Völkisches Tanzwochenende bei Zeulenroda

Am Wochenende vom 28. bis 30. März 2025 fand in Pöllwitz, einem Ortsteil von Zeulenroda, ein völkisches Tanzwochende statt. Die Veranstaltung wurde von AkteurInnen der „Volksliedertafel Dresden“ organisiert. Zu den Teilnehmenden zählte u.a. der Holocaustleugner Nikolai Nerling („Volkslehrer“).

Organisator der Veranstaltung war Robert Strehle, der auf Telegram die Namen „DaDon von Hainsberg aus dem Stamm der Sachsen“ und „Freimann DaDon von Hainsberg“ nutzt. Strehle ist Teil der „Volksliedertafel Dresden“ und bewegt sich in Reichsbürger- und völkischen SiedlerInnennetzwerken. Die „Volksliedertafel Dresden“ nutzt völkische Tänze und „Brauchtumspflege“ als Vehikel, um extrem rechte Ideologie zu verbreiten.

Teilnehmende des Tanzwochenendes in Pöllwitz bei einem Spaziergang. Teilnehmende tragen teilweise in der völkischen Szene verbreitete Kleidung wie z.B. lange Röcke.
Teilnehmende der völkischen Tanzveranstaltung in Pöllwitz. Darunter Robert Strehle (hinten mit rosa Kopfbedeckung und Bart) und Nikolai Nerling (hinten mit schwarzer Mütze) (Bild: Pixelarchiv)
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Hitlergrüße, Hakenkreuze und ein Jenaer Basketballer: Neues vom Jungsturm Erfurt und ZSKA Sofia

Auf der Tribüne des Steigerwaldstadions stehen ca. 30 Neonazi-Hooligans, alle in schwarz oder schwarz-weiß gekleidet. Am Geländer haben sie ein großes schwarzes Banner "Kategorie EF", ein kleines schwarzes Banner "Erfurt über alles" und eine noch kleinere rote Zaunfahne "SOFIA ERFURT" befestigt.
Neonazi-Hooligans auf der Erfurter Tribüne am 1.10.2023: Daniel Burkhardt (1.v.l.), Hannes West (5.v.l. mit Shorts), Kevin Noeske (über rotem Fähnchen), Robert Brandt (2. Reihe oberhalb vom roten Fähnchen), Richie Burkhardt (rechts v. Brandt), Thomas Hartrodt (über dem „g“), Johann Walter (weißes Halstuch), Marco Klingner (2. Reihe 3.v.r.), Robin Brand (1.v.r.) (Bild: Screenshot)

Die Neonazi-Hooligans vom „Jungsturm“ Erfurt gaben sich trotz der Verurteilung von vier ihrer Führungskader wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung größte Mühe, als weiterhin aktiv aufzufallen: Der Erfurter Ultraszene erklärten sie immer wieder offen den Konflikt und fielen mit gezielten Provokationen oder Machtdemonstrationen auf. Aus der Heimkurve verbannt, suchten die Neonazis sich Auswärtsspiele, um in Gruppenstärke aufzutreten. Speziell zu Derbys in Jena oder im Heimstadion brachten sie sich dafür auch Verstärkung ihrer Kameraden von den „Animals“ Sofia mit. Der Jungsturm reiste genauso zu Lokalderbys nach Sofia und durfe dort in vorderster Reihe stehen. Nach langer Ignoranz des FC Rot Weiß Erfurt haben einige Jungsturm-Neonazis mit einer Aktion Anfang März jedoch den Bogen überspannt: Bei der 35-Jahr-Feier der Sofioter Fankurve traten die Neonazis wie eine offzielle Delegation aus Erfurt auf und nutzten die feierliche Übergabe einer Freundschaftsplakette für kollektive Hitlergrüße. Die organisierte Fanszene von ZSKA Sofia besteht aus Neonazis und Neonazi-Kampfsportlern, die teilweise auch bestens in rechtsterroristischen Netzwerken wie Combat 18 vernetzt sind. Es scheint, als ob einige Beteiligte nun Hausverbote im Erfurter Steigerwaldstadion bekommen hätten. Eine Personalie ist dabei interessant: Der frühere Jenaer Nachwuchsbasketballer Johann Walter hat seine Profikarriere gegen Hooligan-Tourismus getauscht.

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Von Wieschke zu Klar: „Heimat“ eröffnet neuen Raum in Gera

Foto eines rot-grünen Haus. Davor sind Transparente mit "Wir sind die rote Linie" und "Ihr kriegt uns nicht" zu sehen.

