filiale Stefan Lohse in Jena tätig.
Philipp Kirsten: Im Kreise von Wohlleben politisch sozialisiert
Philipp Kirsten wurde am 01.01.1989 in Jena geboren und ist Alter Herr des Burgkellers. Bereits mit 16 Jahren war er Mitglied der kurzzeitig existierenden Rechtsrock-Band „Roimkomando“ (sic!). In dieser Zeit begann er sich auch in den Neonazi-Strukturen „Freies Netz Jena“ und „Autonome Nationalisten Jena“ (kurz AN Jena) politisch zu sozialisieren. Das „Freie Netz Jena“ wurde vom NSU-Unterstützer Ralf Wohlleben angeführt; die „Autonomen Nationalisten Jena“ von André Kapke. Kirsten bewegte sich also in den Neonazi-Netzwerken der NSU-UnterstützerInnen aus Jena. So verwundert es auch nicht, dass seine Handynummer in Ralf Wohllebens Handy unter seinem Spitznamen „Flipper“ eingespeichert war, als dieses 2011 bei einer Hausdurchsuchung bei Wohlleben beschlagnahmt wurde. Gemeinsam mit weiteren Mitgliedern der AN Jena beteiligte sich Kirsten am 01.05.2009 in Dortmund an einem Angriff von über 400 Neonazis auf eine DGB-Kundgebung. Mit bei diesem Angriff dabei war u.a. auch der Lübcke-Mörder Stefan Ernst. 2010 spendete Kirsten 25€ auf das Konto der NPD Jena für die von Wohlleben geleitete Neonazi-Immobilie „Braunes Haus“ in Altlobeda. Gegen ihn liefen außerdem Verfahren wegen Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen (§ 86a) und wegen gefährlicher Körperverletzung.
In den 2010er Jahren studierte Kirsten in Jena und war ab dem Wintersemester 2014/15 aktiv in der Burgkeller-Burschenschaft. Obwohl Kirsten weiterhin am Briefkasten der Burgkeller-WG in der Frohmannstraße steht, lebt er mittlerweile in der Höngedaer Straße 23 in Bollstedt bei Mühlhausen und arbeitet als Betriebsleiter bei der Mühlhäuser GmbH.
AfD-Mitglieder
Zu den aktuellen und ehemaligen Mitgliedern zählen mindestens drei Personen, die gleichzeitig in der AfD aktiv sind. Zunächst ist dabei der pensionierte Jurist Wolfram von Brandenstein zu nennen. Von Brandenstein stammt aus Stuttgart, wo er bereits 2013 bei den Gemeinderatswahlen für die AfD antrat. 2014 zog er in die Ortsstr. 21 nach Oberoppurg im Saale-Orla-Kreis. Dort gründete er gemeinsam mit Oswald Gmeiner im September 2016 den AfD-Gebietsverband Saale-Orla, dessen Vorsitzender er bis 2017 war. 2019 zog er dann bei den Thüringer Kommunalwahlen sowohl in den Kreistag des Saale-Orla-Kreises wie auch den Gemeinderat Oberoppurg für die AfD ein. Weiterhin begleitet er das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden des Verwaltungsrat der Sparkasse Saale-Orla.
Sein Nachbar Volkmar Groh (Ortsstr. 35, Oberoppurg) ist ebenfalls Mitglied der AfD. Im Pößnecker Krankenhaus war Groh als Chirurg tätig und betreibt nun eine eigene Praxis in der Heinrich-Behr-Str. 5b in Bad Lobenstein. Groh war bereits an der Gründung der Burgkeller-Burschenschaft als Alter Herr beteiligt und ist auch noch heute aktiv ins Verbindungsleben involviert, wie ein auf seinem Grundstück 2019 veranstaltetes Hoffest der Burschenschaft verdeutlicht.
Als weiteres AfD-Mitglied war Andreas Koch (wohnhaft Waldstr. 12 in Hörselbach-Hainich bei Bad Langensalza) bis Anfang 2022 Teil der Burgkeller-Burschenschaft. Neben dem Burgkeller war Koch auch Mitglied in der Burschenschaft Germania Leipzig, der Pennalen Burschenschaft Chattia Friedberg (Hamburg) und der Pennalen Burschenschaft Saxonia Dresden. In der Chattia Friedberg ist er gemeinsam mit dem Neonazi Thorsten Heise Mitglied. Anfang 2022 wurde Koch aus der Burgkeller-Burschenschaft und der Burschenschaft Germania Leipzig geworfen.
