Christian Heilmann ist ein weiteres Mitglied der extrem rechten „Burschenschaft Normannia zu Jena“. Der Ausgangspunkt seiner politischen Entwicklung sind die Neonazi-Netzwerke zwischen Jena und Kahla, die ihn zu JN-Veranstaltugen, zu Aufmärschen der „Identitären Bewegung“, der AfD, von „EinProzent“ und „PEGIDA“ führen. Dabei hält er stehts den Kontakt zu militanten Kameraden und altgedienten Rechtsterroristen.
Politisierung durch Ralf Wohllebens NPD und die Thüringer Kameradschaftsszene
Christian Heilmann, 29 Jahre alt, stammt aus Jena, wo er in der Nähe des Friedensberges im Jena-Süd wohnte. Heilmann war bis zur Verhaftung des NSU-Helfers Wohlleben eine von dessen Jenaer Kontaktpersonen. Als die Normannia 2009 aus dem braunen Haus in Jena-Altlobeda nach Kahla in die Burg 19 verzog, knüpfte auch Heilmann politisch und sozial an die dortigen Strukturen an. Mit Tobias Winter aus dem Landkreis Sömmerda, seinem heutigen Normannia-Kamerad Martin Schieck und Mitgliedern der Erfurter Kameradschaftsszene um Enrico Biczysko oder Martin Gärtlein nahm Christian Heilmann beispielweise an einem Zeitzeugengespräch teil. In jener Zeit war er bereits Fan des National Socialist Black Metal (NSBM), wie er mit Aufnähern und Pullovern von „Burzum“ oder „Absurd“ kundtat, die er auch heute noch verehrt. Die Sänger dieser Bands haben ihren Kultstatus in der NSBM-Szene jeweils mit Morden erlangt.
Neben seinen Burschenschafts-Kontakten verbindet Heilmann eine Freundschaft mit der Neonazistin Lisa Bauer, die in den ersten Jahren in der Burg 19 Kahla wohnte. Im Jahr 2012 begann Heilmann ein Studium in Dresden und wurde Mitglied in der Burschenschaft Arminia zu Leipzig in Dresden. Er zog in das Haus der Arminia in Dresden-Löbtau in der Kesselsdorfer Str. 55 ein. Seine Netzwerke im früheren NSU-Umfeld der Jenaer und Kahlaer Naziszene pflegte Heilmann weiterhin: Er fuhr mit dem Blood & Honour-Musiker Tobias Winter alias „Bienenmann“ zum JN-Europakongress nach Kirchheim am 22.03.2014 und trug dabei, genau wie Winter, die Couleur der Normannia.
Im selben Jahr nahm er an einer Saale-Bootstour der Kahlaer Naziszene teil. Unter den Teilnehmenden waren die NPD-AktivistInnen Katja und Marcel Bütow, die “III. Weg” Aktivistin und Liedermacherin Franzi “Varghona” Schulz, Sebastian Dahl, Mitglied der an „Blood & Honour“ angebundenen “Bruderschaft Turonen / Garde 20” und Susann Thiele, die Ralf Wohlleben während dessen Haftzeit unterstützte.
2014/2015: NS-Erlebniswelt – Heilmann beim „III. Weg“, der AfD und den Identitären
In den Jahren 2014/2015 wird die rechtsextreme Politiklandschaft deutlich vielfältiger und auch die Mitglieder der Normannia orientieren sich zunehmend in Richtung der neu entstandenen faschistischen Strukturen um „EinProzent“, „Institut für Staatspolitik“, „Identitäre Bewegung“ und AfD. Den althergebrachten NS-Strukturen bleiben sie jedoch eng verbunden, wie auch Heilmanns Aktivismus belegt. So lief er am 01.05.2015 beim Aufmarsch von „Der III. Weg“ in Saalfeld mit, genauso wie sein Normannia-Kamerad Martin Schieck.
Vier Monate später, am 19.09.2015, beteiligte sich Heilmann dann gemeinsam mit Erfurter Identitären an einer Demo der AfD in Erfurt. Mit denselben Kameraden lief er ein Jahr darauf hinterm Banner von „EinProzent“ in Erfurt mit, als die AfD am 21.09.2016 erneut zum Protest mobilisierte.
Sein Engagement in den Reihen der neuen faschistischen Strukturen setzte sich fort, als er am 17.06.2017 zusammen mit den Normannia-Mitgliedern Martin Schieck (Erfurt), Ralph Oertel (Jena) und Hendrik Radtke (Kahla) am Aufmarsch der Identitären in Berlin teilnahm. Dort lief er zeitweise an der Seite der Dresdner Identitären-Aktivistin Freya Honold, mit der er freundschaftlich verbunden ist. Als sich vier Wochen später, am 11.07.2017, die Identitären anlässlich einer antifaschistischen Demonstration vor ihrem Haus in Halle versammelten, stand auch Heilmann mit dabei.
Auch am Identitären-Festival in Dresden am 25.08.2018 nahm Heilmann teil. Nachdem er im selben Jahr schon mit Dresdner Arminia-Mitgliedern auf einer Pegida-Demonstrationen mitlief, nahm er auch an den rassistischen Krawallen in Chemnitz Anfang September 2018 teil.
Kneifel, Kapke und die Normannia: Generationentreffen der Rechtsterroristen bei der Normannia in Kahla
Am Tag seiner Mensur, dem 19.01.2019 organisierte Heilmann zusammen mit der Normannia in der Burg 19 eine Lesung mit dem früheren Rechtsterroristen Josef Kneifel. Kneifel berichtet an jenem Abend von seinem 1980 verübten Bombenanschlag auf ein Denkmal in der DDR und die darauf folgende Haftzeit, die ihn zur Ikone rechter Antikommunist*innen werden ließ. Kneifel ist ein gefragter Referent in Neonazi-Kreisen und war auch zuvor schon Gast bei der NPD und anderen Rechtsextremen. An diesem Januarabend in Kahla wird er von einem noch blutverschmierten Normannia-Burschen um ein Autogramm gebeten: Christian Heilmann, die Schnittwunden am Kopf kreuz und quer verbunden, hatte am Nachmittag eine Mensur gefochten. Anlässlich dessen bittet er Kneifel um eine Widmung.
Am 10.05.2019 veranstaltete die Normannia eine weitere Lesung. Diesmal war Gerd Schultze-Rhonhof als Referent eingeladen, der mehrere geschichtsrevisionistsche Bücher zum Zweiten Weltkrieg verfasste. Christian Heilmann verfolgte den Vortrag aus der ersten Reihe, direkt vor dem NSU-Helfer und früheren Kader des “Thüringer Heimatschutzes” André Kapke.
Zu Beginn von Christian Heilmanns faschistischer Politisierung stand Ralf Wohlleben. Ein Jahrzehnt später ist er zwar auch in die Kreise der Dresdner und Leipziger Rechtsaußen-Burschenschaften und „Identitären Bewegung“ vernetzt, bleibt jedoch primär der Normannia und ihrem Umfeld aus früheren Aktivisten des „Thüringer Heimatschutzes“ und NSU-Helfern aus Jena und Kahla verbunden. Anhand von Heilmanns Netzwerken um die Hallenser und Dresdner Identitären einerseits und die militante Neonaziszene aus Jena und Kahla andererseits steht auch er beispielhaft für die Kontinuität der sogenannten und nur vermeintlichen „Neuen Rechten“.