Übergriff am “Braunen Haus” in Jena
Martin Brehme ist 1990 geboren und stammt aus Crossen. Schon in seiner Jugend hat er sich neonazistisch politisiert, gehörte zum Umfeld der Jungen Nationaldemokraten (JN) und verbrachte Abende im “Braunen Haus” in Jena-Altlobeda. Im November 2006 griff er in der Nachbarschaft des Hauses gemeinsam mit mindestens neun weiteren Nazis, überwiegend JNler, einen Punker an. Die Nazis brachen ihm die Nase, fügten ihm eine Gehirnerschütterung und viele weitere Verletzungen zu und raubten ihr Opfer dann noch aus.
Bundesweite Teilnahme an Naziaufmärschen
Schon 2009 soll Martin Brehme an extrem rechten Krawallen in Dortmund teilgenommen haben. Die letzten Jahre nahm er an einer Vielzahl von Naziaufmärschen teil. So z.B. am Aufmarsch der “Europäischen Aktion” am 27.06.2015 in Jena und an den Thügida-Fackelmärschen in Rudolstadt am 01.11.2015 und Jena am 20.04.2016.
Beim Jenaer Aufmarsch schien er sich bei der An- und Abreise große Mühe mit seiner Vermummung zu geben. Trotzdem postete er auf seinem Facebook-Account (karl.braun.503) ein unvermummtes Selfie mit dem Saalfelder Nazi Maximilian Warstat. Brehme fuhr auch Anfang Februar 2017 zum Naziaufmarsch nach Dresden, am 18. Februar zu Thügida nach Saalfeld und im August nach Berlin, um den NS-Verbrecher Rudolf Heß zu ehren.
Er ist immer wieder mit dem Saalfelder Maximilian Warstat anzutreffen, der einst die “Anti-Antifa Ostthüringen” wiederbeleben wollte und mittlerweile im Rechtsrock-Business der “Turonen” eine wichtige Rolle spielt. Als am 17.07.2017 die Turonen mit dem “Rock gegen Überfremdung” das bis dato größte Rechtsrockevent im südthüringischen Themar organisierten, zählte auch Brehme zu den 6000-7000 anreisenden Neonazis.
Zum selben Personenkreis rund um Warstat zählt auch Brehmes häufiger Begleiter Felix Reck aus Saalfeld, der sich im Stil der “Autonomen Nationalisten” häufig auf Aufmärschen von Thügida und “Die Rechte” bewegte. Auch Reck nahm am Heß-Marsch 2017 teil. Neben ihnen liefen einige Kader der Thüringer Naziszene: Nico Metze vom Ostthüringer Zweig der NS-Splitterpartei “Der III. Weg” und deren maßgeblicher Funktionär Matthias Fischer, Hendrik Radtke aus Kahla (NPD und Umfeld der Burschenschaft Normannia), Sebastian Dahl aus Kahla (“Turone” und Combat18-Aktivist), die “Turonen” Marco Zint und Steffen Richter sowie die im Ballstädt-Prozess angeklagten rechten Schläger und teilweise ebenfalls Turonen: Markus Blasche, Stefan Fahrenbach, Ricky Nixdorf und Marcus Russwurm, Ein anderer altbekannter Saalfelder Kamerad von Brehme ist Ringo Köhler aus dem Umfeld er Europäischen Aktion und der NPD.
Brehme war Mitglied des Thügida-Ablegers “Wir lieben den Saale-Holzland-Kreis” / „Wir lieben Gera“ (Recherche Thüringenrechtsaußen), u.a. zusammen mit Markus Dettler und Robert Köcher. Er nahm an den internen Vernetzungstreffen im Februar und März 2016 teil, war auf deren Demos in Eisenberg, Hermsdorf und Gera und beteiligte sich an deren Aktion zum 8. Mai 2016 unter dem Motto “Wir feiern nicht”.
Kontinuierliche Gewalt durch Brehme
Die Brutalität, die Martin Brehme bereits als 16-Jähriger an den Tag legte, stellte er leider in den letzten Jahren vielfach unter Beweis. So versuchte er am 05.10.2015 zusammen mit den Kahlaer Nazis Robert Köcher und Markus Dettler die linke Kneipe “Rotzfrech” in Gera anzugreifen. Auch als am 11.01.2016 über 200 rechte Hooligans durch Connewitz zogen und wahllos Geschäfte zerstörten, Wohnhäuser mit Feuerwerk in Brand setzten, Autos demolierten, Anwohner*innen angriffen und in einen Imbiss, in dem Mitarbeiter hinter dem Tresen standen, einen Sprengkörper warfen, war Brehme mit von der Partie – wiederum gemeinsam mit Maximilian Warstat und Felix Reck. Genauso waren Heike und Enrico Suppe aus Kahla bei den Krawallen in Connewitz dabei, die einen Monat später zusammen mit Brehme am “Wir lieben den Saale-Holzland-Kreis” teilnahmen. Im Sommer 2017 verprügelte Brehme einen Besucher des Stadtfestes in Eisenberg und im September desselben Jahres schlug und würgte er einen Partygast im Eisenberger Schortental bis zur Bewusstlosigkeit. Seit Oktober 2017 saß er erst in Untersuchungs- und dann in Strafhaft. Aktuell dürfte er wieder auf freiem Fuß und zurück in Eisenberg sein. Im Jahr 2016 wohnte er in der Saasaer Straße 1c, 07607 Eisenberg.
Mitarbeiter beim “Eisenberger Gerüstbau”
Brehme arbeitete vor seiner Haft mehrere Jahre beim Eisenberger Gerüstbau. Als zum 25-jährigen Firmenjubiläum des Gerüstbaus der CDU-Bundestagsabgeordnete Albert Weiler und der Landrat des Saale-Holzland-Kreises, Andreas Heller (CDU), Grußworte hielten, saß Brehme (im blau-schwarz karierten Hemd) in der vordersten Reihe. Es ist zu vermuten, dass er dort nun wieder Arbeit findet.
Update: April 2021: In einer früheren Version dieses Textes wurde Martin Brehme auch die Täterschaft bei einem Angriff auf minderjährige Geflüchtete in Apolda am 02.10.2017 zugeordnet. Dies geschah auf Grundlage eines Pressefotos von der Festnahme und der Pressemeldung der Polizei, die einen “bekannten Rechtsextremen” im Alter Brehmes dort festgenommen hatte. Da es inzwischen zwei voneinander abweichende Angaben zu seinem Haftantritt gibt, einmal Ende September 2017 und einmal Anfang Oktober 2017, kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden, dass Brehme zum Zeitpunkt des Angriffs schon in Haft war. Zur Klärung der Zweifel wurde dieser Artikel offline genommen. Da dies in der Zwischenzeit mit den Mitteln der Antifa-Recherche nicht gelungen ist, wurde der Artikel überarbeitet wieder online gestellt. Unsere Annahme bleibt weiterhin, dass Martin Brehme an dem Angriff in Apolda beteiligt war und in den Folgetagen seine Haft von zwei Jahren und zwei Monaten angetreten hat. Das Verfahren zu Apolda dürfte in dem Fall nie zu einer Anklage gegen ihn geführt haben