Stein des Anstoßes war dabei aber keineswegs seine Nähe zu Führungspersonen der bundesweiten Neonaziszene, sondern dass er das Buch „Blutzeugen“ von Andre Busch, das im Nordlandverlag von Heise verlegt wird, von seinem Bundesbruder Steen Kothe geklaut haben soll. In diesem Buch, das Kothe zuvor dem Lehrer Henning Kläfker zum Lesen geliehen hatte, werden NS-Täter aus der SA und SS als Märtyrer verehrt. Weiterhin unterhält Koch Kontakt zu Mitgliedern der Eisenacher Neonazi-Kampfsportstruktur „Knockout 51“. (siehe AGST Artikel 1, 2, 3)
Henning Kläfker: Lehrer
Henning Kläfker studierte in Kiel und in Jena Geschichte und Latein auf Lehramt. 2010 trat er erfolglos für den RCDS (Studierendenorganisation der CDU) zu den Studierendenparlamentswahlen an der Uni Kiel an. In Jena trat er der Burgkeller-Burschenschaft bei und absolvierte nach seinem Studium sein Referendariat am Christlichen Gymnasium in Jena.
Nach seinem Referendariat war er 2020 an der Ausarbeitung des Medienkonzepts für die Montessorischule Jena beteiligt und hat dort im letzten Schuljahr Latein angeboten. Kläfker lebt weiterhin in Jena in der Saalstr. 10.
Kläfker beteiligte sich mit seinem Burgkeller-Kameraden Tom Ebersbach und zusammen mit dem heutigen Bundesleiter der Identitären Bewegung, Philipp Thaler, an einer Einschüchterungsaktion gegen die Eisenacher Linkspartei: Ein Dutzend Burschenschafter postierten sich in Couleur mit einem Banner vor dem Parteibüro „RosaLuxx“. Im selben Zeitraum hatten die Eisenacher Neonazis bereits begonnen, mit Sachbeschädigungen und körperlichen Übergriffen gegen Eisenacher Linke vorzugehen. Vor selbigem Büro fand sich wenig später auch eine Morddohung gegen Linke. Als am 24.11.2018 der französische Vordenker der völkischen Neuen Rechten, Alain de Benoist, bei der extrem rechten DB-Burschenschaft Germania Marburg zu Gast war, reiste auch Hennig Kläfker gemeinsam mit Oliver Naumann aus Jena an.
Auch bei Mensurtagen und gemeinsamen Veranstaltungen mit der Burschenschaft Germania Leipzig ist Kläfker selbstverständlich dabei.
Steen Kothe lieh Kläfker das Buch „Blutzeugen“ von Andre Busch, dass im „Nordland Verlag“ des Neonazis Thorsten Heise erschienen ist. In diesem Buch werden Nazis, die in der Weimarer Republik für die NSDAP aktiv waren und sich am Hitler-Ludendorff-Putsch beteiligen, als Märtyrer verehrt. Kläfkers Interesse an diesem Buch verdeutlicht seine Nähe zu neonazistischer Ideologie. Als Geschichts- und Lateinlehrer ist er in einer Position, in der er diese im Unterricht aktiv an Schüler*innen weitergeben kann, was eine erhebliche Gefahr darstellt.
Konrad Thullen – Gründungsmitglied und Netzwerker
Der Alte Herr Konrad Thullen zählt zu den Gründungsmitgliedern des Burgkellers. Zuvor war er Mitglied in der Burschenschaft Arminia Jena, wie auch schon sein Vater Alfred Thullen vor ihm. Der pensionierte Apotheker lebt in Eislingen, wo er bis 2019 Inhaber der Brücken Apotheke war. Neben seiner Mitgliedschaft beim Burgkeller ist er außerdem Mitglied bei der Burschenschaft Germania Leipzig. Es kann davon ausgegangen werden, dass das enge Freundschaftsverhältnis zwischen den beiden Verbindungen auf ihn als bindendes Glied zurückgeht. Seit Jahrzehnten ist Thullen außerdem in den Dachverbandsstrukturen der Deutschen Burschenschaft aktiv, wo er seit langem das Amt des Beauftragten für Studentenwohnheime innehat. Innerhalb dieses Amts setzt er sich dafür ein, dass die Studentenwohnheimsvereine, die die Burschenschaften gründen, um Zimmer in den Verbindungshäusern an Burschen zu vermieten, gemeinnützig bleiben, damit die Alten Herren ihre finanzielle Unterstützung für ihre Burschenschaften noch von der Steuer absetzen können. Wo die Gemeinnützigkeit eines „Wohnheimvereins“ vorliegen soll, der Zimmer ausschließlich an cis-männliche Studenten vergibt, die Mitglied einer extrem rechten Burschenschaft werden wollen, ist dabei fraglich.