Christian Klars Wohnhaus, in dem sich das „Parteibüro“ befindet, im Jahr 2023

Am 30. Januar 2025 eröffnete „Die Heimat“ (ehemals NPD) ein neues „Parteibüro“ in Gera. An der Eröffnung nahmen neben „Heimat“-„Prominenz“, Hammerskin-Liedermachern, Reichsbürgern und Jungnazis der „Gerschen Jugend“ auch mehrere AfD-LokalpolitikerInnen teil. Am Abend traten die Neonazi-Liedermacher Philipp Neumann („Phil von FLAK“) und Frank Rennicke bei der Veranstaltung auf. Die in einem Gewerbegebiet gelegene Immobilie droht neuer Trainingsraum für neonazistische KampfsportlerInnen und Veranstaltungsort für kleinere Rechtsrockkonzerte und neonazistische Liederabende zu werden.

Foto von einem Zaun der als Sichtschutz vor dem Parteibüro aufgebaut ist. Daran sind Transparente und Fahnen befestigt. Auf den Transparenten steht: "In Gedenken der Opfer Dresdens 1945", "Wir sind die rote Linie" und "Lügen haben kurze Beine - Stephan Kramer zeig uns deine". Als Fahnen sind eine Peace Fahne mit einer weißen Taube, eine Fahne des Fürstentums Reuß, der Heimat und der Gerschen Jugend zu sehen.

Fahnen von der „Heimat“, „Fürstentum Reuß“ und „Gerscher Jugend“ zur Büroeröffnung am 30.01.2025 in Gera (Bild: Pixelarchiv)

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Rechtslibertäres Netzwerk ruft zu Wahlbeobachtung in Jena auf

Zur Bundestagswahl am 23. Februar meldet sich die Gruppe „Studenten stehen auf Jena“ mit einem Aufruf zur Beobachtung der Auszählung der Briefwahlstimmen zu Wort. Das nutzen wir als Anlass, um zu zeigen, dass es sich bei „Studenten stehen auf Jena“ um eine Gruppe handelt, die Teil ultrakapitalistischer, rechtslibertärer Netzwerke ist und Verbindungen zur AfD hat.

Telegram Screenshot mit dem Text: Liebe Staufis, anstelle von Blumen und Pralinen gibt es bei Stauf am 14. Februar eine gesellige Runde und Austausch mit Gleichgesinnten. KNEIPENABEND 14. Februar um 20 Uhr Die Kneipe, Wagnergasse 10 Eine Woche drauf treffen wir uns, um die Wahl zum Bundestag — insbesondere die Auszählung der Briefwahlen — zu beobachten. Wie man dies besonders effektiv macht und worauf zu achten ist, erklären wir vorab. WAHLBEOBACHTUNG 23. Februar 2025 Treffpunkt nach Absprache Bei Interesse bitte alsbald per PN bei @mmmeissner melden! Wir wünschen euch allen eine erfolgreiche Prüfungsphase! Ansprechpartner: @mmmeissner @Michael_J_Brauer

Aufruf zur Wahlbeobachtung in der Telegramgruppe von „Studenten stehen auf Jena“

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„Guten Morgen und Sieg Heil“ – Die ‚ehrwürdige‘ Urburschenschaft Germania Jena als Bastion von AfD und Naziszene

Schwarz-Weiß Foto vom eingestürzten Haus der Germania

Verbindungen zerschlagen, die Erste: Das zerstörte Germania-Verbindungshaus am Jenaer Markt nach alliierter Bombardierung im 2. Weltkrieg

Die pflichtschlagende „Jenaische Burschenschaft Germania“ ist ein antifeministischer Männerbund, der neben der „Alten Burschenschaft auf dem Burgkeller Jena in der DB“, über die wir bereits ausführlich berichteten, als Kaderschmiede der extremen Rechten in Jena fungiert. Zahlreiche AfD- und JA-Kader sind Mitglieder in der Verbindung und prägen diese. Mit Tim Beutler und Alexander Claus kandidieren aktuell auch zwei Alte Herren der Germania für die AfD für den Thüringer Landtag. In Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg gibt es aktive und ehemalige AfD-Landtagsabgeordnete, die Germania-Mitglieder sind. Im Vergleich zur Burgkeller-Burschenschaft kann sich die Germania auf ein deutlich größeres Netz an „Alten Herren“ stützen, die in zahlreichen einflussreichen Positionen in Politik und Wirtschaft sitzen. 2022 erlebte die Germania einen internen Eklat, als deren damaliger Sprecher Henning Eggers andere Burschen beim Germania-Stiftungsfest mit „Guten Morgen und Sieg Heil“ begrüßte. Sichtbare Konsequenzen hatte dieses Verhalten für Eggers keine. Verbindungen zu den Neonazi-Burschenschaften Burgkeller und Normannia Jena pflegt die Germania ebenfalls, wie u.a. deren Teilnahme an einer „Pro Patria Suite“ zwischen den beiden Verbindungen im August 2020 in Jena-Maua zeigte. Inzwischen bewegen sich Germania-Burschen nicht nur in AfD-Netzwerken, sondern sind auch bei den „Identitären“ und weiteren Neonazi-Gruppen aktiv. Trotz der gesellschaftlichen Gefahr, die von der Germania ausgeht, wird sie aus Lokalpatriotismus und Standortmarketing bis heute von der Stadtverwaltung umgarnt und öffentlich geehrt. Weiterlesen

