Kürzlich haben wir über die beiden rechten Apoldaer KampfsportlerInnen Romy und Christian Steinbrück aufgeklärt. In einem nächsten Schritt wollen wir einen Blick auf die überregionalen Thüringer und Apoldaer Nazistrukturen und Einzelpersonen werfen, die hinter den gescheiterten Konzerten von Mattstedt und Magdala und dem improvisierten und abgebrochenen Konzert in Apolda stehen. Es zeigt sich, dass Apolda alles andere als zufällig vom Saalfelder Steffen Richter und seinen Kameraden gewählt wurde. Vielmehr haben die militanten “Turonen / Garde 20” in Apolda Mitglieder, UnterstützerInnen und können auf eine langjährige Nazi- und Rechtsrockszene bauen.
Die „Barnimer Freundschaft 25“
Am 05./06.10.2018 waren auf dem Apoldaer Marktplatz ein Haufen Kuttenträger mit Insignien wie „Barnim“ und „25“ bzw. „Turonen“ und „Garde 20“ zu sehen. Die meisten von ihnen trugen Ordner-Binden und waren federführend beim Auf- und Abbau der Tontechnik. Hierbei handelte es sich um die Brandenburger „Barnimer Freundschaft 25“ und die Thüringer „Turonen / Garde 20.“
Diese sogenannten Bruderschaften, zu denen sich auch die Thüringer “Turonen / Garde 20” zählen, stellen eine altbekannte Form der neonazistischen Kameradschaften dar. Im Unterschied zu den klassischen Kameradschaften treten Bruderschaften mitterweile häufig in rockerähnlichen Kutten auf und geben sich eine hierarchische Struktur von Anwärtern und Vollmitgliedern. Bereits 2006 gründete sich in Thüringen die Bruderschaft „H8“, die als Vorläuferstruktur der “Turonen” verstanden werden kann.
Auch in Brandenburg gründete sich ein Ableger von “H8”, der seitdem sowohl Rechtsrock-Bands als auch Labels hervorgebracht hat. So wurde die “H8”-Band „Exzess“ mehrmals vom Thüringer Chapter zu Konzerten eingeladen. Im selben Zeitraum wie “H8” gründete sich auch im brandenburgischen Barnim die Bruderschaft „Barnimer Freundschaft 25“. Zu ihren Protagonisten zählen u.a. Patrick Killat und Toni Belz, die als „A3stus“ Musik produzieren und Marcel Zech, der zeitweise für die NPD im Barnimer Kreistag saß. Alle drei wurden bereits wegen Volksverhetzung verurteilt. Killat und Belz aufgrund ihrer Liedtexte, Zech wegen eines Auschwitz-Tattoos auf seinem Rücken. “A3stus” spielten u.a. auf dem NPD-Aufmarsch am 01.05.2015 in Erfurt. Patrick Killat, der auch solo als Rapper “Villain 051” auftritt, wurde zum vorgeblich ersten NS-Rap-Konzertabend in Kirchheim am 04.02.2017 von den “Turonen” eingeladen. Die 25 steht bei der “Barnimer Freundschaft” für den 2. und 5. Buchstaben des Alphabets und ergibt BE für Blut & Ehre, ein Bezug zum verbotenen Blood & Honour-Netzwerk. (Fight Back #6, 2018)
Turonen und Barnimer Freundschaft: Rechtsrock-Veranstalter in Deutschland und der Schweiz
Wie Thüringen Rechtsaußen berichtete, veröffentlichte die Neonazi-Kleidungsmarke Ansgar Aryan im September 2015 ein Foto von einem Konzert aus Kirchheim (thueringenrechtsaussen). Auf diesem Foto ist ein Banner mit einer Raute und der Inschrift “Brandenburg/Thüringen” zu sehen.