Von 2004 bis 2009 saß Thullen außerdem für die CDU im Gemeinderat von Eislingen.
Aktivitas
Zur Aktivitas gehören alle Mitglieder, die ihr Studium noch nicht abgeschlossen haben. Ihr gehören aktuell ein Schülerfux (Luis Rupprecht), ein Fux (Ron Schade) und fünf Burschen (Alexander Jünger, Steen Kothe, Oliver Naumann, Christoph Leonhardt und Tom Ebersbach) an. Da der Burgkeller kein eigenes Verbindungshaus hat, sondern nur eine WG in der Frommannstr. 6 in Jena, lebt der Großteil der Mitglieder nicht „auf der Etage (adE)“, sondern in eigenen Wohnungen und WGs in und um Jena. Steen Kothe lebt nicht in Jena, sondern studiert und wohnt in Erfurt. Tom Ebersbach studierte zuvor in Jena Geschichte auf Lehramt, ist mittlerweile aber nach Chemnitz verzogen. Christoph Leonhardt studiert und lebt v.a. in Leipzig.
Eine Führungsrolle innerhalb der Aktivitas nehmen Alexander Jünger und Steen Kothe ein, die den Burgkeller dieses Jahr auch beim DB-Burschentag in Eisenach zusammen mit den Alten Herrn Ulrich Böttcher und Philipp Kirsten vertraten.
Steen Kothe
Kothe stammt aus Steinenbronn bei Stuttgart. Er lebt im Marcel-Breuer-Ring 3 in Erfurt und studiert an der FH Erfurt Forstwirtschaft. An der FH bietet Kothe außerdem Lehrveranstaltungen als Tutor an.
Mit seinem Vater ist er Mitglied im Schützenverein Waldenbuch, wo er auch an scharfen Waffen trainiert. Bei Kothe handelt es sich daher um einen Neonazi mit Zugang zu scharfen Waffen. Bereits mehrfach nahm er gemeinsam mit anderen Burgkeller-Mitgliedern an Akademien des „Instituts für Staatspolitik“ teil. Durch seine ideologische Nähe und seinen Wohnort in Erfurt liegt ein Kontakt zur IB-Nachfolgestruktur „Kontrakultur Erfurt“ nahe.
Alexander Jünger
Alexander Jünger wohnt in der Camburger Str. 44 in Jena und studiert in Jena. Er ist gleichzeitig Mitglied der Burschenschaft Halle-Leoben, die als Sammelbecken für den früheren IB-Ableger „Kontrakultur“ galt. Jünger nahm im April 2022 mit Ron Schade und Steen Kothe an der Frühjahrsakademie des „Instituts für Staatspolitik“ in Schnellroda teil.
Oliver Naumann
Ein weiteres aktives Mitglied des Burgkellers ist Oliver Naumann aus Hartenstein (Sachsen), der in Jena Geschichte studiert. Naumann lebt in der Gabelsberger Str. 13 in Kahla. Nauman nahm unter anderem gemeinsam mit Henning Kläfker am Vortrag der B! Germania Marburg mit dem neurechten Vordenker Alain de Benoist teil (Fotos s. Henning Kläfker) und war bei der Pro Partria Mensur mit der Normannia Jena dabei.
Tom Ebersbach
Weiterhin ist Tom Ebersbach im Burgkeller aktiv, lebt jedoch mittlerweile in der Fritz-Heckert-Siedlung in Chemnitz.
Christoph Leonhardt
Neuester aktiver Bursche ist Christoph Leonhardt. Leonhardt verbindet schon eine längere Beziehung zum Burgkeller, da er bereits Mitglied der Burschenschaft Germania Leipzig ist und dort eine tragende Rolle in der Aktivitas übernimmt.