Kameradschaft im Geiste: Walter Lübckes Mörder bei Höcke in Thüringen

Björn Höcke während einer Rede mit Stefan Ernst im Publikum

Björn Höcke und Stephan Ernst in Erfurt am 1. Mai 2017 (Foto: Imago Images, Bearbeitung: Rechercheportal Jena-SHK)

Als der hessische Neonazi Stephan Ernst am 1. Juni 2019 den CDU-Politiker Walter Lübcke erschoss, war die Thüringer AfD gerade im Wahlkampfmodus. Mit dem Rückenwind einer jahrelangen Eskalation rassistischer Proteste war das Hauptthema für Spitzenkandidat Höcke bereits gesetzt: Hass auf Geflüchtete und Muslim*innen. Analog zur Formierung der AfD als völkisches Sprachrohr der RassistInnen hatte auch Stephan Ernst wieder zu seiner Militanz von früher zurückgefunden. Seit 2016 pilgerte er Björn Höcke hinterher, bewaffnete sich und begann Schießtrainings. Nach mindestens drei Besuchen von Höcke-Auftritten in Eisenach und Erfurt war nach Ernsts Angaben für den Entschluss zum Mord an Walter Lübcke der Neonazi-Großaufmarsch am 1. September 2018 in Chemnitz ausschlaggebend. Angeführt wurde dieser als „Trauermarsch“ getarnte, demonstrative Schulterschluss von AfD, Pegida und militanten Neonazis von Björn Höcke. Angesichts weitreichender Zusammenarbeit mit Höckes AfD auf Kreis- und Landesebene und der Verharmlosungstaktik der Thüringer CDU-Spitze muss erneut an die blutigen Konsequenzen dieses rechten Aufschwungs erinnert werden: Björn Höcke und die AfD sind der parlamentarische Arm des rechten Terrors.

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Liebesgrüße aus Sonneberg: Der AfD-Landrat und die Neonazi-Aktivistin

Zusammenstellung von zwei Fotos. Links Robert Sesselmann mit AfD-Kaffeetasse beim Kuchenessen. Rechts Angela Schaller posiert vor einer Hakenkreuzfahne und einem Foto von Adolf Hitler.

Robert Sesselmann (Facebook April 2024) und Angela Schaller (Antifaschistische Gruppen Südthüringen Oktober 2016)

Spendenkonto für verfolgte Antifas:

Rote Hilfe e.V.
GLS-Bank
IBAN: DE77 4306 0967 4007 2383 09
BIC: GENODEM1GLS
Verwendungszweck: Budapest

Weitere Infos bei BASC

#FreeMaya #FreeHanna #NoExtradition – Keine Auslieferung von Antifaschist:innen

Als Robert Sesselmann 100 Tage im Amt war, frohlockten so manche Medien: Der erste Faschist in einem Landratsamt wäre von der Realität „entzaubert“ worden. Währenddessen rühmte sich der Thüringer CDU-Spitzenkandidat Mario Voigt damit, in puncto Abschiebungen und Schikane von Geflüchteten radikaler als die AfD zu sein. Die Thüringer Beratungsstelle für Betroffene rechter Gewalt ezra wies hingegen dieses Jahr darauf hin, dass Vorfälle rechter Gewalt im Landkreis Sonneberg auf einem neuen Höchststand angekommen sind und Nazigegner*innen aus Sonneberg betonten, dass NS-Parolen und Reichsflaggen merklich häufiger vorkommen. Seit Kurzem gibt es ein neues Detail aus der laufenden Normalisierung von Neonazis und deren Ideologie durch den Aufstieg der Thüringer AfD: Robert Sesselmann ist mit Angela Schaller zusammen, einer der bundesweit bekanntesten Neonazi-Aktivistinnen. Mit ihr verbrachte er kürzlich seinen Pfingsturlaub an der Ostsee. Auch bei einem Wahlkampfauftritt bei der AfD in Mecklenburg-Vorpommern saß Schaller in der ersten Reihe. Der deutschlandweit erste AfD-Landrat lässt sich somit auch öffentlich von einer Hitler-Verehrerin und antisemitischen Netzwerkerin begleiten.