Das Foto wurde erst im September 2015 gepostet, es liegt jedoch nahe, dass es am 27.12.2014 aufgenommen wurde, als die Brandenburger Bands aus dem Umfeld der Bruderschaft “H8”, Exzess und Tätervolk, zusammen mit der Band des “Turonen”-Mitglieds Rocco Boitz, “TreueOrden”, in Kirchheim auftraten. Dies könnte das letzte Konzert unter der Flagge “H8” gewesen sein. Denn mit personeller Überschneidung zur Thüringer “H8”-Bruderschaft entstand 2015 die Bruderschaft „Turonen / Garde 20“. Hier sammelt sich ein Großteil der vormals wegen des brutalen Überfalls auf die Kirmesgesellschaft in Ballstädt verurteilten Nazis aus dem Landkreis Gotha und Südthüringen, zusammen mit einigen Mitgliedern aus Saalfeld, Neustadt, Kahla und Apolda. Auf einem ersten veröffentlichten Gruppenfoto der “Turonen” ist bereits neben Steffen Richter ein Mitglied der “Barnimer Freundschaft” in Kutte zu sehen. Die schlechte Qualität des Bilds lässt kein eindeutiges Urteil zu, jedoch lassen Aussehen und Handtätowierungen auf Matthias Blumberg schließen.
Als am 1. Mai 2016 in Plauen der Naziaufmarsch vom III. Weg und autonomen Nationalisten in Krawallen mündete, liefen Steffen Richter und Marcel Zech am Schluss der Demo mit:
Und als am 18.02.2017 Thügida durch Saalfeld marschierte, liefen am Schluss der Demo ein Teil der “Turonen” um Sebastian Dahl, Marco Zint und Steffen Richter zusammen mit Matthias Blumberg und Marcel Zech von der “Barnimer Freundschaft”:
Öffentlichkeitswirksam traten die “Turonen” in einheitlichen gelben T-Shirts als Organisatoren und Ordner beim „Rock gegen Überfremdung II“ im Juli 2017 in Themar auf — zusammen mit Mitgliedern der “Barnimer Freundschaft”.
Bereits als im schweizerischen Unterwasser im Herbst 2016 tausende Neonazis zu einem Rechtsrockkonzert der “Turonen” zusammenkamen, waren Barnimer als Sicherheitskräfte eingesetzt. Und beim „Rock gegen Überfremdung III“, das in Mattstedt und Magdala scheiterte und schlussendlich stark dezimiert am 05./06.10.2018 in Apolda stattfand, fungierte der Saalfelder “Turone” und Wohlleben-Vertraute Steffen Richter als Anmelder und Marcel Zech aus Barnim als stellvertretender Versammlungsleiter. Auch den Großteil der 34 Ordner und Helfer bei Auf- und Abbau stellten die beiden Bruderschaften. Die unverblümte “25” der Barnimer ist ein dezenter Hinweis auf das, was ein Rückblick auf die Aktivitäten der “Turonen”-Führungsköpfe und der Bands aus den Kreisen beider Bruderschaften ohnehin schlussfolgern lassen: Sie sind ein Teil des trotz Verbots weiterhin aktiven Blood & Honour-Netzwerks und auch das angestrebte Konzert im Weimarer Land muss in dieser Kontinuität gesehen werden.
Bündnis Zukunft Landkreis Gotha: Marco Zints “Turonen”-Nachwuchs in Magdala/Apolda
Als im Nachgang des verhinderten Konzerts in Mattstedt vom 25.08.2018 ein dort geparkter Wohnwagen verschönert wurde, vermeldete ein Facebook-Beitrag des “Bündnis Zukunft Landkreis Gotha” (BZLG), dass „unser Eigentum zerstört“ worden wäre:
Das “BZLG” ist eine von Zint angeführte Nazigruppe, die in Anlehnung an Tommy Frencks “Bündnis Zukunft Hildburghausen” seit Jahren versucht mit Aufmärschen und vermeintlichen Blockaden vor Geflüchtetenunterkünften auf rassistische Diskurse mit neonazistischen Organisierungsangeboten zu antworten.
Ob Zint in dem Facebook-Post nun mit „unser“ das “BZLG” oder die “Turonen” meint, geht aus dem Post nicht hervor. Vielleicht kann das aber auch dahinstehen, denn bei genauerer Betrachtung scheint das “BZLG” als Vorfeldtruppe der “Turonen / Garde 20” zu dienen: Drei der augenscheinlich jüngeren BZLG-Mitglieder haben über Zint ihren Weg in die Kreise der Bruderschaft gefunden: Tobias Horn, Heiko Hoffmeister und Lukas Callensee. Die drei sind auf dem “Turonen”-Gruppenfoto zu sehen:
Hoffmeister dürfte aus Gotha und die anderen beiden aus Crawinkel stammen. Horn und Callensee spielen aktuell beim SG Frankenhain / Crawinkel Fußball in der Thüringer Kreisklasse. Horn ist außerdem aktiver Kegler beim KSV Ohrdruf und trug am 1. Mai 2015 in Saalfeld eine schwarze Fahne der Ohrdrufer Nazis.
