In der Schleidenstraße 25 im Jenaer Südviertel soll ein neues Tattoostudio unter dem Label „Loco Artista“ eröffnet werden. Jeffrey Weißenborn und seine Frau, die unter dem Namen „Resi Ink“ als Tätowiererin aktiv ist, werden die neuen InhaberInnen. Beide sind eng mit der Apoldaer und Erfurter Neonaziszene vernetzt. In den sozialen Netzwerken kündigten sie an, ab 8. Juni Termine in Jena vergeben zu wollen. Der Laden droht damit zu einem Anlaufpunkt für Neonazis und rechtsoffenes Klientel mitten im Kiez zu werden.
Seit knapp 10 Jahren pflegt Weißenborn beste Kontakte in die Apoldaer Naziszene. Am 06. August 2011 veranstaltete der NPD Kreisverband Gera die Rechtsrockveranstaltung “Rock für Deutschland”, zu der ca. 600 Neonazis anreisten. Auch eine Apoldaer Reisegruppe nahm an der Veranstaltung teil. Darunter Manfred Wiemer, Robert Hoyer, André Groth, Thomas Schrimpf und auch Jeffrey Weißenborn. Wiemer trat an diesem Tag mit seiner Band „Radikahl“ auf, die seit Jahrzehnten Kultstatus in der Neonaziszene genießt.
Bis heute setzen sich diese Kontakte fort. Im Januar 2018 war Weißenborn gern gesehener Gast auf der Feier zum 30. Geburtstag des Turonen-Mitglieds Marcel Buhe. Die „Turonen / Garde 20“ sind eine militante Neonazi-Bruderschaft, deren elitäres Selbstverständnis und Kutten-Stil an Rocker-Gruppen angelehnt ist. Marcel Buhe ist seit Ende 2017 „Vollmitglied“ der Gruppierung und dürfte neben anderen gut vernetzten Neonazis aus Apolda einer der lokalen Kontakte gewesen sein, als die „Turonen“ 2018, das vormals in Themar abgehaltene Großevent „Rock gegen Überfremdung“, in Apolda organisierten. Über seine „Künstlerseite“ ist Weißenborn u.a. noch mit den Neonazis Saskia Schön und Markus Blasche aus dem Saale-Orla-Kreis befreundet, letzterer ebenfalls ein Mitglied der „Turonen“.
Auch „Resi Ink“ präsentiert auf ihrem Facebook-Account eindeutig ihre neonazistische Ideologie, sie liked Seiten der Rechtsrockbands „Confident of Victory“ und „Burning Hate“, sowie „NPD Oberhavel“ und das rechte Modelabel „Label 23“.
Alter Geist in neuem Gewand
Auch mit dem gewählten Geschäftsnamen knüpfen sie sicher nicht zufällig an die neonazistische Vergangenheit des Ladens an. Denn das “Loco Artista” existierte bereits von 2014 bis Ende 2018 nur wenige Meter entfernt vom neuen Standort in der Otto-Schott-Straße 41 in Jena. Zu dieser Zeit wurde es maßgeblich von Andy Hort und Norman Strupp betrieben.
Der Mitgründer von „Loco Artista“, Norman Roberto Strupp, ist ein Nazi aus Triptis. Als die notorische Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck, eine zur Märtyrerin stilisierte Antisemitin, zu einer Haftstrafe verurteilt wurde, demonstrierten Hunderte Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet am 10.05.2018 in Bielefeld in der Nähe des Gefängnisses. Dabei war auch eine Gruppe Thüringer Neonazis, u.a. der militante Kahlaer Nazi Sebastian Dahl und Norman Strupp.
Zusammenarbeit mit Erfurter Nazi-Tattoostudios
Im November 2018 zog das Studio dann nach Erfurt um und Hort und Strupp zogen sich aus dem Studio zurück. Jeffrey Weißenborn, der auch unter dem Namen „Eiskalt Ink“ tätowiert, und „Resi Ink“ führten es in Erfurt weiter. Dort knüpften sie Kontakte zu den beiden neonazistischen Tattoostudios „Magoo Tattoo“ und „Bloodline Erfurt“. Diese Verbundenheit tragen sie auch öffentlich zur Schau: Bei der Tattoo Convention Erfurt 2019 präsentierten sie sich am Stand direkt neben „Magoo Tattoo“ und Weißenborn posierte für ein gemeinsames Foto mit dessen Betreiber Mario Haag.
Bei einer weiteren Tattooveranstaltung entstand ein Foto mit Jeffrey Weißenborn, Björn Siegling von „Bloodline Erfurt“ und Mario Haag. Weißenborn trug dabei ein T-Shirt von „Bloodline“ und Haag ein T-Shirt der neonazistischen Kampfsportstruktur „Kampf der Nibelungen“.
Es ist davon auszugehen, dass Jeffrey Weißenborn und „Resi Ink“ in Erfurt als MitarbeiterInnen oder zumindest als GasttättowiererInnen bei „Magoo Tattoo“ und „Bloodline Erfurt“ tätig waren.
Wo sich die beiden Studios politisch verorten, daran besteht kein Zweifel. Haag und Siegling nahmen als Aussteller auf den Neonazi-Festivals „Schild & Schwert“, organisiert von Thorsten Heise, im April und November 2018 im ostsächsischen Ostritz teil.
Neuer Nazitreff im Kiez?!
Sobald Loco Artista in Jena eröffnet, muss daher davon ausgegangen werden, dass sich ein neuer Neonazi-Treffpunkt für die rechten Netzwerke aus Apolda und Erfurt in Jena etabliert. Die Sympathie für das neue Studio durch militante Neonazis wurde schon bei der Ankündigung deutlich, als der Apoldaer Neonazi Robert Hoyer seine Freude über einen Kommentar kundtat (wir berichteten über dessen Waffentrainings und Netzwerk bereits). Wenn ab dem 08.06.2020 die Tore des neuen „Loco Artista“ öffnen, dürfte die Zielgruppe damit bis weit in die extrem rechte Szene reichen.
Es muss daher hier, wie überall gelten: KEIN PLATZ FÜR NAZIS IN DER NACHBARSCHAFT!