Kommunalwahl-KandidatInnen der AfD im Saale-Orla-Kreis: Mordfantasien und Antisemitismus

Im Saale-Orla-Kreis kandidiert die AfD für den Kreistag sowie die Stadträte in Pößneck, Neustadt/Orla, Schleiz und Triptis. In früheren Artikeln gingen wir bereits mehrfach auf den AfD Gebietsverband Saale-Orla und dessen enge Vernetzung mit Reichsbürger- und Neonazi-Netzwerken ein (siehe 1, 2, 3). Im Folgenden wollen wir uns nun einigen KommunalwahlkandidatInnen widmen, die bisher weniger Beachtung gefunden haben. Hier gehören Nazi-Propaganda und antisemitische Verschwörungsmythen zum guten Ton.

Antisemitismus, Rassismus, Mord- und Gewaltfantasien der Spitzenkandidatin in Triptis

Manuela Behrend steht mit einem blauen Luftballon in der Hand auf dem Schleizer Marktplatz und schaut in die Kamera. Im Hintergrund ist u.a. Hartmut Lucas zu sehen.

Manuela Behrend am 1. Mai 2023 bei einer AfD Kundgebung in Schleiz

In Triptis besteht die AfD-Stadtratsliste aus sieben Personen. In der letzten Legislatur wurde die AfD zunächst durch Oswald Gmeiner und Jens Berg vertreten. Berg schied aus dem Stadtrat aus und wurde durch Karsten Schaller ersetzt, der Ende 2021 verstarb. Wenig später schied auch Gmeiner aus dem Stadtrat aus, nachdem er nach Großebersdorf umzog. Somit hatte sich zum Ende der Legislatur die gesamte AfD-Fraktion aufgelöst.

2024 tritt Manuela Behrend als Spitzenkandidatin für die AfD in Triptis an. Behrend verbreitet auf Facebook fortlaufend extrem rechte, rassistische und antisemitische Beiträge. So teilte sie am 10.09.2023 ein Video, in dem die antisemitische Verschwörungsideologie verbreitet wird, dass Angela Merkel eine polnische Jüdin und Teil einer „zionistischen Geheimsekte“ sei:

Dabei handelte es sich um keinen Einzelfall. Bereits am 20. August teilte sie ein antisemitisches Zitat Viktor Orbans in dem dieser einen Feind im Verborgenen imaginiert und mit zahlreichen weiteren antisemitischen Stereotypen beschreibt. Dieser Beitrag wurde außerdem von der Schleizer Stadtratskandidatin Katrin Nachi-Wittich geliket.

Von Manuela Behrend am 20.08.2023 geteilters Zitat von Viktor Orban: "Wir kämpfen gegen einen Feind, der anders ist als wir. Nicht im Offenen kämpft, sondern im Verborgenen; nicht direkt, sondern listig; (...) nicht national, sondern international; (ein Feind) der nicht an Arbeit glaubt, sondern mit Geld spekuliert; der kein eigenes Heimatland hat, sondern glaubt, ihm gehöre die ganze Welt"

Am 20. August 2023 teilte Manuela Behrend ein antisemitisches Zitat von Viktor Orban. Katrin Wittich likte den Post.

In weiteren Posts ruft Behrend zur Gewalt gegen Migrant*innen auf, indem sie ein Bild mit dem Aufruf „Werde Abschiebehelfer“ teilt, auf dem eine Person mit Baseballschläger dargestellt wird.

Von Manuela Behrend am 23.09.2023 geteiltes Bild eines Manns mit Baseballschläger in der Hand, der sich einen Hemdärmel hochkrempelt. Dazu der Text: "Dein Land braucht dich werde Abschiedehelfer"Diese Gewaltaufrufe führt sie mit einem Bild fort, auf dem ein Pickup mit einer Lackierung, die an Blut auf der Motorhaube erinnern soll, und der Überschrift „2023 DODGE RAM Klimakleber Edition“ zu sehen ist. Damit ruft sie zum Mord an Klimaaktivist*innen auf. Dass es sich um eine reale Gefahr handelt, dass AfD-AnhängerInnen und andere extrem Rechte Autos als Waffen gegen politische Gegner*innen einsetzen, zeigte u.a. der Angriff des AfD Mitglieds Melvin S. in Henstedt-Ulzburg, der mit seinem Auto im Oktober 2020 in eine Gegenkundgebung fuhr, oder 2017 die Ermordung der Antifaschistin Heather Heyer im US-amerikanischen Charlottesville. Es handelt sich dabei aber um kein neues Phänomen, so versuchte z.B. schon 1989 der Neonazi Thorsten Heise einen Menschen aus rassistischen Motiven mit seinem Auto zu ermorden.

