Bundesweite Neonazi-Anreise und Bedrohungsszenarien zum Prozessbeginn gegen „Knockout 51“ am OLG Jena

(v.l.n.r.) Benjamin Schmoranz (Wuppertal), Nils Kirrbach (Hof) und Steven Feldmann (Dortmund) vor dem Verhandlungssaal am 21.8.2023 (Bild: ZDF)

Am 21.8.2023 hat der Prozess gegen vier Führungsmitglieder der militanten Eisenacher Neonazigruppe „Knockout 51“ am Oberlandesgericht Jena begonnen. Der Gruppe werden u.a. Pläne zur Tötung von Linken, Waffenbeschaffung, Landfriedensbruch, Raub und vielfache Körperverletzungen gegen politische Gegner*innen vorgeworfen. Seit einer bundesweiten Durchsuchungswelle am 6.4.2022, die sich gegen mehrere rechtsterroristische Netzwerke richtete, sitzen die vier Angeklagten in Untersuchungshaft. Die Generalbundesanwaltschaft aus Karlsruhe, die die Anklage gegen die Gruppe führt, hatte ursprünglich auch die Bildung einer terroristischen Vereinigung anklagen wollen. Das Oberlandesgericht ließ diesen Teil der Anklage jedoch nicht zu. Zum ersten Prozesstag reiste eine Gruppe bekannter militanter Neonazis aus mehreren Bundesländern an, die vor und im Gericht Prozessbesucher*innen beleidigten und bedrohten. Zum zweiten Prozesstag am 28.4.2023 wiederholte sich diese Szenerie: Erneut reisten bekannte rechte Schläger bis aus Dortmund nach Jena an, die zusammen mit Eisenacher Neonazis und einem bekannten Rechtsrockunternehmer aus Thüringen eine Atmosphäre der Bedrohung erzeugten. Weiterlesen

NS-Ideologie und Fechtduelle: Überregionales Treffen extrem rechter Burschenschaften in Jena-Maua am 22.08.2020

Mitglieder der Burschenschaften HLB Germania Halle (schwarze Mütze, 1.v.r. Moritz Busam), Normannia Jena (2.v.r. mit Rucksack Philipp Duparré, 4.v.r. mit Tasche Alexander Vetter), Alte Burschenschaft auf dem Burgkeller Jena (3.v.r., ohne Mütze, Alexander Jünger), Rugia Greifswald (5.v.r., rote Mütze) bei der Begrüßung vor dem Goldenen Schiff am 22.08.2020 (Foto: Rechercheportal Jena-SHK)

Während am vergangenen Samstag bundesweit tausende Menschen dem sechs Monate zurückliegenden rassistischen Anschlag in Hanau und seinen neun Todesopfern (Link zur Initiative 19. Februar) gedachten, fand in Jena-Maua im Gasthaus „Goldenes Schiff“ ein überregionales Treffen extrem rechter Burschenschaften statt. Ausrichter waren die Burschenschaften Normannia zu Jena und Alte Burschenschaft auf dem Burgkeller Jena. Neben den beiden gastgebenden Jenaer Burschenschaften, deren Mitglieder zum Fechtkampf antraten, nahmen Mitglieder der Burschenschaften Saxo-Silesia Freiburg, Halle-Leobener Germania, Rugia Greifswald, Germania Leipzig, Arminia Leipzig und Dresdensia Leipzig teil. Die Burschenschaften gehören dem Zusammenschluss Waffenring Halle-Leipzig an (Broschüre des Stura Dresden). Es reisten über 40 Personen aus mehreren Bundesländern an. Mehrere der Burschenschaften sind einschlägig aus dem Neonazi-Milieu, aus den Netzwerken der Identitären Bewegung und aus bewaffneten und neofaschistischen Prepper-Netzwerken bekannt. Das Goldene Schiff in Jena-Maua wurde somit einmal mehr zum Treffpunkt der extremen Rechten, nachdem sich das Lokal bereits zum festen Stützpunkt der AfD Jena-Saale-Holzland-Kreis etabliert hatte. Pikantes Detail: Der rechte Treffpunkt ist gleichzeitig das Wahllokal für den Bezirk Jena-Maua und bei der letzten Landtagswahl erzielte die AfD dort ein Top-Ergebnis.

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Kevin Armstroff: Ein bekannter Neonazi im Dienste der städtischen Jenaer ASI GmbH

Kevin Armstroff als Besucher der “Tage der nationalen Bewegung” in Themar am 06.07.2019. (Foto: Recherchenetzwerk Berlin)

Bei einem Unternehmen der Jenaer Stadtwerke, der ASI Anlagen, Service, Instandhaltung GmbH, arbeitet der bekannte Neonazi Kevin Armstroff aus dem Weimarer Land. Armstroff ist seit mindestens 2013 regelmäßiger Besucher von Naziaufmärschen, gehörte zur “Aktionsgruppe Weimarer Land” aus dem Spektrum der “Autonomen Nationalisten” und beteiligte sich an Aktionen der faschistischen Partei “Die Rechte” in Erfurt und Jena. Noch im Dezember 2019 lief er zusammen mit verurteilten Nazischlägern im Hakenkreuz-Pullover über den Erfurter Weihnachtsmarkt. Seit vergangenem Jahr ist er für ASI im Bereich Elektrik in den Häusern von JenaWohnen oder in städtischen Kulturzentren unterwegs. Wenig überraschend, ist doch der politische Ziehsohn Ralf Wohllebens, der frühere NPDler Nico Schneider, Ausbildungsleiter bei ASI.

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