(6) Gera und der NSU: von den Baseballschlägerjahren über Blood & Honour zur AfD

Neonazi-Trauermarsch 1997 in Neuhaus am Rennweg: (unten v.l.n.r.) Tino Brandt, Ralf Ollert, André Kapke, Beate Zschäpe; (Mitte v.l.n.r.) Uwe Böhnhardt, Gordon Richter (Kameradschaft Gera), Nils Großenbach (Kameradschaft Gera), Daniel Stärz (Legion Ost), Holger Gerlach. (Bild: TLZ)

Wie in allen ostdeutschen Städten bildete sich auch in Gera nach der Wende eine größere Szene von Neonazi-Skinheads heraus. Sie dominierten öffentliche Plätze, begingen rassistische Übergriffe und verbreiteten ein Klima der Angst. Durch die Gründung von Rechtsrockbands, Kameradschaft und Parteiverbänden festigten sich ihre Strukturen. Die Kameradschaft Gera war eine tragende Säule des Thüringer Heimatschutzes und hatte somit auch gute Beziehungen zum späteren NSU-Kerntrio, seinen Jenaer UnterstützerInnen und zum NSU-Terrornetzwerk. Auch in Gera wurden nach dem Untertauchen des Trios 1998 Spendengelder gesammelt. Die Baseballschlägerjahre der frühen Neunziger gipfelten 2004 in der Ermordung von Oleg Valger durch vier teils noch jugendliche Geraer Neonazis. In der Rückschau hebt sich Gera jedoch von anderen Städten in der Region, die eine ähnlich bittere Entwicklung seit der Wende durchliefen, durch mehrere Faktoren ab: Überdurchschnittlich viele Neonazis, die teils als Jugendliche nach der Wende die Szene aufbauten, sind bis heute in der Stadt aktiv. Es gab zudem eine hohe Dichte an Rechtsrockbands, die teilweise bis heute Bestand haben. Und in Gera saß die Führung der Thüringer Sektion von Blood & Honour, die den bewaffneten Kampf über Rechtsrockkonzerte propagierte und finanzierte. Zwanzig Jahre später veranstalten dieselben Personen noch Großkonzerte. Der NSU-Helfer André Eminger ist über die Rockergruppe Stahlpakt und über die Gefangenenhilfe eng mit Geraer Neonazis verbunden und taucht dort selber immer wieder auf. Mit der Gründung der AfD traten mehrere Akteure aus den Neunzigern der AfD bei, darunter ein noch heute aktiver Rechtsrocker. Und auch die Proteste der Pandemieleugner*innen werden in Gera von Neonazis aus dem früheren Umfeld von Blood & Honour Hand in Hand mit der AfD organisiert. Weiterlesen

Loco Artista – Wiedereröffnung eines Nazi-Tattoostudios in Jena

In der Schleidenstraße 25 im Jenaer Südviertel soll ein neues Tattoostudio unter dem Label „Loco Artista“ eröffnet werden. Jeffrey Weißenborn und seine Frau, die unter dem Namen „Resi Ink“ als Tätowiererin aktiv ist, werden die neuen InhaberInnen. Beide sind eng mit der Apoldaer und Erfurter Neonaziszene vernetzt. In den sozialen Netzwerken kündigten sie an, ab 8. Juni Termine in Jena vergeben zu wollen. Der Laden droht damit zu einem Anlaufpunkt für Neonazis und rechtsoffenes Klientel mitten im Kiez zu werden.

„Resi Ink“ und Jeffrey Weißenborn in Shirts der Neonazi-Modemarke „Pro Violence“

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Stefan Tromsdorf – Nazi aus Lobeda-Ost

Stefan Tromsdorf, geb. am 21.5.1986, ist ein rechter Schläger aus Lobeda-Ost. Zusammen mit seinen älteren Brüdern gehört er zu einem Umfeld von Nazis, die schon seit mehr als einem Jahrzehnt in Lobeda-Ost immer wieder durch rechtes Pöbeln und Angriffe auffallen. Tromsdorf hat nach seinem Schulabschluss eine Tiefbaulehre angefangen, die er jedoch wegen einer Haftstrafe abbrechen musste. Eine Zeit lang arbeitete er beim Büromarkt Böttcher. 2017 war er über eine Baufirma an der Fassadenrenovierung des Volkshauses beteiligt.

Nazi Stefan Tromsdorf aus Lobeda-Ost mit Hals-Tattoo „88“ (Heil Hitler)

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