Leonhardts politische Karriere begann in der Schüler Union Leipzig (Schüler*innenorganisation der CDU), deren Vorsitzender er als Jugendlicher war. 2016 absolvierte Leonhardt Praktika bei dem CDU-Landtagsabgeorneten Andreas Nowak und bei der CDU-Bundestagsabgeordneten Bettina Kudla. 2017 bildete sich am Max Klinger Gymnasium eine Solidaritätsinitiative aus Schüler*innen und Lehrer*innen, die sich gegen die Abschiebung ihres Mitschülers Luan und dessen Familie in den Kosovo einsetzte. Leonhardt nutzte seine Position als Kreisvorsitzender der Schüler Union Leipzig, um sich gegen die Initiative zu stellen und die Abschiebung seines Mitschülers und dessen Familie zu fordern. Dies bescherte ihm bundesweite öffentliche Kritik und Bekanntheit durch ein Interview in der FAZ.
In den folgenden Jahren setzte er seinen rassistischen Kurs konsequent fort: Er trat bereits als Schüler in die Burschenschaft Normannia Leipzig ein, nahm am 25.08.2018 an der IB-Veranstaltung „Europa Nostra“ zusammen mit Christian Heilmann teil und trat fortan dauerhaft öffentlich mit einer „Gauland-Krawatte“ auf, um seine Nähe zur AfD zu symbolisieren.
Leonhardt begann 2019 ein Geschichtsstudium an der Uni Leipzig und trat daraufhin in die DB-Burschenschaft Germania Leipzig ein, in der er auch schon das Amt des Sprechers begleitete. Leonhardt lebt weiterhin in Leipzig, wo er im Master Mittlere und Neuere Geschichte studiert und als Aushilfskraft im Universitätsarchiv arbeitet, wird sich durch seine Mitgliedschaft in der Burgkeller Burschenschaft jedoch auch häufiger in Jena aufhalten.
Ron Schade
Ron Schade ist Fux (Anwärter) des Burgkellers. Er studiert in Jena und wohnt in der Platanenstr. 10 in Jena-Lobeda. Häufig besucht er gemeinsam mit Alexander Jünger die Mensa der Universität Jena. Schade nahm mehrfach an „Akademien“ des „Institut für Staatspolitik“ in Schnellroda teil.
Luis Rupprecht
Luis Rupprecht aus Penig in Mittelsachsen ist Schülerfux des Burgkellers, d.h. dass er schon während seiner Schulzeit Anwärter auf eine Mitgliedschaft beim Burgkeller ist. Er beteiligt sich aktiv an Veranstaltungen des Burgkellers, wie seine Teilnahme beim DB Burschentag 2022 verdeutlicht. Es liegt nahe, dass ihn seine Burgkeller-Bundesbrüder auch zu Veranstaltungen nach Schnellroda zur „politischen Bildung“ mitnehmen. Sein Abitur hat er dieses Jahr abgeschlossen, weshalb davon ausgegangen werden kann, dass er im kommenden Wintersemester ein Studium in Jena beginnen wird.
Veranstaltungen im Wintersemester 2022/23
Im aktuellen Wintersemester 2022/23 plant der Burgkeller mehrere Veranstaltungen, darunter einen Vortrag mit dem extrem rechten Projekt „GegenUni“ (siehe oben) zum Thema „Der geopolitische Aufstieg Chinas“ am 18.11.2022 auf der Etage des Burgkellers. Am 14.12. plant der Burgkeller einen gemeinsamen Weihnachtsmarktsbesuch in Jena.
Fazit
An der Alten Burschenschaft auf dem Burgkeller Jena in der DB zeigt sich deutlich der verbindende Charakter einer Burschenschaft. Sie bildet ein Sammelbecken für extrem Rechte aus verschiedenen Lagern. Auch wenn die Altherrenschaft des Burgkellers im Vergleich zu länger existierenden Burschenschaften relativ klein ist, bieten sich innerhalb von ihr die verschiedensten extrem rechten Anknüpfungspunkte für die Aktivitas. Von weit rechten CDU-Mitgliedern wie Konrad Thullen, über AfD-Kader wie Wolfram von Brandenstein bis ins frühere Jenaer Kameradschaftsumfeld mit Philipp Kirsten und dem Dessauer Neonazi-Schläger Ronny Besch zieht sich das rechte Spektrum innerhalb der Verbindung. Die aktuelle Aktivitas steht sowohl dem „neurechten“ Spektrum um das „Institut für Staatspolitik“ in Schnellroda und den früheren Strukturen der „Identitären Bewegung“ nahe, vertreten jedoch auch explizit neonazistische Ideologie, wie ihre Literaturauswahl belegt.
