Junge Rechte in Thüringen – von Netzaktivismus zu Straßengewalt

Man sieht eine Gruppe jugendlicher bis junger Männer mit kurzen Haaren auf dem Erfurter Domplatz. Im Hintergrund ist die AfD-Bühne mit dem Wahlkampfmotto "Der Osten macht's" zu sehen. Mittig sieht man Robin Klein mit Shorts und einem schwarzen Shirt mit der Aufschrift "Kampf der Nibelungen".
Die Mittelthüringer Neonazijugend rund um die „Nationalrevolutionäre Jugend (NRJ) des III. Weg am 31.8.2024 beim AfD-Wahlkampfabschluss in Erfurt; mittig im Shirt vom „Kampf der Nibelungen“: Robin Klein aus Bad Berka (Bild: Pixelarchiv)

Rechts zu sein ist in der Thüringer Jugend Trend. Ihr Aktivismus beginnt bei rechter Selbstinszenierung und rechtem Hass auf Social Media, Raumnahmeversuchen durch Sticker-Aktionen und mündet nicht selten in physischer Gewalt gegen Personen, die nicht in ihr rechtsextremes Weltbild passen. Mal sind sie Teil diffuser rechter Cliquenstrukturen, mal in organisierteren (aber dennoch häufig stark fluktuierenden) Gruppen und Netzwerken aktiv – oder auch an klassische extrem rechte Parteistrukturen angebunden.

In diesem Artikel möchten wir einen Überblick über die verschiedenen Aktions- und Organisationsformen geben und über die Gefahren informieren, die von rechten Jugendlichen in Thüringen ausgehen. Wir werden dafür auf einige Thüringer Beispiele eingehen, aber bei weitem nicht alle Jungnazi-Strukturen in Thüringen abbilden können.

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#ehrenlos – Ostthüringer Neonazis beim Wehrmachts- und SS-Gedenken in Budapest

Sebastian Dahl (1.v.r.) beim „Tag der Ehre“ in Budapest am 9.2.2019 (Foto: Recherchenetzwerk Berlin)

Zum „Tag der Ehre“ pilgern seit Jahren Dutzende deutsche Neonazis am zweiten Februarwochenende nach Budapest. Das Gedenken an den aussichtslosen Ausbruchsversuch deutscher und ungarischer Nazis aus dem von sowjetischen Truppen umzingelten Budapest im Februar 1945 stellt das jährlich größte Vernetzungstreffen europäischer Neonazis dar. Neben der Möglichkeit, ungestraft SS-Symbole tragen zu dürfen, sind Rechtsrockkonzerte und eine Wanderung auf den Spuren ihrer historischen Vorbilder ein Anziehungspunkt für die gesamte radikale Rechte. Auch aus Ostthüringen fahren seit Jahren Neonazigruppen nach Budapest. Darunter sind militante Kampfsportler, Aktivisten des verbotenen „Blood&Honour“-Netzwerks, bekannte Shoa-Leugner, Neonazi-Burschenschafter mit Vergangenheit im „Thüringer Heimatschutz“, Rechtsrock-Musiker – und Björn Höckes heutiger Fotograf. Unter Mitwirkung eines Apoldaer Rechtsrockers wurde außerdem zu diesem Jahr ein ganzes Themenalbum zum „Ausbruch“ 1945 produziert. Kürzlich begann in Budapest der Prozess gegen Antifaschist*innen, denen Angriffe auf Neonazis beim Gedenken 2023 vorgeworfen werden. Der Darstellung ungarischer Offizieller zufolge handelt es sich beim „Ausbruch“ um ein touristisches Event historisch interessierter SportlerInnen. Dementsprechend sind auch Rechte aus dem Fidesz-Umfeld in die Organisation eingebunden und die Neonazi-Veranstaltung erhält staatliche Förderung. Dieser Verharmlosung und Geschichtsverdrehung wollen wir mit einem Überblick zur Beteiligung militanter Ostthüringer Nazis deutlich widersprechen. Weiterlesen