Spätestens wenn Neonazis mit scharfen Waffen trainieren, stellt dies eine enorme Gefahr für alle Menschen dar, die von Nazis als Feinde markiert werden. Der Apoldaer Neonazi Robert Hoyer macht genau das. Er trainierte am vergangenen Wochenende auf dem Schießstand des Schützenvereins Weimar e. V. mit scharfen Schusswaffen. Seine Sympathie zu Naziterrornetzwerken versteckt er dabei nicht. Robert Hoyer postete erst einige Wochen zuvor nach dem Verbot von „Combat 18“, das in Nazikreisen beliebte Share-Pic „Wombat 18“, das eine Sympatie bzw. Solidaritätsbekundung für das Terrornetzwerk „Combat 18“ ausdrückt. Doch nicht nur auf dem Schießstand hantiert Hoyer mit gefährlichen Waffen. In seinem Besitz befindet sich u.a. eine professionelle Armbrust, die dazu geeignet ist, Menschen schwere bis tödliche Verletzungen zuzufügen. Es sollte kein Zweifel daran bestehen, dass der Neonazi Hoyer auch bereit ist, diese erworbenen Waffen und Fähigkeiten im Sinne seiner menschenverachtenden Weltanschauung auch einzusetzen.
Einbindung in die Apoldaer Naziszene
Robert Hoyer ist tief in das Netzwerk der Apoldaer Neonaziszene eingebunden. Auch wenn er kaum an öffentlichen Veranstaltungen teilnimmt, ist er mit den Protagonisten der Apoldaer Szene seit vielen Jahren bestens bekannt.
In den 2000er Jahren bewegte er sich im Umfeld der “Kameradschaft Apolda”, nahm an deren regelmäßigen Saufgelagen teil und fuhr gemeinsam mit Marcel Buhe und anderen zu Rechtsrock-Konzerte ins Ausland.
Heute arbeitet Hoyer, Spitzname “Horny”, als Tätowierer und pflegt dabei gute Kontakte zu Michael „Mitch“ Volkmann, dem Betreiber des Apoldaer Nazitattoostudios “Stichpunkt”, das sich unmittelbar neben der rechten Szenekneipe “Martinsstübchen” befindet.
Für den Apoldaer Versandhandel “Nordrausch” von Fabian Kellermann arbeitet Hoyer als Model und bewirbt dabei unter anderem Merchandise der Band “Radikahl”. Bei “Radikahl” handelt es sich um eine neonazistische Kultband, die in wechselnder Besetzung um den Sänger Manfred Wiemer bei Konzerten in ganz Europa auftritt. Wiemer wohnt in Wohlsborn bei Weimar und empfängt dort regelmäßig Nazis aus Apolda und dem Weimarer Land, darunter auch Robert Hoyer.
Die Terroraffinität der Apoldaer Szene zeigt sich an der Lektüre, die in ihr kursiert. Der Apoldaer Neonazi Marcel Buhe postete 2017 ein Foto auf seinem Facebook-Account, das ihn beim Lesen eines Buches zeigt, das Bezug zur rechtsterroristischen Gruppe „The Order“ aus den USA nimmt. Überschrieben hat Buhe das Foto mit “Auf den Spuren von Robert Jay Matthews…”. Matthews war der Anführer der Gruppe, die in den USA Banküberfälle beging und den jüdischen Radiomoderator Alan Berg ermordete. Sie nahmen dabei die sogenannten “Turner-Tagebücher” als Vorlage für ihre Taten und ihre Organisation. Genauso wie “The Order” nahmen auch der NSU, der Attentäter des “Oklahoma City Bombings”, bei dem 168 Menschen ermordet wurden und weitere Naziterroristen die “Turner-Tagebücher” als Grundlage für ihre Taten. Ob es sich bei dem von Buhe gelesenen Buch um die “Turner-Tagebücher” handelt, ist nicht eindeutig ersichtlich, da er nur ein Foto des Vorworts postete. Unabhängig davon nimmt er mit diesem Post eindeutig positiven Bezug zum Rechtsterroristen Robert Jay Matthews und “The Order” und somit auch zu deren antisemitischen, terroristischen Taten.