In Themar 2017 war Tobias Horn Teil der Organsations-Crew:
Lukas Callensee ist auf den verdeckten Filmaufnahmen von Thomas Kuban aus Kirchheim vom 11.08.2018 zu sehen, als gerade sein Kamerad Rocco Boitz mit “TreueOrden” auf der Bühne steht.
Und in Magdala waren am 05.10.2018 sowohl Lukas Callensee (im “Garde 20”-Pulli) als auch Heiko Hoffmeister beim morgendlichen Aufbau, beim Gespräch mit den Organisatoren und Callensee später auch beim Abbau auf dem Apoldaer Markt dabei.
Frontschwein Records
Fabian Kellermann: Rechtsrock-Händler, Thügida-Aktivist, Mitorganisator von Mattstedt/Apolda
Bis mindestens 2012 war Steffen Richter am “StrikeBack”-Shop von Fabian Kellermann in Apolda beteiligt (thueringenrechtsaussen). Laut dem Rechercheblog “Oireszene” war Kellermann auch bei “Frontschwein Records” aktiv, dem Rechtsrock-Label der Ballstädter Turonen-Führungsfigur Thomas Wagner. Kellermann, der vom militanten Jungsturm Apolda kam (siehe Artikel), betreibt an der Adresse des “StrikeBack”-Shops (Ackerwand 17, 99510 Apolda) im Apoldaer Stadtzentrum mittlerweile den Nordrausch-Versand, über den er Nazikleidung, Waffen und Rechtsrock verkauft, u.a. von “Radikahl” aus Weimar, und “12 Golden Years” aus dem Weimarer Land. Mit einem Stand des Labels “GvB-Produktion” vom “Radikahl”-Sänger Manfred Wiemer aus Weimar war Kellermann auch in Ostritz auf dem “Schild & Schwert-Festival” am 20./21.04.2018 und 02./03.11.2018 in Ostritz vertreten. Auch am 23.3.2019 waren Kellermann und Wiemer am Skinhead-Konzert in Ostritz beteiligt.
Der umtriebige Kellermann, Selbstbezeichnung “Kelly”, war nicht nur im Apoldaer Thügida-Ableger “Wir lieben Apolda” aktiv, sondern warb auch in Youtube-Videos für “Thügida”, sammelte Spenden und nahm an einem internen “Thügida”-Vernetzungstreffen im Februar 2016 in Schkölen teil.
Auch als Thügida zum Todestag von Rudolf Hess am 17.08.2016 durchs Jenaer Damenviertel marschierte, lief Fabian Kellermann zusammen mit Thomas Schrimpf und Benjamin Zickuhr mit. Im selben Jahr hatten Schrimpf und Kellermann bereits am Aufmarsch in Plauen zum 1. Mai teilgenommen, in Begleitung von Markus Blasche, Saskia Schön und Marcel Buhe.
Als sich am Morgen des 05.10.2018 in Magdala die Konzertorganisatoren aus den Kreisen der Turonen sammelten, war auch Fabian Kellermann darunter. Zusammen mit dem Apoldaer Christian Meister (im Shirt von “12 Golden Years”) befestigte er Straßenbegrenzungen und war danach in einem Krisengespräch mit anderen Turonen aus Gotha und Suhl und seinem Apoldaer Kameraden Thomas Schrimpf zu sehen.
Nachdem sich das Konzert notgedrungen auf den Apoldaer Marktplatz verlagerte, waren Fabian Kellermann und Thomas Schrimpf immer wieder im Gespräch mit den Organisatoren Steffen Richter und Marcel Zech und weiteren Mitgliedern von “Turonen” und “Barnimer Freundschaft” sowie mit dem Berliner NPD-Funktionär Sebastian Schmidtke zu sehen. Begleitet wurden sie dabei teilweise von ihren Apoldaer Kameraden Christian Meister und Christoph Wolter.
