Am Wochenende vom 28. bis 30. März 2025 fand in Pöllwitz, einem Ortsteil von Zeulenroda, ein völkisches Tanzwochende statt. Die Veranstaltung wurde von AkteurInnen der „Volksliedertafel Dresden“ organisiert. Zu den Teilnehmenden zählte u.a. der Holocaustleugner Nikolai Nerling („Volkslehrer“).
Organisator der Veranstaltung war Robert Strehle, der auf Telegram die Namen „DaDon von Hainsberg aus dem Stamm der Sachsen“ und „Freimann DaDon von Hainsberg“ nutzt. Strehle ist Teil der „Volksliedertafel Dresden“ und bewegt sich in Reichsbürger- und völkischen SiedlerInnennetzwerken. Die „Volksliedertafel Dresden“ nutzt völkische Tänze und „Brauchtumspflege“ als Vehikel, um extrem rechte Ideologie zu verbreiten.

Als „Tanzlehrer“ trat Nikolai Nerling in Pöllwitz auf. Der ehemalige Grundschullehrer trat unter dem Label „Volkslehrer“ seit 2017 mit der Verbreitung von Holocaustleugnung und anderen antisemitischen Verschwörungsideologien in Erscheinung. Jahrelang begleitete Nerling als Youtuber Neonazi- und Reichsbürgerveranstaltungen mit der Kamera und bot allen Größen der militanten rechten Szene Raum. Bald trat er auch selber als Lobesredner für die inhaftierte (und inzwischen verstorbene) Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck auf. Als rechter Medienaktivist beteiligte sich Nerling auch am Wehrmachts- und SS-verherrlichenden „Ausbruch“-Marsch in Budapest, wo er gemeinsam mit dem Thüringer Martin Gärtlein und dem bekanten Neonazimusiker Frank Rennicke mitlief. Nerling übte sich außerdem als Anti-Antifa-Filmer und provozierte als solcher auch linke Veranstaltungen. Im November 2024 wurde er in einem Berufungsprozess zu elf Monaten Bewährung verurteilt. Nachdem Berliner Antifaschist*innen seine Nachbarschaft in Berlin-Wedding über Nerlings Rolle in der Neonaziszene informierten, zog Nerling nach Thüringen. Hier versuchte er vor wenigen Jahren noch, SpenderInnen für den Erwerb einer großen Immobilie in Nordthüringen zu finden, die er zu einem völkischen Zentrum ausbauen wollte. Erst vergangenes Jahr erschien Nerling nach einem teilweisen Rückzug aus der Öffentlichkeit wieder auf der Bildfläche, als er gemeinsam mit seiner Partnerin Sophia Fuchs ein völkisches Tanzwochenende im brandenburgischen Rhinow organisierte. Sophia Fuchs war früher als Moderatorin für das rechtsextreme Hetzmedium „Compact Magazin“ tätig. Eine ähnliche Veranstaltung hielten die beiden nun in Pöllwitz im Landkreis Greiz ab.

Mit Janine Wöll aus Weißenborn bei Droyßig im Burgenlandkreis war eine weitere sehr gut vernetzte völkische Neonazistin in Pöllwitz dabei. Wöll ist Anhängerin der inzwischen verbotenen „Artgemeinschaft – Germanische Glaubensgemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung“, in der sich in der Vergangenheit verschiedenste Rechtsterroristen mit völkischen Rechten vernetzten und klandestin zu arisch-germanischen Bräuchen trafen. Wöll nahm schon 2019 an Kundgebungen von Nikolai Nerling in Dresden teil. Im Folgejahr war sie an einer von Nikolai Nerling organisierten Tanzaktion mit weiteren Neonazis und AnhängerInnen der völkisch-antisemitischen „Anastasia“-Bewegung zum Querdenker*innen-Großprotest in Berlin am 29.08.2020 beteiligt. Seit spätestens 2021 tauchte Janine Wöll regelmäßig mit Nerlings gutem Freund Axel Schlimper aus dem südthüringischen Haselbach auf Neonaziveranstaltungen auf, der seinerseits ein genauso glühender Antisemit und militanter Netzwerker ist. Wöll und Schlimper besuchten unter anderem 2021 das Sommerfest der „Gedächtnisstätte Guthmannshausen“ im Landkreis Sömmerda, die von einem Verein von HolocaustleugnerInnen betrieben wird. Im Jahr 2023 nahmen die beiden am NPD-Bundesparteitag in Riesa teil.
Aus Ostthüringen nahm unter anderem Elias Rössel an dem Treffen teil. Rössel lebt in Ranis (Saale-Orla-Kreis) und spielt dort in der Band „Cosmic Crave“ als Bassist. Zuletzt war er gemeinsam mit dem Reichsbürger Ralf Gabel aus Kamsdorf bei der Eröffnung des „Heimat“-Büros in Gera am 30.01.2025 zu Gast. Im Februar 2024 liefen die beiden gemeinsam im Naziaufmarsch in Dresden mit. Rössel und Gabel hatten schon 2024 an Nikolai Nerlings völkischem Tanzwochenende in Rhinow teilgenommen. Dort hatte die örtliche Reiseunternehmerin Verena Blum de Sardon die Organisation des überregionalen völkischen Wochenendes übernommen. Diese war in Pöllwitz mit einer unverkennbaren Mütze in den Farben des Deutschen Reichs dabei.

Daneben nahm mindestens eine der Personen in Pöllwitz bereits 2020 an einer Kundgebung von PandemieleugnerInnen in Jena teil.

Für ihr Treffen konnten die Völkischen das Bürgerhaus „Reußischer Hof“ in Pöllwitz nutzen. Dabei scheint es sich um ein kommunales Gebäude zu handeln, wie die Finanzierung einer neuen Heizungsanlage durch den Zeulenrodaer Stadtrat 2022 zeigt. Leider fällt das thüringisch-sächsische Vogtland nicht zum ersten Mal mit Neonazi- und Reichsbürgerveranstaltungen in öffentlichen Liegenschaften auf. So betreibt die Reichsbürgerin Sandra Oszczak im nahegelegenen Pausa die Freibad-Gastronomie und lädt nach Feierabend gern überregional zu völkischen Ritualen dorthin ein. In solchen Fällen stehen Gemeinden und Städte in der Verantwortung, in Zukunft extem rechten Strukturen und Personen keine Räume zur Verfügung zu stellen, welche diese zur weiteren Organisierung nutzen könnten. Damit ist auch explizit die Pöllwitzer Verwaltung angesprochen, die nun nachvollziehen sollte, welcheR rechte NetzwerkerIn die Raumbuchung vornahm – und wie dem zukünftig ein deutlicher Riegel vorgeschoben wird.