Ideologisch trennt die Mitglieder des Burgkellers wenig von der organisierten Neonaziszene, jedoch verstehen sie es scheinbar besser, sich nach außen bürgerlicher zu geben. Das eröffnet ihnen mehr Möglichkeiten, ihre Ideologie weiter zu verbreiten. So üben viele Mitglieder in der bürgerlichen Gesellschaft angesehene Berufe mit viel Kund*innen- bzw. Patient*innenkontakt aus, was ihnen große Einflussmöglichkeiten eröffnet. Eine besondere Gefährlichkeit zeigt sich bei Henning Kläfker, der als Geschichts- und Lateinlehrer in einer Autoritätsposition ist, in der er sehr direkt seine neonazistische Ideologie an junge Schüler*innen weitergeben kann.
Durch ihr fehlendes Verbindungshaus ist die Burgkeller-Burschenschaft im Stadtbilds Jenas weniger präsent als andere Verbindungen und wird daher auch gern mal vergessen. In dieser Verborgenheit stellt sie jedoch eine der bestvernetzten extrem rechten Strukturen in Jena dar.
Weitere Mitglieder des Burgkellers
Thomas Basche
Thomas Basche (wohnhaft in Kleines Dörfchen 43 in Ramsla bei Weimar) ist Alter Herr des Burgkellers. Gemeinsam mit seiner Frau Christiane Basche betreibt er eine Zahnarztpraxis in der Heinrich-Heine-Str. 2 in Weimar.
Thomas Brendel
Thomas Brendel (wohnhaft in der Netzstr. 77 in Jena-Ost) ist Alter Herr der Burgkeller Burschenschaft. Bis 2020 war er Organisationsleiter bei der Debeka in Jena. In seiner Debeka-Filiale stellte er dabei den Neonazi Ronny Besch (siehe oben) ein. Gemeinsam mit Besch nutzte er seine burschenschaftlichen Kontakte und versuchte über den Burschenschafter und AfD-Mitarbeiter John Hoewer Mandanten in der AfD zu aquirieren und betonte dabei die besondere politische Zuverlässigkeit seiner Filiale, da es sich um ein „konservative[s] Unternehmen“ mit „den gleichen Grundsätzen“ handle. Der Kontakt zu Hoewer wurde ihm durch Volker Schuster von der Germania Leipzig vermittelt. Aktuell arbeitet Brendel im Maklerbüro Dahms in der Rathenaustr. 10 in Jena.
Bruno Burchhart
Bruno Burchhart lebt in St. Jacob im Rosental 130 in Österreich, wo er als Allgemeinmediziner tätig ist. Neben seiner Mitgliedschaft in der Burgkeller Burschenschaft ist er außerdem Alter Herr der Olympia Wien und Mitglied der Waffenstudentischen Arge. Außerdem ist er Mitglied der FPÖ. Als Referent referierte er mehrfach zu deutschen Minderheiten in Europa nach dem 1. Weltkrieg, u.a. bei der extrem rechten Burschenschaft Danubia München und verfasst historische Artikel, die er online veröffentlicht. In St. Jacob wurde ihm die Ehrennadel der Stadt verliehen.
Ansgar Gescher
Ansgar Gescher ist Alter Herr des Burgkellers. Gescher lebt auf Malta, wo er als Geschäftsführer der „Gescher Capital Management Limited“ und der „Calypso Courts Property Holding Limited“ in Offshore-Firmengeschäfte verwickelt ist und damit auch in den Paradise Papers auftaucht. Neben seinen Geschäften ist er Kantor der Jesuits‘ Church in Valleta und Vorstandsmitglied des Katholischen Auslandssekretariats der Deutschen Bischofskonferenz in Valleta. Seine katholische-fundamenalistische Ideologie verbreitet er auch auf Facebook indem er beispielsweise gegen die die Ehe für alle hetzt.
Stephan Gottschalt
Stephan Gottschalt aus Schleiz ist ebenfalls Alter Herr des Burgkellers. Er studierte in Jena Geschichte. Sein Studium beendete er 2017 und betreibt seitdem ein Allianz-Versicherungsbüro am Markt 23 in Schleiz.