Auch Thomas Schrimpf gehörte, genauso wie Fabian Kellermann, Marcel Buhe, Maik Lieschke, Florian Ritschel oder Nando Weidner, zur “Kameradschaft Apolda”, die seit 2007 überregional auf Naziaufmärschen anzutreffen war. Der Großteil der damals noch jungen Nazis lebt bis heute in Apolda und ist weiterhin politisch aktiv, wie sich an “Wir lieben Apolda”, dem Rechtsrockgeschäft rund um Kellermann und “12 Golden Years”, den “Turmblick”-Konzerten oder dem “Turonen”-Konzertversuch zeigt. Auch zum “Volkstrauertag” kommen jährlich 20-30 Apoldaer Nazis auf dem Friedhof zusammen, um als “Freie Kräfte Apolda” die Weltkriegsverbrechen der Wehrmacht zu feiern. Dabei taten sie sich 2019 mit der NS-Partei “Der Dritte Weg” zusammen.
Die Steinbrücks in Mattstedt: Ein Knotenpunkt im Netzwerk von Turonen und anderen Rechtsrockern
Dass Romy und Christian Steinbrück zu verschiedenen Musikern aus dem „Blood & Honour“-Netzwerk Kontakte pflegen und selber Rechtsrockkonzerte in ihrer Kneipe „Turmblick“ veranstalten, haben wir erst kürzlich ausgeführt. Ergänzend dazu ließe sich nochmal in Steinbrücks Vergangenheit blicken: In seiner Zeit bei der “Braunen Aktionsfront” war er außerdem Torwart bei der Weimarer Nazi-Fußballmannschaft “FC Hardcore”, die durchgängig die Spielernummer 88 trug. Unter anderem der damalige Nazi-Kader Martin Rühlemann spielte ebenfalls mit. 2006 gab es im Umfeld des “FC Hardcore” Hausdurchsuchungen wegen des Verdachts auf Fortführung des verbotenen “Blood&Honour”-Netzwerks.
An der Entscheidung der “Turonen”, ihr Konzert im August 2018 in Mattstedt zu veranstalten, könnten ebenfalls die Steinbrücks beteiligt gewesen sein. Romy und Christian Steinbrück wohnen selber in Mattstedt. Das anvisierte leerstehende Gelände des Herrn Beier, ehemaliger Eigentümer von Ilmtal Kunstharze Beier KG, gehört zu ihrer Nachbarschaft. Im Hochjahr der Apoldaer “Thügida”-Aktionen 2016 kam es im Januar just in Mattstedt zu einem Angriff auf das Haus des Bürgermeisters: Mit einem Hammer wurde die Scheibe eingeschlagen und ein Sprengkörper ins Haus geworfen. Der Bürgermeister selber ging davon aus, dass ein Zusammenhang zu seiner Äußerung bestand, nicht gänzlich gegen die Aufnahme einer Geflüchtetenfamilie in Mattstedt zu sein.
Im Nachbardorf Niederroßla sollte ein Privatgrundstück als Zeltplatz für das Nazifestival genutzt werden. In Niederroßla wiederum hatte Steinbrücks Arbeitgeber, der spätere Konzert-Mitorganisator Thomas Schrimpf, seinen Firmensitz von Schrimpf Universalbau UG. Allerdings ist Schrimpf offenbar insolvent, wie einem Versteigerungskalender zu entnehmen ist. Drei Wochen vor dem kurzfristig gescheiterten „Rock gegen Überfremdung III“ in Mattstedt im August 2018 trafen sich die “Turonen / Garde 20” zum Sport, was sie groß als „Horn der Barbaren“ ankündigten, auf besagtem Grundstück in Niederroßla. Neben den bekannten Kadern der Turonen aus West- und Südthüringen waren auch das Apoldaer Mitglied Marcel Buhe und Thomas Schrimpf vor Ort. Im Dezember 2018 kamen Mitglieder der Bruderschaft aus dem Landkreis Gotha zum Kampffsporttraining mit Christian Steinbrück nach Apolda. Bei einem Training der „Kampfsportschule Jena-Apolda„, an dem neben Leiter Andreas Maudrich sowohl Christian als auch Romy Steinbrück teilnahmen, waren Tobias Horn und Lukas Callensee dabei.