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Identitären-Anhänger, Reichsfantasien und Auschwitz-Hintergrundgesänge: rechte Vielfalt bei der AfD Jena

Frank Haußner, Denny Jankowski und Wiebke Muhsal stehen singend im Halbdunkel auf einer Bühne

Wiebke Muhsal und Denny Jankowski (Mitte) am 16.10.2020 in Gera Seite an Seite mit dem Reichsbürger Frank Haußner (l.) (Foto: Facebook)

In Jena treten 15 KandidatInnen der AfD für den Stadtrat an. Wenig überraschend besteht die Liste hauptsächlich aus Männern und nur vier Frauen. Zu den meisten AfD-KandidatInnen für den Stadtrat haben wir vor fünf Jahren hier schon ein paar Infos zusammengetragen, einige der KandidatInnen sind allerdings neu auf der Liste. Der Jenaer Kreisverband steht der restlichen Partei in nichts nach, wenn es um die Einheit mit Reichsbürgern und Neonazis geht. Auch die Einschüchterung von Presse und Kritiker*innen ist unter Jankowski und Muhsal Programm.
In den letzten Wochen hat der Kreisverband wieder vermehrt Infostände in der Stadt durchgeführt und AfD-„Bürgerstammtische“ im Stadtteilzentrum Lisa veranstaltet, teilweise begleitet von Gegenprotest. Bei den Jenaer Infoständen ist meist auch Tim Beutler von der Burschenschaft Germania Jena dabei. Dieser tritt allerdings, nach seinem Umzug nach Kahla, im SHK für die AfD zur Wahl an, zu ihm gibt es deshalb mehr Infos im Artikel zum SHK. Weiterlesen

Ein Potpourri brauner Netzwerke: Die AfD Gera-Saale-Holzland-Kreis

Foto der Spitze einer AfD Demonstration. Am Fronttransparent mit dem Text "Unser Land, unsere Heimat. Du mein Thüringen" laufen Denny Jankowski, Jörg Henke, Wiebke Muhsal und Stephan Brandner. Im Hintergrund laufen mehr Menschen. Zwei Personen tragen Wirmer-Fahnen.

Gera, 19.2.2016 (v.l.n.r.): Die AfD Jena-Gera-SHK mit Denny Jankowski, Tim Beutler (Hintergrund m. gelber Weste), Jörg Henke, Wiebke Muhsal, Thomas Rudy und Stephan Brandner; 2. Reihe mit schwarzer Jacke und Wirmer-Flagge: ex-Sprecher des „Thüringer Heimatschutz“ Jörg Krautheim (Foto: Facebook)

Die AfD Jena-Gera-Saale-Holzland-Kreis hatte von Anfang an schwache Strukturen und keine Basis im Landkreis. Trotz der Mitgründung des ersten Thüringer Landesverbandes durch den in Seitenroda bei Kahla ansässigen Matthias Wohlfarth ist der Kreisverband eine kleine Ansammlung von eher mäßig vernetzten kommunalen FunktionärInnen geblieben. Wahlerfolge bei Kommunal- und Landtagswahlen beruhten weniger auf der lokalen Verankerung als auf der generell zugunsten der AfD tendierenden politischen Stimmung. Nichtsdestotrotz gehören einige der kommunalen MandatsträgerInnen und KandidatInnen zu den extrem rechten außerparteilichen Bewegungen in Kreis und Land. Von deutschnationalen Burschenschaftern, Reichsbürgern, Autoren völkischer Verlage, Teilnehmern der Neonaziaufmärsche „Thügida“ bis hin zu Bündnispartnern von Kameradschaften und „Turonen“ ist alles dabei. Anlässlich der Kommunalwahlen werfen wir einen Blick in die blau-braunen Ecken der Täler und Hügel zwischen Jena und Gera. Weiterlesen

Kommunalwahl-KandidatInnen der AfD im Saale-Orla-Kreis: Mordfantasien und Antisemitismus

Im Saale-Orla-Kreis kandidiert die AfD für den Kreistag sowie die Stadträte in Pößneck, Neustadt/Orla, Schleiz und Triptis. In früheren Artikeln gingen wir bereits mehrfach auf den AfD Gebietsverband Saale-Orla und dessen enge Vernetzung mit Reichsbürger- und Neonazi-Netzwerken ein (siehe 1, 2, 3). Im Folgenden wollen wir uns nun einigen KommunalwahlkandidatInnen widmen, die bisher weniger Beachtung gefunden haben. Hier gehören Nazi-Propaganda und antisemitische Verschwörungsmythen zum guten Ton. Weiterlesen