Post des Accounts "Du lebst auch nur weil töten illegal ist '-'", den Manuela Behrend am 30.10.2023 geteilt hat. Darauf ist ein Pickup zu sehen dessen Front so lackiert ist, dass es aussieht als sei er blutverschmiert. Das Bild ist überschrieben mit: "2023 DODGE RAM Klimakleber-Edition"Behrend unterstreicht ihren Rassismus weiterhin durch das Teilen von rassistischen Sharepics der neonazistischen Partei „Die Heimat“ (ehemals NPD):

Am 26.11.2023 von Manuela Behrend geteilter Post des Accounts "Die Heimat Mecklenburgische Seenplatte" auf dem mit rassistisch, stereotyp dargestellte Muslim*innen auf einem fliegenden Teppich zu sehen sind. Dazu der Text: "GUTEN HEIMFLUG! #REMIGRATION JETZT! HEIMAT!"

AfD-Anhängerin in der Triptiser Meldebehörde

Mit ihren antisemitischen und rassistischen Postings reiht Behrend sich in die Tradition der Triptiser AfD ein. So wurde bekannt, dass in einer Triptiser AfD-Gruppe, die durch die damalige Kreissprecherin Anja Bergner, administriert wurde, der Holocaust geleugnet wurde.

Anja Bergner bei AfD Demo in Berlin

Anja Bergner bei AfD Demo in Berlin

Screenshot von Heiko Bergners Facebook Profil auf dem dieser als Wohnort "Wittchenstein, Thüringen, Germany" angegeben hat.

Heiko Bergner gibt nach wie vor auf Facebook an in Wittchenstein zu wohnen

Anja und ihr Ehemann Heiko Bergner treten ebenfalls zur Stadtratswahl in Triptis an. Die Bergners leben in Wittchenstein Nr. 16 in der Gemeinde Geroda. Um zur Stadtratswahl in Triptis antreten zu können, müssten sie ihren Hauptwohnsitz in Triptis haben. Die Anmeldung ihres Scheinwohnsitzes in Triptis konnten sie dabei praktischerweise direkt bei einer Kameradin machen. Die für das Meldeamt zuständige Manuela Tränkler ist selbst Anhängerin der AfD und nahm wiederholt an „Montagsspaziergängen“, die von der AfD in Triptis organisiert wurden, teil. Auf Facebook verbreitet sie immer wieder AfD Propaganda. Eine AfD-Anhängerin in einer solchen Position ist nicht nur bei den Wahlen problematisch, sondern stellt eine große Gefahr für Menschen dar, die nicht ins Weltbild der AfD passen, da sie Zugriff auf deren Privatwohnadressen hat.

Collage von drei Bildern. Links Screenshot der Website der Stadt Triptis. Frau Tränkler als zuständige Person für das Meldeamt. Mitte: OTZ Artikel "Die drei jungen Frauen aus der Verwaltung der VG Triptis" mit Bild auf dem Manuela Tränkler zu sehen ist. Rechts: Bild eines "Montagsspaziergangs" in Triptis auf dem Manuela Tränkler als Teilnehmerin zu sehen ist.

links: Manuela Tränkler als zuständige Mitarbeiterin des Meldeamts in Triptis; mitte: Manuela Tränkler als Verwaltungsmitarbeiterin der VG Triptis; rechts: Manuela Tränkler (4.v.l.) am 18. Mai 2020 bei AfD Montagsaufmarsch in Triptis u.a. mit Karsten Schaller (6.v.l.) und Bärbel Kirchner (1.v.r.)