Romy Steinbrück postete zudem im Juli 2019 ein Foto ihres Hundes vor demselben Schlagzeug, das am 05.10.2018 von den Turonen auf dem Apoldaer Markt benutzt wurde.
An beiden Tagen übernahm Steffen Mäder den Aufbau der Drums, die am Folgetag von “PAK88” kamen, einer früheren Erfurter Rechtsrockband. Mäders “Turonen”-Kamerad Mario Kelch, mittlerweile zusammen mit Thomas Wagner Mitglied von der Ballstädter Hausband “Sonderkommando Dirlewanger”, spielte früher bei “PAK88” (Antifainfoblatt).
Somit hat Romy Steinbrück offengelegt, dass sie in den Proberäumen der Apoldaer Rechtsrocker verkehrt, die ihre Instrumente den “Turonen” zur Verfügung stellen. Eine Verbindung zur seit Jahren aktivsten Rechtsrockband aus Apolda bzw. dem Weimarer Land, „12 Golden Years“, liegt daher nahe. “12 Golden Years” hat im Übrigen ihr zehnjähriges Bestehen letztes Jahr mit einem Konzert auf einem Firmengelände in Blankenhain gefeiert. Laut Polizei kamen 80-100 Nazis. Von den 29 festgestellten Kennzeichen waren 16 aus Apolda. Am 02.02.2019 löste die Polizei ein Konzert vom “12 Golden Years”, “TreueOrden” und “Exzess” in einer Apoldaer Gaststätte auf, an dem ca. 50 Nazis teilnahmen. Wahrscheinlich dürfte das Konzert in Steinbrücks Kneipe “Turmblick” stattgefunden haben. Ein halbes Jahr nach dem gescheiterten Festival feierten somit exakt die Strukturen hinter der Konzertorganisation vom Herbst 2018 erneut in Apolda: “12 Golden Years” aus der lokalen Naziszene, “TreueOrden” als Band vom “Turonen / Garde 20”-Mitglied Rocco Boitz und ehemalige Band des Ballstädters Thomas Wagner sowie “Exzess” aus den Kreisen der Brandenburger Bruderschaft “H8”, also dem Umfeld der “Barnimer Freundschaft 25”.
Apolda – ein solides Standbein überregionaler Neonazinetzwerke
Apolda bzw. das Weimarer Land als Veranstaltungsort der “Turonen” war bisher einmalig. Regelmäßig griffen sie auf die bestehenden Flächen im südthüringischen Themar oder auf die Kirchheimer Nazischeune zurück. Das Weimarer Land war insofern eine interessante Wahl, weil es viel über die Stellung der Apoldaer Nazis in überregionalen Netzwerken und das Vertrauen in die dortige Infrastruktur und Kameradenszene aussagt. Immerhin riskierten die “Turonen” und die “Barnimer Freundschaft” eine Menge Zeit und Geld im Vertrauen auf ihre örtlichen Strukturen. Apoldas Nazis können mindestens fünfzehn Jahre kameradschaftliche Organisierung mit personellen Kontinuitäten, thüringenweite Netzwerke von “Thügida” und den “Turonen”, eine eigene Kneipe mit Konzertmöglichkeit, einen bundesweit auf Festivals gastierenden Versandhandel mit Musiklabel und mehrere Rechtsrockbands vorweisen. Die Aufzählung ist sogar noch unvollständig – ob das Kampfsporttraining z.B. mit der Kampfsportschule Jena-Apolda oder in anderem Rahmen fortgeführt wird, ist bislang offen. Auch wenn die Kneipe “Turmblick” mittlerweile Steinbrücks Zugriff entzogen wurde, dürfte es nicht allzu lange dauern, bis sich Steinbrück, Kellermann, Schrimpf oder jemand anderes ein neues Objekt für ihre Veranstaltungen suchen. Von Jena aus mangelt es schon an Aufmerksamkeit für die militanten Kahlaer Strukturen, zu denen wir hier bereits versuchten Aufklärungsarbeit zu leisten. Das Konzert in Apolda war mitnichten ein Gastspiel, die Nazis spekulierten auf ein Heimspiel. Daher sei das hier ein Appell, auch die wenig beachtete Glockenstadt und ihre Netzwerke genauer ins Visier zu nehmen. Wir hoffen, dass unsere Recherche die Grundlage dafür verbessert.