Rudolf Großkopf
Rudolf Großkopf ist Alter Herr des Burgkellers. Er war ein leitendender Ingenieur bei Carl-Zeiss in Jena. 2004 kam Großkopf in Untersuchungshaft, da er das Konto des damals in die USA geflohenen Holocaustleugners Rudolf Germar in Deutschland verwaltete und diesen somit aktiv dabei unterstützte weiter holocaustleugnende Schriften zu veröffentlichen.
Dominic Küffner
Dominic Küffner ist Alter Herr des Burgkellers und hat bereits Ämter für die Altherrenschaft übernommen. Somit hat er sich auch nach seiner aktiven Zeit aktiv am Verbindungsleben beteiligt. Dies zeigt sich auch an seiner Teilnahme an der „Pro Patria“-Mensur am 22.08.2020 gegen die Normannia Jena zu der er extra nach Jena-Maua anreiste. Küffner studierte von 2002 bis 2007 in Hof und Fulda und ist heute in leitender Funktion bei Aldi Süd in Bayern tätig.
Christian Möller
Der aus Schmalkalden stammende Christian Möller ist Alter Herr bei der Burgkeller-Burschenschaft. Anfang der 2000er Jahre war er Teil der Neonaziszene Südthüringens und wurde dem Umfeld des „Thüringer Heimatschutz“ zugeordnet. Am 20.04.2000 nahm er an einer NS-verherrlichenden Geburtstagsfeier für Adolf Hitler in Schmalkalden teil. Heute lebt Möller in Leipzig und arbeitet dort für die IT-Firma „Unite“ als Sales Consultant. Für den Burgkeller nahm er zuletzt 2021 am DB Burschentag in Eisenach teil. Am 15.09.2018 nahm Möller an einer Veranstaltung des „Orphischen Kreis“ in Wendelstein teil. Der „Orphische Kreis“ wird hauptsächlich durch den Neonazi und Neofolk-Musiker Uwe Nolte organisiert. Dieser wurde in den 90er Jahren im Umfeld den Hallenser Neonazis Sven Liebich, der damals Mitglied von „Blood & Honour“ war, sozialisiert und pflegte u.a. Kontakte nach Jena zu den Mitgliedern der Neofolk-Band „Eichenlaub“ Christian Kapke (heute Müller) und Claudia Walther (heute Schaar). Nach Thüringen pflegt er weiterhin Kontakte – so sprach er 2018 bei einem geschichtsrevisionistischen „Zeitzeugenvortrag“ eines ehemaligen SS-Mitglieds und pflegt Kontakte zum extrem rechten Verleger Uwe Lammla aus Neustadt/Orla. An der Veranstaltung des „Orphischen Kreis“, an der Möller teilnahm, waren weiterhin Mitglieder der „Identitären Bewegung“ aus Thüringen, die damalige „Kontrakultur Halle“-Aktivistin Melanie Schmitz und Anhänger der „Artgemeinschaft“ beteiligt.
Andreas Rabenstein
Andreas Rabenstein lebt in der Nähe von Zürich in der Schweiz. Trotz der geografischen Entfernung ist er sehr aktiv als Alter Herr im Burgkeller. Daneben ist er Mitglied in der Burschenschaft Arminia zu Leipzig. In der Schweiz arbeitet Rabenstein als Consultant bei der FAST AG. Daneben betreibt er mit der „Kontor Immobilien und Eigenheime GmbH“ eine eigene Firma und ist gemeinsam mit seinem Bundesbrüder Tilman Weigel an dem Unternehmen Herovi Holding AG beteiligt.
Gunnar Seidel
Der Zahnarzt Gunnar Seidel ist Alter Herr des Burgkellers. Er betreibt eine Zahnarztpraxis in der Bismarckstr. 76 in Bad Harzburg.
Tilman Weigel
Tilman Weigel aus Niederwiesa bei Chemnitz ist Immobilienunternehmer in Chemnitz und genau wie sein Vater Joachim Weigel Alter Herr des Burgkellers. Gemeinsam mit Andreas Rabenstein ist er an dem Unternehmen Herovi Holding AG beteiligt.
Joachim Weigel
Der Steinmetz Joachim Weigel aus Niederwiesa ist Alter Herr beim Burgkeller.