Kontakte in die USA
Zum engsten Umfeld Hoyers zählen André Groth und Florian Werner. Gemeinsam mit diesen und weiteren Personen aus Thüringen reiste Hoyer seit mindestens 2010 zahlreiche Male in die USA. Die Gruppe unternahm diese Reisen keineswegs nur als Urlaub oder zum Sightseeing, sondern baute Kontakte zu Größen der US-amerikanischen Neonaziszene auf. 2010 reisten Robert Hoyer, André Groth, Martin Wagner (Bad Lobenstein) und Manfred Wiemer in die USA und besuchten mindestens ein Konzert der Bands “Bound for Glory” und “West Wall”. “Bound for Glory” ist eine der bekanntesten Rechtsrock-Bands in den USA, die seit Jahrzehnten in den USA und Europa auf Konzerten des “Blood&Honour”-Netzwerks auftritt. Die Band steht außerdem dem “Hammerskin”-Netzwerk nahe und ihr Gitarrist Ed Wolbank war jahrelang Leiter des Northern Chapter der Hammerskins in den USA. Wolbank sieht Musik als bestes Mittel um neonazistische Ideologie zu vermitteln, wie er sich einmal zitieren lies: „Music is number 1. It’s the best way to reach people. Through music people can start getting into the scene, then you can start educating them. Politics through music.“ Wolbank ist sowohl bei “West Wall” als auch “Bound for Glory” Gitarrist. Bei den Hammerskins handelt es sich um ein internationales Neonazi-Netzwerk, das seinen Einfluss vor allem über Musik vermittelt. Die Hammerskins nur auf das Musik-Business zu reduzieren, greift jedoch zu kurz. Die von der Gruppe vertretene Ideologie der “White Supremacy” setzten Mitglieder durch Terroranschläge um. Michael Wade Page, der Mitglied der “Northern Hammerskins” um Ed Wolbank war, beging am 5. August 2012 einen Terroranschlag auf einen Sikh-Tempel in Wisconsin, bei dem er sechs Menschen ermordete und vier weitere verletzte. Page war Mitglied der Bands “Definite Hate” und “Blue Eyed Devils”. Laut Eigenaussagen spielte er außerdem in der Band “Radikahl” um Manfred Wiemer. Die Verbindung zwischen Wiemer und Page liegt nahe, da Wiemer mindestens 2010 bei Ed Wolbank in den USA zu Besuch war, zusammen mit Robert Hoyer und André Groth. “Bound for Glory” hatten bereits 1992 ein Großkonzert mit “Radikahl” und “Stöhrkraft” in Weimar gespielt, weshalb von einer alten Kameradschaft zwischen Wiemer und Wolbank auszugehen ist.
Neben den Kontakten zu Bandmitgliedern von “Bound for Glory” pflegen die Apoldaer auch Kontakte zu Dennis Matthews, Sänger der ebenfalls den Hammerskins nahestehenden Band “H8Machine”.
“H8Machine” tritt mit wechselnder Besetzung auch immer wieder in Europa auf, wobei auch Mitglieder deutscher Rechtsrockbands, darunter “Path of Resistance” (Rostock), Dennis Matthews’ Band personell unterstützen. Matthews sprach sich im November 2017 in einem Interview mit einem europäischen Neonazi-Blog für die rechtsterroristische Strategie des “einsamen Wolfs” aus: “Lone wolf stradigy is the best.” (Fehler im Original) Bei der “lone wolf”-Strategie handelt es sich um ein Konzept des “führerlosen Widerstands”. Dabei plant ein Täter seine Tat allein ohne Abstimmung und Rücksprache mit größeren Organisationsstrukturen. Die Strategie soll es den Sicherheitsbehörden erschweren, Rechtsterroristen vor der Tat zu erkennen. Bei den Tätern handelt es sich trotz alleiniger Planung nicht um Einzeltäter, da die politische Sozialisation in extrem rechten Strukturen und die damit vermittelte mörderische Ideologie die Taten für die Täter erst legitimiert. So bilden die von extrem rechten und neonazistischen Strukturen vermittelte Ideologie und die gesellschaftliche Diskursverschiebung nach rechts die Grundlage, die “einsame Wölfe” zur Waffe greifen und Anschläge begehen lässt.
Die oben angeführten Beispiele zeigen, dass Robert Hoyer sich in Apolda in einem Netzwerk aus militanten Neonazis agiert, das durch seine neonazistische Ideologie und die Auseinandersetzung mit Strategien des Rechtsterrorismus gepägt ist. Seine Kontakte in die USA stehen in unmittelbarer Verbindung zu neonazistischen Terroristen, wie Wade Michael Page. Vor diesem Hintergrund ist die Gefahr und Tatmotivation von Hoyer nicht zu unterschätzen. Zumal wenn Hoyer die Möglichkeit hat, mit scharfen Waffen zu trainieren und sich so theoretisch, wie praktisch auf mögliche Attentate vorbereiten kann.
Wir fordern daher den Schützenverein Weimar e. V. und alle anderen Schießstände dazu auf, sofort allen Neonazis das Training auf ihren Schießständen zu verunmöglichen und diese von allen Vereinsaktivitäten auszuschließen.