MontagsdemoorganisatorInnen in Pößneck als KandidatInnen

Corinna Schmit und Frank Lipfert in AfD Kleidung vor einem Wahlplakat der AfD.

Corinna Schmidt und Frank Lipfert

In Pößneck treten mit Corinna Schmidt und Frank Lipfert zwei OrganisatorInnen der Pößnecker „Montagsspaziergänge“ als KandidatInnen für die AfD an. Die Aufrufe zu den Aufmärschen wurden von Lipfert und Schmidt unterschrieben. Dabei kam es auch zu Kollaborationen mit dem Reichsbürger Frank Haußner und der Reichsbürgergruppe „Freies Thüringen“.

Montagsdemoflyer mit dem Text: "136. Pößnecker Spaziergang! Montag 5. Dezember 2022 19:00 Uhr Marktplatz Gastredner: Frank Hausner (Freies Thüringen)" Dazu Logos von "Freies Thüringen" und "Pößneck Spaziergang". Corinna Schmidt betreibt einen Schmuckversand mit Impressum im Orlaweg 6. Lipfert ist Klempner und lebt in der Rosa-Luxemburg-Straße 47.

Weitere KandidatInnen

Pößneck

Achim Ernst

Porträt von Achim Ernst

  • Adresse: Kurzackerstr. 1, Pößneck
  • Telefon: 03647/5052972
  • teilte antisemitische Bilder auf Facebook

Holger Jahn

Frank Neumann

Matthias Rham

Porträtfoto von Matthias Rham

  • Adresse: Friedrich-Engels-Str. 28, Pößneck
  • E-Mail-Adresse: matthiasrham@gmx.de
  • Handy: 0173/3736285
  • Automateneinrichter

Heiko Riedl

  • Auto: PN-RH-1, blauer VW Bus

Kerstin Rzehaczek

Porträtfoto von Kerstin Rzehaczek

  • Altenpflegerin bei der AWO

Neustadt/Orla

Conny Löffler

Porträtfoto von Conny Löffler

  • Ex-Partnerin des Geraer Neonazi Christian Klar, mit dem zusammen sie u.a. Neonazi-„Aschermittwoch“ in Ronneburg oder Bratwurststand beim Bundeskongress der Jungen Alternative organisierte
  • Aktivistin bei „Freies Thüringen“

Christoph Rückel

Porträtfoto von Christoph Rückel

Enrico Müller

Porträtfoto von Enrico Müller

  • betreibt Lotto- und Zeitschriftenladen mit Handyreparatur in der Rodaer Straße 24 in Neustadt/Orla
  • Telefon: 036481/899331
  • Handy: 01522/3743805

Schleiz

Michael Funk

Hartmut Lucas

Porträtfoto von Hartmut Lucas

Ralf Matthäi

Katrin Nachi-Wittich

Porträtfoto von Katrin Nachi-Wittich

liked antisemitische Posts

Simone Porst

Porträtfoto von Simone Porst

  • Teil von „Patrioten Ostthüringen“ und an mehreren Aktionen mit „Schuldig“-Plakaten beteiligt
  • teilte Posts der Neonazipartei „Die Heimat“ (ehemals NPD)
  • Auto: SCZ-SP-466, weißer Seat

Falk Schmidt

Porträtfoto von Falk Schmidt

  • Bürgermeisterkandidat der AfD in Schleiz
  • Inhaber des Handyladens KSS-Network in Neumarkt 2, 07907 Schleiz
  • Fax: 03663/424224
  • Telefon: 03663/424222
  • teilt auf Facebook Videos mit Mordfantasien an Klimaaktivist*innen
  • teilt Sharepics von „Die Heimat“ (ehemals NPD)

Uwe Schneider

Michael Soboth

Triptis

Roberto Güttler

Porträtfoto von Roberto Güttler

Silvio Klitscher

Porträtfoto von Silvio Klitscher

Bärbel Kirchner

Foto von Bärbel Kirchner auf AfD Demonstration in Berlin

Maik Hickethier

Porträtfoto von Maik Hickethier